Kapitel 23

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„Wir sind da, Cassy!" McLaggens dunkle Stimme riss mich aus meinem leichten Schlaf. Ich blinzelte einige Male, um die Müdigkeit aus meinen Augen zu vertreiben. Der Gryffindor hatte den Vorhang wieder geöffnet und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne schienen mir ins Gesicht. Ich streckte mich kurz und stand dann langsam auf. Meinen kleinen Rucksack streifte ich über meine Schulter. McLaggen war schon aufgesprungen und hatte die Abteiltür geöffnet. Galant hielt er sie mir auf. Ich schmunzelte leicht und stieg gedankenverloren aus dem Zug aus. Der blonde Zauberer blieb neben mir stehen und fuhr sich etwas unsicher durch seine Haare. „Hör mal Cassy, ich..." Neugierig drehte mich um und sah in seine Augen. Mir war noch nie aufgefallen, dass sie unterschiedliche Farben hatten. Fasziniert starrte ich ihn an. „Ich weiß, dass du gesagt hast, dass du nicht wie alle anderen bist, und das versteh ich auch total. Und es tut mir auch wirklich leid, weil ich weiß, dass du mit Lupin zusammen bist..." Ich runzelte kurz die Stirn. „Ähm, warte mal Blair. Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst. Außerdem ist das mit Remus aktuell etwas... kompliziert. Und überhaupt..." Ich stoppte abrupt, als McLaggen plötzlich seine Lippen auf meine drückte. Ich war kurz geschockt, schloss dann jedoch meine Augen. Mooooment, was sollte das bitte?! Blitzschnell riss ich meine Augen wieder auf und wich von ihm ab. Hatte ich gerade wirklich McLaggen geküsst? Erschrocken sah ich ihn an und suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen für die Gefühle, die soeben in mir schäumten. Seine Augen blitzten freudig und er deutete den Ansatz eines Lächelns an. „Also, bis dann..." Er zögerte kurz, verschwand dann jedoch in der kleinen Menschenmenge, die sich am Gleis tummelte. Wie festgefroren stand ich da und starrte ihm nach, wie er mit beschwingten Schritten zu einem Paar - offensichtlich seine Eltern - am anderen Ende des Gleises ging und sie begrüßte. Bevor er durch den Pfeiler verschwand, drehte er sich noch einmal um und winkte mir zu. Verspätet hob auch ich meine Hand und gab den Gruß zurück.

An eine der breiten Säulen gelehnt wartete ich nun bereits seit einer halben Stunde auf jemanden, der mich zu meinen Eltern brachte. Ich hatte zwar letztes Schuljahr wie alle anderen die Apparierprüfung abgelegt, aber die beiden bestanden darauf, immer einen ihrer Todesserkollegen zu schicken, die mich abholten. Meine Gedanken drifteten weiter zu dem, was eben erst passiert war. Warum bei Merlin's Bart hatte Blair mich geküsst? Und warum hatte ich ihn nicht sofort von mir geschubst? Warum hatte ich stattdessen meine Augen geschlossen, mich ihm hingegeben, sodass er nun vermutlich dachte, dass ich etwas von ihm wollte? So viele Fragen, keine Antworten. Mir schwirrte der Kopf und ich war so in Gedanken versunken, dass ich das leise Appariergeräusch nicht hörte. Ich sah erst auf, als das Geräusch fester Schritte verklang und jemand seinen Schatten auf mich warf. Meine Augen verengten sich postwendend zu kleinen Schlitzen, als ich sah, wen meine Eltern diesmal auserkoren hatten. Travers grinste mich frech an. „Ich soll dich zu deinen Eltern eskortieren. Kannst du das etwa noch nicht alleine?", meinte er gehässig. „Vielen Dank, aber auf dich als Begleitung kann ich verzichten.", gab ich zurück. Er zuckte nur mit den Schultern, packte mich an der Hüfte und riss mich mit in den Apparierstrudel.

„Das nächste Mal warnst du mich gefälligst vor!", keifte ich. Belustigt hob der Slytherin eine Augenbraue. „Das nächste Mal?" Ich schnaubte nur und versuchte, mich von ihm loszumachen, doch er hielt mich immer noch fest. „Weißt du Black, wenn du kein Blutsverräter wärst, würde ich sogar das Angebot deiner Eltern annehmen und dich heiraten." Er grinste noch eine Spur überheblicher. Süßlich lächelte ich zurück. „Und selbst wenn du nicht so unterbelichtet und abartig wärst, würde ich dich trotzdem nicht nehmen!" Ich riss mich von ihm los und ging hoch-erhobenen Hauptes die Treppenstufen zu unserem Haus hinauf. Etwas zögerlich griff ich nach dem großen Türklopfer und schlug ihn dreimal gegen die imposante Pforte des Black'schen Anwesens. Hinter mir hörte ich das leise Lachen von Travers, der sich ebenfalls zur Türe bequemte. Da öffnete sich jene auch schon. Nelly, eine unsere Hauselfen, verbeugte sich tief. „Miss Cassiopeia, die Herrschaften erwarten sie im Grünen Salon. Sie sollten sich vorher aber möglicherweise umziehen.", fügte das untersetzte Geschöpf mit einem Blick auf meine Lederjacke und die abgetragenen Stiefel hinzu. Seufzend folgte ich der Hauselfin die Treppe hinauf, nicht ohne mich noch einmal nach Travers umzudrehen. Er starrte dich tatsächlich auf meinen Arsch! Provozierend grinste er mich an. Ich verdrehte jedoch nur die Augen und ging die letzten Stufen hinauf.

Mein Zimmer war genauso geblieben, wie ich es zu Beginn des Schuljahres verlassen hatte. Nelly wuselte sofort zu meinem Schrank und durchsuchte meine Kleider, während ich mich auf mein Bett setzte und eines der Fotos von meinem Nachttisch nahm. Es zeigte James, Sirius, Remus, Lily, Marlene und mich. Peter hatten wir genötigt, das Bild zu machen. Während James sich immer durch die Haare fuhr und der rothaarigen Hexe, die unter gesenkten Liedern hin und wieder zu ihm hinübersah, immer wieder einen sehnsüchtigen Blick zuwarf, flirtete mein Cousin abwechselnd mit dem Betrachter des Bildes und Marlene, um die ich einen Arm gelegt hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass Remus auf dem Bild öfter in meine Richtung blickte und dann lächelte. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen, als ich die unbeschwerte Heiterkeit sah, die wir alle an den Tag gelegt hatten. Und Remus... Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wilder den je und verdeutlichten mir, dass meine Worte am Vortag eindeutig ein Fehler waren. Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als meine Zimmertüre mit einem Knall aufflog. Meine Mutter stand mit verschränkten Armen in der Tür und starrte mich abschätzig an. „Was trägst du da, Cassiopeia?", fragte sie lauernd. „Eine Lederjacke?" Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Das ist gewiss wieder eines dieser Muggeldinge, nicht?" Bedrohlich baute sie sich vor mir auf. „Nein, es ist aus der Winkelgasse." Ich spürte, wie sie versuchte, in meinen Kopf einzudringen. Blitzschnell dachte ich an die Zauberermeile in London und schob sie dann aus meinen Gedanken. Meine Mutter sah mich noch einmal misstrauisch an und rauschte dann theatralisch aus dem Zimmer. „In dreißig Minuten im Grünen Salon. In standesgemäßer Kleidung!"

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Hey Potterheads,
neues Kapitel!!!! Bitte bringt uns wegen der McLaggen-Aktion nicht um...
Bis zum nächsten Kapitel ;-)
LG Zissy und Bella

The Other BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt