Kapitel 37

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Die Wochen bis Weihnachten zogen sich wie Bubbels Bester Blaskaugummi, wenn man ihn zu lange kaute. Die Siebtklässler liefen allesamt mehr schlafend als wach durch die Gänge, bemühten sich, während des Unterrichts wach zu bleiben und während der Mahlzeiten nicht vor Müdigkeit mit dem Kopf in den Teller zu fallen. Unter der Hand lief ein reger Schwarzhandel von Muntermachern und leistungssteigernden Mittelchen, die den Käufern allerdings keine guten Noten, sondern höchstens einen kurzen Aufenthalt im Krankenflügel bescherten, und das sehr zum Leidwesen von Madam Pomfrey, die nur mit den Augen rollte, wenn erneut ein Schüler von seinen Freunden gestützt in ihr Terrain stolperte. In der Bibliothek waren stets alle Tische voll besetzt, und bevor Madam Pince am Morgen die große Flügeltüre aufschloss, hatte sich bereits eine kleine Traube gebildet, die noch vor dem Frühstück etwas nachschlagen wollte. Sogar die Rumtreiber zog es in ihrer Freizeit in die ausgedehnten, immerzu stillen Hallen, zur großen Verwunderung ihrer Mitschüler und des Lehrkörpers. Es ging zudem das Gerücht um, das zwei Ravenclaws es sogar geschafft hatten, zwischen den Regalen zu übernachten. Und plötzlich verlangten auch gutmütige Lehrer wie Slughorn ihren Schülern einiges an Leistung ab. So hatte Yaxley während einer Doppelstunde Zaubertränke einen Nervenzusammenbruch und musste zu Poppy gebracht werden, weil er nicht aufhörte, wirres Zeug von dunklen Wolken und riesigen Raben zu erzählen - sehr zur Belustigung einiger Erstklässler, die ihn noch einige Wochen später damit aufzogen. Dazu kam das hartnäckig kalte Novemberwetter, das mit eisigem Wind und nie endendem Regen aufwartete. Auf Schnee wartete man vergeblich. Und so verlegte Professor McGonagall schweren Herzens zwei Quidditchspiele, zum Erleichtern der betroffenen Mannschaften, da niemand große Lust verspürte, bei null Grad und dem peitschendem Ostwind aus Rumänien ein Match auszuspielen - ohne Zuschauer.

Und plötzlich war Weihnachten da. Die Große Halle war geschmückt mit vier riesigen Tannen, neben denen sogar Hagrid klein aussah. Von der Decke rieselten sogar einige Schneeflocken - Lily's Werk. Die Nadelbäume waren jeweils in den Hausfarben geschmückt - der rot-goldene Baum der Gryffindors strahlte besonders, während der grüne Schmuck der Slytherins an den gut benadelten Zweigen unterging - und funkelten und leuchteten munter vor sich hin. Und wer nicht aufpasste, blieb unter einem der vielen Mistelzweige stecken und musste warten, bis sich jemand erbarmte und ihn küsste. Die Gryffindors hatten sie wie die Jahre zuvor verzaubert und machten sich einen Spaß daraus, den vor Wut schäumenden Snape, den niemand aus seiner misslichen Lage herausküssen wollte, aufzuziehen. Nicht einmal Flitwick hatte einen passenden Gegenzauber finden können und den Rumtreibern im Jahr zuvor fünfzig Punkte für „außerordentliche Zauberleistung außerhalb des Unterrichts" verliehen. Man konnte außerdem immer wieder eine Schar kichernder Mädchen beobachten, die sich auf die verzauberte Stelle stürzten, wenn eine Gruppe Jungs auf sie zukam. Aber die Mistelzweige waren nicht nur Störfaktoren, ein lästiges Übel auf dem Weg zum Klassenzimmer, sondern auch ein fantastisches Verkupplungsmittel. So fanden sich beispielsweise Peter Pettigrew und Lizzie Goldstein, eine Sechstklässlerin aus Hufflepuff, die ihn nach dreistündigem Ausharren im Gang vor dem Klassenzimmer für Wahrsagen von dem Fluch befreite.

Gut gelaunt und ausgiebig tratschend schlenderte ich mit Lily und Marlene von der Bibliothek in Richtung der Großen Halle. Vorsichtshalber warf ich hin und wieder einen Blick an die Decke, da ich keine Lust hatte, von irgendeinem schleimigen Slytherin freigeküsst werden zu müssen. Da kamen uns James und Sirius entgegen, fröhlich vor sich hin pfeifend. „Hallihallo Mädels!" Mit einem breiten Grinsen küsste mein Cousin Marlene. James wiederum begnügte sich mit einer Umarmung von Lily. Etwas misstrauisch musterte ich die beiden. Ihre Augen glitzerten diabolisch und sie grinsten über beide Backen. „Also, wir gehen dann mal...", Sirius sah seinen besten Freund hilfesuchend an, „In die Bibliothek.", vervollständigte James. „Jaa, genau, in die Bibliothek. Bis dann!" Und schon waren sie eilig hinter einem Wandteppich in einen Geheimgang verschwunden. „Das war vielleicht seltsam." Lily sah uns etwas verwirrt an. „Denkt ihr, sie haben Snape schon wieder verhext?", mutmaßte Marlene und zog ihren Zauberstab aus der Hosentasche. „Hoffentlich müssen wir ihn nicht wieder von der Decke holen...", seufzte Lily und spähte vorsichtig um die Ecke. Grinsend zog sie ihren Kopf zurück. „Weißt du was Cassy, ich glaube, Marlene und ich begleiten die beiden in die Bibliothek. Bis dann!" Schwungvoll zog sie die protestierende Blondine in die entgegengesetzte Richtung. Verwirrt ging ich um die Ecke und musste Widerwillen lächeln. Remus stand grummelnd unter einem Mistelzweig, sichtlich verärgert darüber, dass ihn gerade niemand von dem Fluch befreien würde. Der Rest der Schüler war entweder beim Abendessen oder in den Gemeinschaftsräumen. Mit dem Gefühl von tausenden Schmetterlingen im Bauch schlich ich mich an ihn heran und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. Überrascht drehte mein Freund sich um und sein Blick wurde weich, als er mich sah. „Mister Lupin, was tun Sie denn hier?", fragte ich neckend. „Ich habe auf sie gewartet, Miss Black.", gab er grinsend zurück. Gespielt empört schnappte ich nach Luft. „Sie stellen mir nach?" „Ich bin verrückt nach Ihnen...", murmelte er blonde Zauberer und strich mir eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Aussage bescherte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper. Sanft stupste seine Nase mit meiner an und legte meine Stirn an seine. Remus' Augen funkelten in einem intensiven Schokoladenbraun. Seine Wimpern waren lang und dicht. Und er hatte einige winzige Sommersprossen auf dem Nasenrücken. Seltsam, dass mir das noch nie aufgefallen war...

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Hey Potterheads!
Welcome back... Was sagen wir diesmal? Schulstress, Oberstufe, Seminararbeit, bla bla bla...
Und irgendwie schleicht gerade alles so dahin, das schreit geradezu nach einer kleinen Wende der Dinge *grins*
Aber wir wollen mal nicht zu voreilig sein, wir brauchen ja sowieso wieder ewig und drei Tage bis zum nächsten Update :-/
Bis dann,
LG Zissy und Bella

The Other BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt