Kapitel 21, Teil 1

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Gideon küsste mir rasch die Hand bevor er von Gwen  zu mir und wieder zurücksieht. Nemours hinter ihm sieht genauso verbissen aus. Vielleicht habe ich es doch übertrieben? »Ich nehme an, du hast die Erzherzogin über ihre Möglichkeiten aufgeklärt?« riet er und Gwen zuckte beleidigt mit den Schultern. Es entstand ein unangenehmes Schweigen. Ich habe lediglich einige Hofdamen zurückgeschickt und Grace Erzieherin gewechselt. Es gab keinen Grund für diesen Aufstand. Immerhin erholte ich mich. Das wollte man doch von mir.

»Falls es mich nicht täuscht, ist es meine Angelegenheit, wie ich meinen Hofstaat führe«

»Natürlich, Majestät. Aber Ihr wollt den Klatsch doch nicht weiter nähren«

»Aber was tue ich denn?«

Verzweifelt warf ich die Hände in die Luft. Nemours zog die Schultern nach oben. »Das wird mir zu politisch. Kommst du, Bruder?« Gwen raffte er ihre Röcke und machte auf Höhe von Nemours halt. Gideon folgte ihr zögerlich.

»Bleibst du, André?«

»Bin ich willkommen?«

»Seit wann kümmert dich das?«

Nemours sah seiner Frau mit zusammengebissenen Zähnen nach. Ich hatte Gwen noch nie so schroff erlebt. Etwas lief hier ganz und gar nicht so, wie es sollte. Ich deutete auf meinen Schreibtisch und Nemours nahm seufzend platz.

»Wenn Ihr Euch gegen die Anordnungen Eures Mannes stellt, wird nur noch mehr über seine Affäre gesprochen«

»Warum kümmert Ihr Euch nicht um Eure eigene Ehekrise, bevor er meine lösen wollt?«

»Ihr habt noch keine Ehekrise. Paget wird nichts gegen den Austausch der Hofdamen sagen. Aber ich verspreche Euch, dass Ihr mit Bockigkeit nichts erreicht, Majestät«

Ich war nicht bockig! Wie kam er auf die Idee? Seufzend ließ ich mich zurücksinken. Er konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich darüber hinwegsehen werde, dass er das Bett mit einer anderen Frau teilte. Zumindest musste es ihm klar sein, dass es mich kränkt. Frustriert blies ich Luft aus.

»Wozu ratet Ihr mir, Hoheit?«

»Die Füße still zu halten und Euch einzufügen. Seine Majestät wird zurückkommen«

Ich schloss für einen Moment die Augen und suchte nach Hass oder zumindest ein bisschen Wut. Aber ich fand nur Sehnsucht nach einem Mann, der mich wollte.

»Seine Majestät der Kaiser lässt fragen, ob Ihr einen Empfang für die italienischen Gesandten geben wollt?« wechselte Nemours das Thema und ich seufzte auf. Paget würde schon sehen, was er davon hatte mich fallen zu lassen. Nemours legte einen Stapel Blätter auf den Tisch und ich griff eifrig danach. Empfänge klangen zumindest nach Ablenkung.

Lady Lavinia - das Mädchen unter VielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt