Kapitel 9

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Auf der sonst so friedlichen Straße kämpften die schwarzen Gestalten mit einigen Schülern und den Bewohnern. Da schrie wieder jemand. "Ihr bleibt zusammen!", schrie Sirius und rannte dann mit James und Remus auf zwei Todesser zu, die gerade gegen eine kleine alte Frau kämften. Da sah ich im Augenwinkel, wie jemand zusammenbrach. Ich packte Lily's Hand und rannte weg vom Kampfgeschehen auf die Person zu. Bei einer kleinen Gasse schlichen wir leise auf die beiden Personen zu. Das eine war ein Mädchen aus Hufflepuff, vermutlich in der dritten oder vierten Klasse. Ein großgewachsener Mann stand über ihr und stieß sie grob mit dem Fuß an. Er kam mir seltsam bekannt vor. "Stupor!" Ich feurte einen Zauber ab, der ihn - unvorbereitet wie er gegen meinen Angriff war - niederstreckte. Mit einem "Brachiabindo" fesselte Lily ihn. Vorsichtig kniete ich mich neben das Mädchen. Es blutete stark aus einer Wunde am Bauch. Ich knöpfte ihre Bluse etwas auf und besah die Stelle etwas genauer. Ich schnipste kurz und Lily und ich zogen sie etwas in die Deckung der Gasse. "Kannst du mich hören?", fragte Lily, die neben mir hockte und klofte der Schülerin sanft auf die Wange. Diese stöhnte nur. Ruhig murmelte ich einige Zaubersprüche und versuchte den stetigen Blutfluss zu stoppen. Mit Erfolg. Die klaffende Wunde schloss sich etwas. "Kannst du bei ihr bleiben?", bat ich meine beste Freundin. "Aber..." Doch ich unterbrach sie. "Einfach aufpassen! Nicht bewegen, wenn sie wach wird mit ihr reden, sie ablenken.", wies ich die Rothaarige an und lief dann wieder zurück. Ich entdeckte Remus im Kampf mit einer jungen Frau. Ihre langen, schwarzen Haare waren unter ihrer Kapuze hervorgerutscht. Mein Herz setzte kurz aus. So schnell ich konnte, rannte ich auf die beiden zu. Ich musste Remus helfen, sonst war er gleich nur noch eine Leiche. Im Lauf zog ich meinen Zauberstab und schoss ein "Expelliarmus" auf meine Schwester. Ihr Stab rutschte ihr zwar aus der Hand, doch sie fing ihn wieder auf und wandte sich wutschnaubend um. Da erblickte sie mich, und ihre angestrengte Miene wurde zu einem verdutzten Grinsen. "Sie an, wenn das nicht meine zweite Blutsverräter-Schwester ist!" Sie spielte mit ihrem Zauberstab herum und kam Schritt für Schritt auf mich zu. "Ich hoffe, dass du den hier nicht näher kennst. Er steht auf der falschen Seite, so wie du." Meine Schwester deutete auf Remus und lachte abfällig. "Du kannst deinen Weg noch ändern, Schwesterchen. Und wenn du es nicht tust, dann eben dein Ehemann." Abwartend blieb sie dicht vor mir stehen. Trotzig hob ich den Kopf. "Niemals." Das abschätzige, berechnende Lächeln der Schwarzhaarigen gefror. Ihre Zauberstabhand zuckte leicht nach oben, als wäre sie in Versuchung, mich zu verfluchen. Doch stattdessen drehte sie sich schwungvoll um und wandte sich wieder gegen Remus. Da tauchten wie aus dem Nichts wieder einige Gestalten auf, allen voran Professor Dumbledore, der sofort einige Zauber in Richtung der Todesser schoss. Meine Schwester hielt kurz inne und überlegte scheinbar, ob sie kämpfen oder fliehen sollte. Sie entschied sich für letzteres. "Rückzug!", rief sie und verschwand in einer schwarzen Wolke. Erleichtert lief ich auf Remus zu und umarmte ihn fest. In diesem Moment war es mir egal, was er davon denken könnte.

"Ihr alle wisst warum ihr hier seid. Dieser Angriff war von langer Hand geplant. Es war aber nicht geplant, dass Mary MacDonald, Evana Johnson und Willbur Arthurs dabei umkommen. Es herrscht Krieg, das weiß jeder von euch. Und ihr seid umsere größte Waffe. Entscheidet euch für die richtige Seite. Kapituliert nicht, sondern kämpft. Und denkt immer daran: Hoffnung kann auch in Zeiten der Dunkelheit gefunden werden, wenn du nur nicht vergisst ein Licht leuchten zu lassen." Schweigen erfüllte die Große Halle. Ich senkte den Kopf und schloss meine Augen. Was hatte Mary mir sagen wollen, bevor sie sich aus dem Laden gestürzt hatte? Warum war meine Schwester bei den Todessern, und warum hatte sie mich verschont? Tausende Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Da legte sich eine Hand auf meine Schulter. "Alles gut?", fragte jemand mit rauer Stimme. Ich drehte mich um und sah Remus an. Tiefe Schatten unter seinen Augen zeugten davon, dass er in den letzten Tagen wenig Schlaf hatte. Ich nickte nur stumm. Vorsichtig strich er eine einzelne Träne von meiner Wange. Und in meinem dummen Herzen, dass eigentlich trauern sollte, erwachten die Schmetterlinge. Intuitiv hielt ich die Luft an, als der Blonde mir näher kam. Doch er umarmte mich nur. Wie sich Freunde eben umarmten.

Oben im Gemeinschaftsraum lief James aufgeregt auf und ab. "Ich mach sie fertig! Ich bring sie alle um!" Wütend trat er mit dem Fuß gegen das rote Sofa, auf dem ich saß, und fluchte Sekunden später nur noch mehr. "Wer hat das eigentlich erfunden? Sofas sollten weich sein und einem nicht alle Zehen brechen, wenn man dagegentritt!" Anklagend starrte er mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern und versuchte den Anflug eines Lächelns zu unterdrücken. "Was is'n überhaupt los, Prongs?" Schlaftrunken tauchte Sirius aus einem der Sessel auf. "Hall!", stieß sein bester Freund nur hervor. Mir schwante Übeles. Sirius blickte etwas verwirrt drein. "Weiter?", forderte mein Cousin ihn auf. "Lily und ich sind gerade von unserem Treffen mit den Vertrauensschülern zurückgekommen, da hat er sich mit seinen Freunden uns in den Weg gestellt und gesagt, dass ich auf meine Freundin aufpassen soll, weil Lily ja ein Schlammblut wie Mary ist und das sicher kein Unfall war, wie Dumbledore gesagt hat." Sirius sprang sofort auf und zog James in Richtung Jungenschlafsaal. "Ich hab schon immer auf eine Gelegenheit gewartet, um diesem Idioten eins auszuwischen!", freute er sich. Und schon saß ich wieder allein vor dem großen Kamin. Eigentlich wäre jetzt der perfekte Moment, um mit meinem Aufsatz für Zaubertränke anzufangen. Seufzend stand ich auf und nahm meine Unterlagen von dem Tisch, auf den ich sie vorher gelegt hatte. "Die zwölf Anwedungen von Drachenblut", las ich leise. Dann fiel mir ein weiterer Zettel auf dem Stapel ins Auge. "Dementoren - nützlich oder gefährlich? Verdammt!" Fluchend zog ich das Pergament näher zu mir. Abgabetermin für den Aufsatz in Verteidigung gegen die Dunklen Künste war übermorgen in der ersten Stunde. Na dann, Merlin steh mir bei! Das konnte ein langer Abend werden.
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Hey Potterheads,
erstmal ein großes 'Sorry'! Wir haben - mal wieder - viel zu lange gebraucht... Und leider noch eine schlechte Nachricht: Zissy wird zwei Wochen nach England fahren, das heißt, dass das nächste Kapitel (mindestens) genauso lange brauchen wird.
LG Zissy und Bella

The Other BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt