Kapitel 1

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Kapitel 1:
~P.o.v Baekhyun~
"Aufstehen!", rief die Stimme meiner Eomma von irgendwo weit her. Ich wusste, dass sie noch bei meinem Bruder war, da ihre Stimme gedämpft klang. Und verärgert. Wie immer wenn es um das aufwecken Baekbeoms ging. Er war der Morgenmuffel schlechthin. Und ich? Ich war genauso Frühaufsteher, wie er Morgenmuffel. Ich setzte mich auf und fuhr mir durch die braunen Haare. "Baekhyun, du bist schon wach, oder?", hörte ich die Stimme meiner Eomma vor der Tür zu meinem Bett, das in meinem Schrank eingebaut war. Einfach, damit ich etwas hatte, was einem Zimmer ähnlich war. Wir waren nicht reich, ganz und gar nicht. "Natürlich, Eomma.", murmelte ich zur Tür gewandt und hörte sie erleichtert seufzen und noch etwas murmeln, das wie "Wenigstens einer" klang. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen und griff an die Kleiderhaken, die direkt über meinem Bett hingen.

Fertig angezogen öffnete ich die Tür und kletterte aus meinem Schrank, ließ die Tür allerdings offen. Baekbeoms Schrank stand direkt neben meinem umd ohne Umschweife ging ich hinüber, lugte zu ihm hinein. Das war doch jetzt nicht sein Ernst? Den alten Bambussack, den wir zu einem Kissen umfunktioniert hatten über den Kopf gedrückt und die alte, verfilzte Decke um seinen dünnen Körper geschlungen, lag mein großer Bruder noch immer in seinem Bett und schlief seelenruhig. Wie konnte man nur so friedlich schlafen, wenn draußen alle arbeiteten? Ich rüttelte an seiner Schulter. "Beom, aufstehen, Eomma wartet nicht auf dich, wenn du schon wieder das Frühstück verpasst.", maulte ich ihn laut genug an, dass er aufwachen musste. Das einzige, was er mehr liebte, als schlafen, war das Essen, von welchem wir allerdings nicht viel hatten, aber es reichte. Wie erwartet schoss er hoch und blinzelte mich immernoch verschlafen an. "Gib mir ein paar Minuten, ja?", rief er und knallte mir die Tür vor der Nase zu, während ich das Quietschen von alten, abgenutzten Kleiderbügeln hörte. Ich kicherte vor mich hin, setzte mich an den Tisch und zuckte zusammen, als ich ein Knacken von dem Stuhl unter mir vernahm. Besorgt drehte meine Eomma sich zu mir um. "Alles in Ordnung, Schatz?" "Ja, Eomma, alles gut, nichts ist eingebrochen." Ich schenkte ihr ein Lächeln und sie atmete erleichtert auf. Seit einiger Zeit schon erwarteten wir, dass unsere Stühle bei der kleinsten Belastung brechen würden. Bis jetzt hatte noch kein Stuhl aufgegeben, doch wir alle wahrten Vorsicht, bevor wir uns hinsetzten. Mein Bruder hatte das heute jedoch total vergessen und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn kaum hatte sein Gewicht den Stuhl erreicht, knackte dieser bedrohlich und die morschen Balken brachen unter Baekbeom durch. "Es tut mir so leid, jetzt müsst ihr wegen mir noch mehr Geld ausgeben!", rief Baekbeom und vergrub das Gesicht in den Händen, während ich vor Schock noch immer zu ihm runter starrte. "Ist schon okay, hauptsache dir geht es gut.", meinte meine Eomma ruhig und strich ihm beruhigend über den Rücken, "Irgendwie bringen wir das Geld schon zusammen, mach dir keine Sorgen, ja?" In dem Moment liebte ich meine Eomma noch mehr, als ohnehin schon. Sie war einfach ein herzensguter Mensch. "Baekhyun? Gehst du nach dem Essen zum Tischler und besorgst uns einen billigen Stuhl?", wandte Eomma sich an mich. "Klar, kein Problem.", erwiderte ich. Vielleicht würde ich sogar einen Freundschaftspreis bekommen, da der Sohn des Tischlers mein bester Freund war. Außerdem war die Familie Zhang mir gegenüber immer sehr offen und so herzensgut wie meine Eomma.

"Was ist denn hier passiert?", fragte Appa, als er zur Tür hereinstiefelte und schon ziemlich mitgenommen aussah. Schlamm triefte nur so von seiner Kleidung und den Stiefeln und auch seine Haare waren von dem Modder nicht verschont geblieben. "Was ist denn mit dir passiert, Appa?", rief ich besorgt und eilte um den Tisch herum, um ihm beim ausziehen der Stiefel zu helfen. "Es regnet. Ich bin im Schlamm ausgerutscht und hingefallen.", erklärte er mir leicht lächelnd. "Du erkältest dich noch! Mein armer Ehemann!", rief meine Eomma aufgeregt. "Beruhige dich Schatz. Mir geht es gut.", erwiderte mein Vater nur. Ich seufzte. Typisch meine Eltern. "Also, was ist jetzt hier passiert?", wiederholte mein Appa. "Verzeihung, das ist alles meine Schuld!", entschuldigte Baekbeom sich wieder. "Nein, Beom, die Stühle sind einfach morsch, da kannst du auch nichts für", erklärte ich streng. "Ich hätte aufpassen müssen.", murmelte er wehleidig. Ich tätschelte ihm sanft die Schulter und lächelte zu ihm rauf. "Es war nur noch eine Frage der Zeit,  ehe einer der Stühle eingebrochen ist. Eomma? Findest du nicht, wir sollten uns einen niedrigen Tisch kaufen mit Kissen? Dann kann kein Stuhl durchbrechen.", wandte ich mich nun an sie. Einen Moment überlegte sie noch, ehe sie zustimmte: "Das ist eine sehr gute Idee, Baekhyun, aber dann brauchen wir einen neuen Tisch." Ihre Bedenken waren nicht unbegründet, schließlich waren Tische teuer, aber früher oder später hätten wir ohnehin einen neuen Tisch gebraucht. "Dann ist es also beschlossen.", stimmte auch mein Vater zu. "Was haltet ihr davon, wenn wir das Geld, was übrig bleibt, zusammenkratzen und hier renovieren? Es muss hier eindeutig mal wohnlicher gestaltet werden.", fügte nun auch mein Appa hinzu. "Ye! Das klingt super!", jubelte ich und strahlte bei der Vorstellung eines renovierten Hauses. Mit unserer kleinen Bambusplantage und den Weizen-, Kartoffeln- und Maisfeldern verdienten wir nicht viel und eindeutig nicht genug. "Ich könnte bei den Zhangs aushelfen, also wenn ich hier nicht gebraucht werde. Da verdient man ganz gut und sie können jede Hilfe gebrauchen, da bin ich mir sicher.", fügte ich noch an und mein Vater nickte. Dann war es also beschlossen.

Lucky One- Chanbaek- EXOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt