Kapitel 12

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Ich öffnete leise die Tür zu unserem Zimmer. Die Vorhänge vor dem großen Fenster mit Blick auf die weitläufigen Ländereien waren zugezogen, ebenso wie die vor Marlenes Bett. Das Zimmer war komplett abgedunkelt. Fragend sah ich Lily an. Diese nickte nur und ging dann auf das große Himmelbett unserer besten Freundin zu. Vorsichtig zog sie die schweren, roten Samtvorhänge zur Seite. Die Blondine lag zusammengerollt wie ein Baby in der Mitte des Bettes, die Arme um ihren Kater geschlungen. Tiefe, ruhige Atemzüge verrieten, dass unsere Freundin fest schlief. Tränenspuren glitzerten auf ihren Wangen, ihre langen Locken standen ihr wirr vom Kopf ab, und sie trug immer noch ihre Schuluniform. Lily lockerte ihre Krawatte etwas und zog ihr die Schuhe aus, ich holte derweil eine unserer Decken vom Sofa. "Hoffentlich geht's ihr gut...", murmelte die rothaarige Hexe und sah Marlene besorgt an. "Ich glaube, wir sollten mit Professor McGonagall sprechen."


"Professor, es tut uns wirklich sehr leid, sie um diese Uhrzeit zu stören, aber wir haben ein wichtiges Anliegen." Professor McGonnagall stand in einem Morgenmantel mit Schottenkaro-Muster in der Tür. "Sie konnten also nicht bis morgen nach dem Frühstück warten?" Ich schüttelte energisch den Kopf. "Auf keinen Fall! Es geht hier quasi um Leben und Tod." "Na dann, kommen sie herein,. Um Leben und Tod...", murmelte unsere Lehrerin und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wies auf zwei bequem aussehende Stühle vor ihrem großen, dunklen Schreibtisch, der penibel aufgeräumt war. "Ingwerkeks?" Die Hexe hielt uns eine Glasdose hin. "Gerne, vielen Dank." Lily griff in das Glas und nahm sich ein Gebäckstück. "Es geht um Marlene. Marlene McKinnon. Sie war heute ja nicht im Unterricht. Außerdem hat sie mit niemandem gesprochen.", zählte ich auf. "Und sie hat geweint.", ergänzte Lily. "Sie hat noch nie geweint." Ich sah unsere Lehrerin auffordernd an. "Wissen sie etwas? Und wenn ja, können sie es uns sagen?", bat ich. "Ich weiß nicht, ob Miss McKinnon das möchte." Die grauhaarige Hexe seufzte schwer. "Aber Professor, wir sind ihre besten Freundinnen, wir wissen alles über sie. Wir machen uns einfach nur Sorgen! Ihr ging es noch nie so schlecht.", gab ich zurück. Die Lehrerin setzte sich hinter ihren Schreibtisch und sah uns prüfend an. "Haben sie heute morgen Zeitung gelesen?", fragte sie. Ich warf Lily kurz einen Blick zu und nickte dann. "Dann haben sie bestimmt mitbekommen, dass... eine Muggelfamilie getötet wurde." Lily wurde plötzlich ganz bleich. "Heißt dass..." Professor McGonagall nickte ernst. "Ja. Die Familie McKinnon wurde getötet. Das Ministerium nimmt keine Stellung, aber wir wissen aus einer sicheren Quelle, dass es wohl die Todesser waren." "Oh Gott!" Lily brach in Tränen aus und ich musste mich zusammenreißen, damit ich nicht auch zu weinen begann. "Ich bitte sie, behandeln sie Miss McKinnon jetzt nicht wie ein rohes Ei. Die Beerdigung wird wohl in drei Tagen sein. Wenn ihre Freundin das möchte, sind sie alle vom Unterricht freigestellt und dürfen sie als seelische Unterstützung begleiten. Das geht allerdings sonst niemanden etwas an. Sie bewahren bitte Stillschweigen darüber." Die Professorin blickte uns prüfend an. "Und nun gehen sie bitte in ihre Betten, es ist schon spät und sie haben morgen Unterricht." Mit diesen Worten stand sie auf und kam um den Tisch herum. "Das Wichtigste ist jetzt, dass sie ihre Freundin unterstützen und für sie da sind." Sie lächelte kurz. "Ich bin mir sicher, dass sie beiden dafür wie geschaffen sind."

Schweigend gingen wir die restlichen Treppenstufen zum Gryffindorturm hinauf. "Denkst du... denkst du, dass es wirklich die Todesser waren?", fragte Lily plötzlich. "Wer denn sonst? Sie werden ja nicht einfach so umgefallen sein.", gab ich wenig einfühlsam zurück." Lily lebte immernoch in ihrer Traumblase, in der alle sich liebten. "Marls kann froh sein, dass sie hier ist. Die Todesser schrecken vor nichts zurück. Sie wählen einfach willkürlich..." "Hör auf, Cassy!", fuhr Lily dazwischen. Betroffen schwieg ich. Man konnte Lily sonst nie ihre Gefühle oder Gedanken ansehen. Die drückende Stille zog sich bis zum Gemeinschaftsraum. Dort saßen die vier Rumtreiber. "Wormy ist wieder da." Sirius klopfte dem untersetzten, blonden Zauberer auf die Schulter. "Hey! Geht's dir wieder gut?", fragte Lily und lächelte leicht. Ich nickte ihm nur zu. Irgendetwas sagte mir, dass ich Pettigrew besser nicht traute. "Wo kommt ihr eigentlich her?" Remus sah mir direkt in die Augen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch wurden sofort wach und tanzten aufgeregt herum. 'Er denkt ihr seid nur Freunde', hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. "Von Professor McGonnagall.", gab ich zurück und wandte mich zum gehen. "Warum?" Die Kälte in seiner Stimme lies mich zusammenzucken. Warum war er plötzlich so? Langsam wurde mir dieses ganze Hin und Her zu blöd. Einmal wollte er mich küssen, suchte die Nähe zu mir, im nächsten Moment stempelte er mich als 'Freundin' ab. "Was geht dich das an?", gab ich schnippisch zurück. "Ich dachte, wir wären befreundet." Ich wurde beinahe wahnsinnig! Mussten die Rumtreiber wirklich immer an unserem Rockzipfel hängen? Ich drehte mich um und lächelte zynisch. "Das heißt nicht, dass ihr automatisch eure Nasen überall reinstecken müsst!" Sirius und James schnappten empört nach Luft. Doch ich lies mich dadurch nicht beirren. "Es gibt auch manches, was ihr nicht wissen müsst. Und es nervt mich schön langsam wirklich, dass du dich wie ein brütender Drache aufführst! Wo wart ihr, wo geht ihr hin, was habt ihr gestern gemacht, was macht ihr heute, man Remus, es reicht! Hör auf mich zu kontrollieren als wärst du meine Mutter! Und du auch Sirius! Ich finde es echt scheiße von euch, dass ihr mir ständig meine Dates vergrault! Ich ende irgendwann als die komische alte Tante, die auf Familienfesten alleine in der Ecke sitzt, weil mich keiner will! Egal wo wir sind, da seid ihr auch! Es reicht, okay?! Ihr seid weder meine großen Brüder, die mich vor den ganzen Idioten bewahren müssen, noch seid ihr meine Mutter, die aufpasst, dass ich mir keine Fehltritte und Fauxpas erlaube!!!" Mit diesen Worten rauschte ich die Treppen in den Schlafsaal nach oben. Oben an der Tür blieb ich kurz stehen, um mich zu beruhigen. Da konnte ich Sirius' ratlose Stimme hören."Hat sie grade ihre Tage?"

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Hey Potterheads!
Ufff... Cassy hat endlich mal ihre Meinung gesagt. Ob das wohl etwas ändert? Wir werden's sehen. Immerhin waren wir jetzt einigermaßen schnell mit dem neuen Kapi, was dran liegt, dass wir gerade Studienfahrten haben, das heißt gaaaaaaanz viel Busfahren und dadurch auch gaaaaaaanz viel Zeit zu schreiben ;-)
LG Zissy und Bella

The Other BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt