Prolog

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Die klare Flüssigkeit im Glas vor ihm schlug sanfte Wellen gegen die Wände seines Gefäßes, als er es leicht in seiner Hand schwenkte.

Seine Augen unablässig auf das Getränk gerichtet, versuchte er sich auf die Gespräche in der kleinen Kneipe zu konzentrieren.

Starker Regen prasselte von draußen gegen die Fenster. Der Regen war auch der Grund dafür, dass der schummrige Raum voller war als gewöhnlich.

Das Klicken der Billardkugeln in einer der hinteren Ecken unnd das unablässige Gemurmel der anderen Gäste ließen seine Gedanken immer wieder abschweifen.

Gedanken an die Vergangenheit. Gedanken an eine Zeit, die er eigentlich hatte vergessen wollen.

Eilig nippte er an seinem Getränk. Entsetzt verzog er sein Gesicht, atmete aber gleich darauf erleichtert durch. Zufrieden leckte er den Alkohol von seinen Lippen. Es tat gut die Gedanken durch das brennende Gefühl im Hals zu vertreiben.

Er nahm die anderen Gäste wahr. Ein paar lachende Frauen, murmelnde Männer. Allerdings hielt das Gefühl nicht lange an und die Gedanken strömten langsam wieder zurück.

Das Bimmeln der Tür ließ ihn aufhören. Das klatschende Geräusch des prasselnden Regens draußen auf dem Gehweg drang in den Raum, bevor die Tür ein weiteres Mal bimmelte und dann ins Schloss fiel.

Kurz später quietschte der Barhocker neben ihm und im Augenwinkel sah er, wie sich jemand darauf schob.

„So ein Scheiß.“, murmelte die Person neben ihm.

Aus dem Augenwinkel warf er ihr einen Blick zu.

Neben ihm saß ein junger Mann. Etwa sein Alter. Vielleicht jünger. Er sah zumindest jung aus. Seine schwarzen Haare klebten ihm nass in der Stirn, allerdings standen sie hinten struppig in die Höhe, weswegen er davon ausging, dass der junge Mann eine Kapuze getragen hatte.

„Scheiß Wetter draußen, hm?“, versuchte er ein Gespräch mit seinem Sitznachbarn anzufangen.

Die blauen Augen seines Nebenmanns trafen ihn und er fühlte sich, als hätte jemand ein Feuer entzündet, dass seinen ganzen Körper wärmte.

Verwundert musterte er seinen Gegenüber. Wahrscheinlich war er nur wenige Jahre jünger als er selbst. Vielleicht vier, vielleicht mehr. Seine helle Haut bildete einen starken Kontrast zu seiner dunklen, löchrigen Kleidung und zu seinem nachtschwarzen Haar.

„Ja, allerdings.“, beantwortete sein Sitznachbar seine Frage und musterte ihn von Kopf bis Fuß.

Erneut nippte er an seinem Glas, allerdings ließ er seinen Sitznachbaren dabei nicht aus den Augen. Der Junge interessierte ihn. Er hatte etwas besonderes an sich, dass ihn heller strahlen ließ als jede andere Person, die er je getroffen hatte.

Allerdings wusste er nicht genau was es war, was ihn verwunderte.

Normalerweise durchschaute er Menschen wahnsinnig schnell, weswegen er die meisten als langweilig empfand. Vaterkomplexe hier, gebrochene Herzen da, Vertrauensprobleme, tote Eltern, Drogensucht, Zukunftsängste, oder einfach nur Langeweile – er hatte schon alles erlebt. Sie waren da, um ihn von seinen Problemen abzulenken, ansonsten konnte er mit ihnen nicht viel anfangen.

Aber nicht hier. Der Junge war nicht glücklich, etwas beschäftigte ihn, etwas großes, aber er konnte nicht erkennen, was es war. Und trotz der Traurigkeit in seinen Augen, strahlte der Junge eine solche Lebenslust aus, dass er sich sofort besser fühlte.

Vielleicht war es auch gar keine Lebenslust, sondern Vertrautheit oder sogar Sicherheit. Er war sich absolut nicht sicher und das kam nicht häufig vor.

„Was macht du bei dem Wetter da draußen? Du siehst nicht so aus, als hättest du beabsichtigt her zu kommen.“, fragte er seinen Sitznachbarn interessiert.

Der Junge zuckte die Schultern und lehnte sich dann zum Barkeeper, um sich einen Drink zu bestellen. Sein abgetragener Pulli war klatsch nass und seine löchrige Jeans gab den Blick auf seine Knie frei.

Schmunzelnd beobachtete er, wie der Pulli des Jungen hinten hochrutschte, während der sich zum Barkeeper lehnte.

„Habe meine Schwester besucht. Das Wetter hat mich überrascht.“, beantworte der Junge seine Frage und nahm den Drink entgegen. Eilig kramte sein Sitznachbar in seiner Tasche, aber er war schneller.

„Geht auf mich.“, teilte er dem Jungen mit und streckte dem Barkeeper einen Schein entgegen.

Der Junge betrachtete ihn erstaunt, und errötete dann.

„Das wäre nicht nötig gewesen.“, stammelte er.

„Doch. Wäre es.“, entgegnete er zwinkernd.

Der Junge nahm verlegen einen Schluck von seinem Getränk.

„Ich bin übrigens Alec.“, bemerkte er nach einem Moment Stille.

Er schmunzelte. Es kam nur selten vor, dass er seinen Namen verriet. Er wollte so unsichtbar wie möglich bleiben, nicht zurück verfolgbar sein, aber der Junge machte es ihm schwer ihn anzulügen.

„Magnus.“, entgegnete er. „Mein Name ist Magnus.“

Partners in Crime - A Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt