Kapitel 15

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Als ich am nächsten Morgen wach war, hörte ich als erstes: nichts. Es war extrem ruhig. Also öffnete ich vorsichtig erst mein linkes, dann mein rechtes Auge und sah mich erstaunt um. Wo bei Merlin war ich? Ich sah mich kurz etwas genauer um. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die vielen Bücher überall im Raum. Die vielen leeren Schokoladenpapiere. Die Karte der Rumtreiber auf dem Bett schräg neben dem, in dem ich gerade lag. Der Tarnumhang, mit dem ich... zugedeckt war? Da kam mir auch der gestrige Abend wieder in den Sinn. Die Hitze schoss in mein Gesicht und meine Wangen kribbelten verräterisch. Prüfend sah ich nach, ob ich meine Unterwäsche noch trug. Aber Remus wäre doch niemals so weit gegangen... oder? Remus... wie sollte ich ihm bloß jemals wieder in die Augen sehen können?! Normalerweise war ich nicht gerade schüchtern, aber wenn ich nur an gestern Abend dachte, wurde ich rot wie eine Tomate. Ich atmete kurz tief durch und verließ dann fluchtartig das Zimmer der Rumtreiber.

"Guten Morgen!" Nervös lächelnd ging ich auf den Gryffindortisch zu. "Psst, nicht so laut! Sirius hat nen Kater..." Marlene hielt ihm spaßeshalber seine Ohren zu und grinste mir verschwörerisch zu. Wie es der Zufall - oder vielleicht auch das Schicksal - so wollte, stand ich direkt bei Remus. Schnell setzte ich mich neben ihn und küsste ihn kurz auf die Wange. Remus lief leicht rosa an, während ich mir vergnügt eine Semmel aus dem Brotkorb nahm. Innerlich gratulierte ich mir, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Bis ich Sirius' Blick bemerkte. Misstrauisch sah er zwischen mir und seinem besten Freund hin und her. Da lehnte Marlene sich gespielt interessiert zu mir herüber. "Sag mal Cassy, wie war's denn gestern eigentlich noch so?" Ich sah sie strafend an. "Super!", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wie habt ihr denn so schnell eine Besenkammer gefunden?", fragte sie fröhlich weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Remus immer röter wurde, ob vor Wut oder Scham, wusste ich nicht. "Marlene!", zischte ich wütend. "Wie weit seid ihr denn..." "Enteder du hältst jetzt deine Klappe, McKinnon, oder ich hex' dir einen Entenschnabel an!" Remus hatte sich bedrohlich aufgerichtet und funkelte die Blondine böse an. Diese sah kurz etwas erschrocken drein, lachte dann jedoch laut auf. "War's denn so schlecht? Tja, Alkohol hemmt eben. Sirius hat's gestern auch nicht mehr anständig hinbekommen, dabei..." Weiter kam sie nicht, denn Remus hatte schon seinen Zauberstab geschwungen. In Marlene's Gesicht prangte nun ein großer Entenschnabel, durch den nur noch ein leises Quaken kam. Doch mir war bereits bei ihren ersten Worten das Blut in die Wangen geschossen. Marlene war einfach viel offener was 'das Thema' betraf. Ich war jetzt nicht prüde und zugeknöpft, aber manchmal wünschte ich mir, ich konnte etwas offener und lockerer damit umgehen, wie eben meine beste Freundin.

"Huch, Miss McKinnon, wer hat ihnen denn den verpasst?" Mister Smith besah sich belustigt Marlene's Gesicht. "Der soll die Finger von meiner Freundin lassen...", knurrte Sirius leise. Ich zog nur kurz eine Augenbraue hoch. Dann zog der blonde Lehrer seinen Zauberstab und befreite sie kurzerhand von ihrem Übel. "Ein eifersüchtiger Liebhaber?", fragte er neugierig. "So ungefähr.", patzte Sirius und zog Marlene zu der hinteren Reihe. Ich folgte den beiden einfach und lies mich neben Remus auf den freien Platz fallen. "Hey!" Ich lächelte breit. Er warf kurz einen Blick zu Sirius am anderen Ende der Reihe hinüber, der gerade auf Marlene einredete, und grinste dann zufrieden. Und kaum hatte ich mich nach vorne gewandt, legte er - wie zufällig - einen Arm um mich. Als seine Hand über meinen Arm strich, kamen die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder hoch, und die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie verrückt herum. Ich riskierte einen kurzen Blick zu dem blonden Zauberer. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. "Miss Black, ich bin mir sicher, dass Mr. Lupin sich geschmeichelt fühlt, wenn ich ihm sage, dass sie ihren Blick nicht von ihm wenden können, aber es wäre sehr freundlich von ihnen, wenn auch sie jetzt meinem Unterricht folgen würden." Mister Smith hatte einen leicht gequälten Gesichtsausdruck. Das ganze Klassenzimmer hatte sich zu mir umgedreht und starrte mich an. Betont interessiert griff ich nach meiner Feder, um mir Notizen zu machen. Ich war nicht besser als all die anderen Mädchen, die ich jahrelang für ihr Geschmachte verspottet hatte.

"Uff, endlich! Diese Krawatten sind so was von unbequem." Erleichtert zog Marlene ihre Krawatte aus und öffnete ihren Blazer, sowie die drei obersten Knöpfe ihrer Bluse. "Marls!" Lily sog empört die Luft ein. "Ach, lass mich doch Lily! Ich kann mit diesem dummen Ding nicht atmen." Lässig wirbelte sie die rot-goldene Krawatte wie ein Lasso herum, was ihr einige anzüglich Pfiffe von den Hufflepuffs einbrachte, die gerade von den Gewächshäusern hereinkamen. "Das wird Sirius nicht gefallen.", fügte ich leise hinzu. "Falsch! Das weckt das Tier in ihm und zack", sie schnipste mit den Fingern "hab ich ihn!" Die Blondine grinste breit und ihre Augen glitzerten vor Belustigung. "Wie... du hast ihn?", hakte Lily nach. "Na, da wo ich ihn will." Sie zwinkerte uns kurz zu. "In der Besenkammer. Über mir. Oder auch unter mir...", fügte sie mit einem zweideutigen Wackeln ihrer Augenbrauen hinzu, als sie unseren ratlosen Blicke bemerkte. Lily verzog das Gesicht, als hätte sie sauren Kürbissaft getrunken. "Danke, keine Details!" Marlene lachte kurz auf. "Hatte ich sowieso nicht vor!" Da tauchte plötzlich Remus an meiner Seite auf. "Hey Cassy, kann ich kurz mit dir reden?", fragte er leicht außer Atem. Mein Herz machte einige kleine Hüpfer, doch ich versuchte mich ganz normal zu benehmen. "Klar! Ihr könnt ja schon mal vorgehen." Marlene zwinkerte mir verschwörerisch zu und zerrte Lily mit sich mit. "Also, du wolltest..." Ich wurde abrupt unterbrochen, als Remus mich in einen Geheimgang zog und mich stürmisch küsste. Überrascht fuhr ich ihm durch seine Haare. "Was sollte das denn?", fragte ich etwas atemlos. "Na ja, ich dachte... wir sollten mit Sirius etwas aufpassen... also, wenn du willst, können wir auch..." Lächelnd legte ich ihm einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm zu schweigen. "So stürmisch kenne ich dich gar nicht." "Gefällt es dir denn?" Er grinste frech und küsste sich an meinem Hals hinab, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. "Sehr. Aber wir müssen jetzt trotzdem zum Essen, bevor irgendjemand Verdacht schöpft." Da biss Remus zärtlich in die Haut über meinem Schlüsselbein. Etwas bstimmter nahm ich seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn noch einmal kurz. "Komm jetzt, wir müssen los." Der Zauberer verdrehte gespielt die Augen, folgte mir dann aber. "Du gehst übrigens in die falsche Richtung."

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Hey Potterheads,
freut euch des Lebens, wir haben schon wieder ein neues Kapitel, juhu!!! Was vermutlich daran liegt, dass wir gerade so cute Pärchen-Szenen schreiben und selber von Amor getroffen wurden :-)
Wie findet ihr Remus' dominantes Auftreten?
LG Zissy und Bella

The Other BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt