„Liebe Absolventen, Ihr habt eure sieben Schuljahre nun erfolgreich abgeschlossen. Ihr zieht in die große, weite Welt hinaus, die voller schöner Dinge, aber auch voller Gefahren steckt. Ihr breitet eure Flügel aus, verlasst unsere schützenden und lehrenden Hallen, um eigene Erfahrungen zu sammeln, einen Beruf zu ergreifen und Familien zu gründen. Wann auch immer Ihr zurück an Eure Schulzeit hier bei uns uns denkt, hoffe ich, dass Ihr Hogwarts immer als einen Ort des Lichtes seht. Erhebt mit mir Eure Gläser! Auf Euch!" Dumbledore hob seinen Elfenwein, den man extra für unsere Abschlussfeier in alten Eichenholzfässern aus den Kerkern gerollt hatte, und die gesamte Große Halle tat es ihm gleich. Applaus brandete auf und der Schulleiter setzte sich wieder auf seinen Platz in der Mitte der Lehrertafel. Ich sah mit erhobenem Glas quer durch die Halle und traf Remus' Blick. Sehnsüchtig lächelnd prostete ich ihm zu. Ein missbilligendes Räuspern zu meiner Linken holte mich jedoch wieder zurück in die Realität. Seufzend unterdrückte ich ein Augenrollen und leerte mein Glas in einem Zug. „Nun Cassiopeia, ich denke, dass wir genug gesehen haben. Sobald der Hauptteil dieser lächerlichen Veranstaltung beendet ist, werden wir sofort abreisen." Meine Mutter ließ einen abschätzigen Blick über die bunte Mischung in dem festlich geschmückten Saal wandern. Ein verächtliches Schnauben entwich ihr, als sie sah, wie Sirius mit Marlene lachte. „Wie kann Orion nur so etwas zulassen...", keifte sie und schüttelte entsetzt den Kopf. „Mit Verlaub, Mrs Black, manche Blutsverräter sind hoffnungslose Fälle. Man kann sie nur noch der Familie verstoßen oder... sie beseitigen." Nikolai's ölige Stimme jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken und ich tippte gegen mein Glas, damit es sich wieder füllte. Meine Eltern hatten es anscheinend für eine wunderbare Idee gehalten, meinen Verlobten aus Bulgarien herzubestellen und mir damit meinen letzten Abend in Freiheit zu versauen. Seufzend lehnte ich mich etwas zurück und ließ das Gespräch zwischen meinen Eltern und Nikolai an mir vorbeirauschen. Ich hatte einen letzten Abend, eine letzte Nacht, einen letzten Morgen, bevor mich der Ernst des Lebens einholen würde, und musste ihn mit den drei Personen verbringen, die ich am meisten hasste.
Sichtlich angetrunken stand ich auf und glättete mein Kleid. Nach zwei Stunden, die ich jetzt an diesem dämlichen Tisch verbracht hatte, schmerzte mein Hintern und mein Herz verlangte nach etwas Zuneigung von meinem Freund - Pardon, meinem Liebhaber. „Ihr entschuldigt mich." Ich nickte kurz in die Runde und eilte dann zu meinen Freunden, die sich lachend etwas von mir entfernt unterhielten. Ich schlang meine Arme von hinten um Remus und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Sofort stieg mir sein Parfüm in die Nase und bescherte mir ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. „Na du?", schnurrte ich und grinste in Remus' Halsbeuge. „Miss Black, Sie beehren uns mit Ihrer Anwesenheit?" Der blonde Zauberer lächelte breit und zog mich an sich. „Nun Mister Lupin, ich dachte, ich muss Ihnen etwas meiner kostbaren Zeit schenken.", gab ich zurück und zupfte die Ärmel seines dunkelroten Festumhangs zurecht. „Wie zuvorkommend von Ihnen. Wie gedenken Sie, diese Zeit zu verbringen?" Er hatte seine Arme nun um meine Taille gelegt, während ich meine um seinen Hals geschlungen hatte, und wir bewegten uns langsam im Takt der gedämpften Hintergrundmusik. „Genau so.", murmelte ich und schloss meine Augen, um die aufsteigenden Tränen daran zu hindern, Marlenes Make-Up zu ruinieren. Es kam mir vor wie Stunden, die ich in den Armen meines Freundes verbrachte. Zu uns hatten sich noch einige andere Pärchen gesellt, die alle eng umschlungen auf der improvisierten Tanzfläche tanzten. Irgendwann löste ich mich vorsichtig von Remus und griff stattdessen nach seiner Hand. „Ich will ein letztes Mal die Sterne sehen.", bat ich ihn. Stumm nickte er und zog mich durch die Menge aus der Großen Halle. Ausgelassen liefen wir lachend durch die Gänge,versteckten uns hinter Wandteppichen und Rüstungen, tanzten über den kühlen Steinboden und tauschten auf den wandernden Treppen sanfte Küsse aus. Als wir am Astronomieturm ankamen, waren wir beide außer Atem und Remus' Wangen hatten eine süße Röte angenommen. Ruhiger lehnte ich mich an das Geländer und starrte in die sternenklare Sommernacht. Ich konnte mein Sternenbild erkennen, den großen und den kleinen Wagen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weinte, bis Remus mir eine Träne aus dem Augenwinkel strich und mir einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte. „Es tut mir leid.", hauchte ich und versuchte, die Fassung zurückzugewinnen. Fragend sah er mich an. „Dass wir nur so eine kurze gemeinsame Zeit hatten. Dass ich dich für diesen... diesen bulgarischen Affen verlasse.", stammelte ich und wandte mich von ihm ab. „Hey, Cassy..." Sanft legte der blonde Zauberer einen Finger unter mein Kinn und drehte mein Gesicht so, dass ich gezwungen war, ihn anzusehen. „Du musst dich nicht entschuldigen, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich bin nicht der Richtige für dich, das wusste ich schon immer. Aber es war gut so, wie es war. Ich liebe dich, und deshalb freue ich mich für dich, dass du einen Mann an deiner Seite hast, der dir die Welt zu Füßen legen kann. Und für mich wird das Jahr, das wir hatten, immer meine schönste Erinnerung sein." Die Tränen flossen nur so über mein Gesicht und ich schüttelte heftig den Kopf. Remus zog ein Stofftaschentuch aus seiner Brusttasche und drückte es mir in die Hand. „Sag jetzt einfach nichts, okay? Lass uns... lass uns einfach noch etwas hierbleiben und die Aussicht genießen, bevor wir wieder zurückgehen.", flüsterte er und nahm mich in den Arm.
Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit legte Remus mir seinen Umhang über meine erkalteten Schultern und griff nach meiner Hand. Gemächlich schlenderten wir die Gänge entlang zurück zur Großen Halle. Kurz davor blieben wir schweigend stehen und ich streifte den Umhang wieder ab. „Sehen wir uns später?", fragte ich leise. „Natürlich." Ich lächelte leicht und küsste den blonden Zauberer noch ein letztes Mal. „Ich komme dann zu dir...", fügte ich noch hinzu, bevor ich hinter einem Elternpaar in die Halle zurückhuschte. Ich steuerte direkt den Tisch meiner Eltern an, die sich gerade mit den Halls unterhielten. „Ich werde jetzt zu Bett gehen, schließlich muss ich morgen früh aufstehen, um meine letzten Habseligkeiten einzupacken." Steiff knickste ich vor meinen Eltern. Meine Mutter musterte mich kurz mit erhobener Augenbraue und nickte dann. „Schön, wir werden dafür sorgen, dass du Geleit nach Hause erhältst." Nikolai trat etwas näher an mich heran und verabschiedete sich mit einem galanten Handkuss. „Wenn Ihr es erlaubt, werde ich Cassiopeia vom Bahnhof abholen.", wandte er sich an meine Mutter und lächelte schleimig. „Sehr gerne, Nikolai. Dann sehen wir uns morgen." Mein Vater taxierte mich mit einem letzten kühlen Blick und schritt dann rechthaberisch durch die Feiernden. Aufatmend sah ich den drei Gestalten hinterher, die sich ihren Weg aus der Großen Halle bahnten und machte mich dann ebenfalls auf den Weg hinaus und hinauf in den Gryffindorturm.
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Hey Potterheads!
Willkommen zurück zu einem der letzten Kapitel dieser Geschichte... wir hätten gerne eine gute Entschuldigung für die Verspätung, aber ehrlich gesagt sind wir seit Wochen nicht gerade produktiv :-/
Aber sobald wir diese Geschichte beendet haben, posten wir Northern Vows, dann geht's gleich weiter mit dem Lesestoff :-)
LG Zissy und Bella
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The Other Black
FanfictionWas wäre, wenn Bellatrix, Narcissa und Andromeda noch eine Schwester hätten? Was wäre, wenn Sirius noch eine Cousine hätte? Cassiopeia Black, 17 Jahre, Gryffindor und Blutsverräterin, genau wie ihr Cousin. Sie sieht immer nur das Gute in den Mensche...