Kapitel 10

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Kapitel 10:
~p.o.v Tao~
Warum hatte ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht? Ich war so dumm und naiv, das musste Yifan jetzt aich denken. Ich war nur sein Diener, nichts weiter. Vielleicht ein Freund, aber mehr auf gar keinen Fall. Wie konnte ich auch glauben, ich wäre etwas besonderes für ihn? Stumm liefen wir zum Hostel zurück, in dem wir heute eingecheckt hatten. Mir fiel siedend heiß wieder ein, dass ich ja mit Yifan auf ein Zimmer musste. Scheiße. Ich wollte nicht mit Yifan reden. Stumm starrte ich einfach nur auf den Asphalt, während ich die Tränen, die sich erneut in meinen Augen anbahnten, so gut es ging zurückhielt. Ich wollte mir nicht die Blöße geben und vor Yifan anfangen zu heulen. Er würde mich auslachen, ganz sicher. Also biss ich mir mir nur auf die Lippe und brachte keinen Ton heraus, während alle anderen sich fröhlich unterhielten. "Tao? Du bist so still, ist alles in Ordnung?", Junmyeon hatte sich zu mir zurückfallen lassen. "Ja, alles bestens", meine Stimme brach und klang nicht halb so fest, wie ich es mir erhofft hatte. Der Kleinere legte einen Arm um mich. "Hey, was ist denn los? Ist es wegen Yifan?", fragte Junmyeon mich, strich beruhigend meinen Rücken auf und ab. "Der kann küssen, wen immer er will. Es ist mir egal", leider war es das nicht, und das hörte man auch deutlich an meiner Stimme. "Es ist dir nicht egal!", widersprach Junmyeon mir und die ersten Tränen durchbrachen die Blockade, die ich krampfhaft versucht hatte, aufrecht zu erhalten. Lautlos weinte ich und Junmyeon redete beruhigend auf mich ein, so leise, dass es niemand mitbekam, der sich nicht zufällig nach uns umdrehte. "Soll ich mit dir Zimmer tauschen?", fragte Junmyeon mich, als wir fast am Hostel angekommen waren. So schön die Vorstellung auch war, das war nicht die Lösung. "Nein, das wäre zu offensichtlich. Ich muss das einfach durchstehen. Yifan darf nichts von meinen Gefühlen für ihn erfahren", erklärte ich schweren Herzens. Junmyeon nickte, schien zu verstehen.

"Sag mal, Panda, hast du geweint? Deine Aigen sind so rot", meinte Yifan auf unserem Zimmer und musterte mich. Kurz hielt ich in meiner Bewegung inne. "Nein, wie eben schon gesagt, ich hatte was im Auge und habe wohl so lange gerieben, dass meine Augen jetzt rot sind." Ich sah ihn nicht an, während ich sprach und erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. Auch meine zitternde Stimme strafte mich Lügen. Zwei starke Arme schlangen sich von hinten um mich und Yifan hauchte in mein Ohr: "Lüg mich nicht an, mein Panda." Er küsste mich kurz auf die Schläfe, doch ich wand mich aus seinem Griff und fuhr wütend zu ihm herum. Meine Tränen waren mir in dem Augenblick egal, hatten sie sich doch zu Wuttränen verwandelt. "Hör auf damit!", fauchte ich ihn an, meine Stimme laute als gewollt. "Womit?", fragte er ahnungslos und trat einen Schritt auf mich zu, doch ich wich zwei Schritte zurück. "Mit allem! Wann hörst du endlich auf, Menschen für deine Spielzeuge zu halten!?", schrie ich ihn an, meine Stimme so kalt und scharf wie splitterndes Eis. Verdutzt glotzte Yifan mich einfach nur an. "I-Ich sehe doch niemanden als Spielzeug an!" Oh, der werte Herr hatte ja doch seine Sprache wiedergefunden! Ich lachte bitter auf. "Oh bitte, Yifan, tu doch nicht so ahnungslos! Du weißt genau, wovon ich rede! Erst umarmst du mich tausendmal und alles, sagst mir, die schwarzen Haare würden mir gut stehen, dann knutschst du in aller Öffentlichkeit mit einem wildfremden Typen rum und jetzt kommst du wieder mit der Nummer? Ist das dein fucking Ernst? Lass mich gefälligst in Ruhe, ich will dich nie wieder sehen!" Und mit den Worten ließ ich ihn stehen, rannte raus auf den Flur und knallte die Tür hinter mir zu. Ich taumelte zum Fenster neben mir und sah hinaus. Tränen liefen in Sturzbächen meine Wangen hinab, während ich die Straße betrachtete. Es hatte begonnen zu regnen und es schien, als wollte der Himmel mit mir weinen. Ich lehnte meine Stirn gegen die Scheibe, sah in die leichte Spiegelung und in meine vom Weinen geröteten Augen. Da fiel mir auf: wie könnte irgendjemand jemals an jemandem wie mir ernsthaft interessiert sein? Ich war nicht besonders hübsch, war meines Erachtens nach ziemlich langweilig und auch sonst gab es nichts begehrenswertes an mir. Wieso hatte ich mir die Hoffnungen gemacht, Yifan würde vielleicht mehr als nur Freundschaft für mich empfinden? Das war dumm von mir! Und da hatten wir noch einen Aspekt, weshalb nie jemand Interesse an mir haben würde: ich war dumm und einfältig!

Lucky One- Chanbaek- EXOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt