Grace schlief wie ein Stein, als mich Gräfin Lasalle weckte. Unsicher sah ich zu meiner Hofdame, die mir still meinen Morgenmantel reichte. »Lassen wir das Mädchen noch ein bisschen schlafen« schlug sie vor und führte mich in mein Ankleidezimmer.
Nachdem sie mich in eines meiner neuen Kleider gesteckt, frisiert und gestriegelt hatte, versprach sie mir, dass sie bei Grace bliebe. Außerdem war ich nur einen Raum weiter. Aber es fühlten sich an wie Welten. Ich las mir ein Dokument nach dem anderen durch. Bald war mein Kopf voll mit Sitzordnungen und den Themen, mit denen ich ein Gespräch aufrecht erhalten konnte. Obwohl ich diese freundliche Geste zu schätzen wusste, half sie mir nicht. Wie sollte ich mit Gesprächen über Gärten, den letzten Hofball oder die vom Hof geförderten Künste, irgendjemanden unterhalten?
»Majestät«
Grace sank neben der Tür in einen Knicks und ich erhob aus meinem Schreibtisch. Sie sah ausgeschlafen und frisch aus. Viel besser als gestern. »Setz dich, Prinzessin« lud ich sie ein, und beauftragte Gräfin Lassalle Frühstück für uns beide zu organisieren.
»Werdet Ihr bei Papa bleiben?", fragte Grace gerade heraus und ich presste meine Lippen zusammen. Hatte Pagets bereits so viele Liebschaften gehabt, dass Grace ständig Bezugsperson wechseln musste? Das arme Mädchen. Ich sollte Paget dringend fragen, ob ich darüber etwas wissen sollte.
„Werdet Ihr bei mir bleiben?", bohrte sie nach und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Egal wer diese Frauen waren, sie schien sie geliebt zu haben. Vor allem so kleine Kinder brauchten noch ihre Mutter oder einen sehr gewissenhaften Vater. Doch ich konnte mir Paget beim besten Willen nicht in dieser Rolle vorstellen.
„Ich werde dich nicht mehr verlassen", ich griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. Zuerst starrte sie mich nur an, doch dann legte sie ihre dazu. Ich wollte meine Hand schon wieder zurückziehen, doch sie drückte sie ganz fest.
»Es ist in Ordnung Grace«
»Wieso hat mich Papa Euch nicht vorgestellt?«
»Dein Papa ist ein vielbeschäftigter Mann«
Am liebsten hätte ich mich von ihr losgerissen. Woher sollte ich wissen, was in Pagets Kopf vorging? Lassalle brachte uns Frühstück und ich stellte zufrieden fest, dass Grace ein munteres Kind war. Wenn auch mit einer losen Zunge.
Grace fuhr erschrocken zusammen, als die Tür vom Schlafzimmer plötzlich aufging und ein völlig zerstrubbelter Paget herauskam. Als er seine Tochter sah, schloss er für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Er sah zwischen uns hin und her und zog scharf Luft ein. „Geh bitte, Grace", brachte Paget hervor und ich merkte, wie wütend er war. Ich erhob mich, aber er trat einen Schritt zurück. »Grace, ich brauche einen Moment alleine mit der Erzherzogin« - »Natürlich, Papa« Seine Tochter knickste schlampig und lief zur Tür hinaus.
»Paget, sie hatte so Angst alleine bei diesem Wind in ihrem Bett. Ich wusste nicht, was ich hätte anderes tun sollen«
»Sie hat bei dir geschlafen«
»Ja«
Ich schlug die Augen nieder und hörte Paget tief durchatmen.
»Darling. Grace ist sehr sensibel und sie klammert gerne. Ich will nicht, dass sie verletzt wird«
»Wie von deinen Geliebten, die gewechselt haben?«
»Sollte Grace das gesagt haben ... begegnete sie keiner meiner Affären ein einziges Mal. Aber die Gouvernanten wechselten zu oft«
»Tut mir leid, das war taktlos«
Jetzt kam Paget doch auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung. »Ich will für sie da sein. Lässt du es zu?« -«Natürlich, wenn du dir sicher bist« Ich sah überrascht zu ihm auf und strich ihm über seine Haare. »Das war wohl wirklich eine lange Nacht« - »Kommst du mit ins Bett?« Ich lachte überrascht auf und drückte mich nochmal an ihn.
Aber als er nicht mit ein stimmte, zog ich meine Augenbrauen zusammen. »Es ist mitten am Tag, Paget. Nemours hat gesagt, ich muss Dokumente ...« - »Vergiss Nemours« Ich hob meine Augenbrauen und legte meinen Kopf in den Nacken um Paget ansehen zu können. Seine Augen waren dunkel und er starrte auf meine Lippen. Es war das erste Mal, seit Dorian durch unsere Tür getreten war, dass er mich begehrte. Wirklich Begehrte.
Er zog mich näher an sich, bis ich seine Erektion an mir spürte. Ich drückte meine Lippen an seinen Hals. Die Stelle, die ich erreichen konnte ohne mich zu sehr von ihm wegbewegen zu müssen. Paget stöhnte auf, worauf ich noch fester an seiner Haut sog. Ich schob meine Hände unter sein Hemd und spürte die Hitze, die er ausstrahlte.
»Ich will jetzt auch ins Bett« murmelte ich und einen Moment später hatte mich Paget bereits hochgehoben und trug mich ins Schlafzimmer. Meine Bluse schien um hundert Knöpfe zu viel zu haben, als Paget sie in aller Hast öffnen wollte.
Ich stoppte ihn und drückte meine Lippen auf Seine. Mit zittrigen Fingern öffnete ich selbst meine Kleidung. Immer noch Schneller, als wenn es Paget tat. Er zog wahllos Haarklammern aus meiner Frisur, bis alles in wirren Richtungen abstand. Er löste sich lachend von mir.
Eilig zog ich die letzten Nadeln aus meiner Frisur und kämmte sich mit meinen Fingern durch. Unter Pagets Blick wurde mir heiß. Ich hatte meine Bluse längst abgestreift. »Du bist so schön« flüsterte er, worauf ich hilflos zu ihm aufsah. Wieso begehrte er mich dann nicht? Wenn ich doch schön war.
Er schob mir bis zur Bettkante und ließ sich gemeinsam mit mir nach hinter sinken. Als ich sein Gewicht auf mir und seine Erektion zwischen meinen Beinen fühlte, konnte ich aufatmen. Obwohl er einen furchtbaren Kater haben musste, nahm er jedes meiner Signale war. Seine Lippen waren überall und ich war mir nicht sicher, ob ich vor Hitze nicht gleich zerfließen würde.
Als er endlich in mich eindrang, bog ich mich ihm lustvoll entgegen und Pagets stöhnen reichte mir als bestätigen.
Er war härter als sonst.
Schneller.
Wilder.
Und er sah mich nicht an.
Sein Mund schluckte mein Stöhnen und ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Als sich Paget in mir ergoss, überkam auch mich ein überwältigender Orgasmus. Paget hauchte sanfte Küsse auf mein Brustbein, bis hinunter zu meinem Bauchnabel.
Ich zog ihn zu mir herauf und sah ihn fragend an. Aber er legte sich nur neben mich und bettete meinen Kopf auf seiner Brust. Wir sollten diesen Augenblick in die Länge ziehen. Morgen Abend würden wir in Bonheur anlegen. Und dann Gnade mir Gott.
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Lady Lavinia - das Mädchen unter Vielen
Historical Fiction»Ich habe dir erzählt, ich arbeite für die Krone« begann er schließlich und ich nickte. Vielleicht war es eine Kleinigkeit. Meine Schultern entspannten sich ein bisschen. »Ich habe nicht von der englischen Krone gesprochen. Oder überhaupt einem Kön...