Kapitel 27

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Lucky One (27)
~p.o.v Chanyeol~
"Chan!", hörte ich eine Stimme meinen Namen flüstern und wirbelte erschrocken herum.
"Dae!"
Der Kleinere kam aus dem Gebüsch links von mir geritten. Er sah ziemlich mitgenommen aus: seine Kleidung konnte etliche Risse aufweisen und an einigen Stellen konnte ich Blutspuren oder Zweige und Blätter entdecken. Die Ärmel seines Shirt waren komplett zerfetzt und auf seinen Unterarmen waren einige Schnitte zu sehen. Seine Haare waren durcheinander gebracht worden, Zweige hatten sich in ihnen verfangen und seine Augen waren vor Angst geweitet. Auch sein Pferd hatte einige Schnittwunden, sah aber nicht nach was ernstem aus. Er war wohl in die Büsche ausgewichen.
"Wurdest du verfolgt?", fragte er immernoch mit gedämpfter Stimme.
"Natürlich, immerhin sind sie hauptsächlich hinter mir her. Ich hab' die aber abgehängt", beruhigte ich ihn.
"Hast du die Anderen gesehen?", seufzte er erleichtert und verängstigt zugleich.
"Nein...", murmelte ich. Sorge blitzte in den Augen des Älteren auf.
"Was wenn ihm was passiert", nuschelte Dae.
"Ihm", fragte ich dreckig grinsend nach.
Er lief rot an und stotterte: "Ihnen! I-Ich meinte ihnen!"
Ich kicherte.
"Schon klar. Ich weiß wohl, dass du Minseok gemeint hast", grinste ich weiterhin.
"Yeollie... ich mache mir wirklich verdammt große Sorgen um ihn... verdammt, ich liebe ihn", rief der Rothaarige aus.
"Shit, du liebst ihn? Ich wusste ja, dass du auf ihn stehst,- das hat so ziemlich jeder außer Minseok selber mitbekommen- aber dass du wirklich von Liebe redest... ihr seid noch nicht zusammen, oder?", frahte ich vorsichtig und Dae schüttelte den Kopf.
"Nein, sind wir nicht und ja, ich liebe ihn wirklich. Ich will mit niemand anderem zusammen sein, da bin ich mir sicher... Das macht alles nur noch schlimmer", murmelte er und ich bemerkte, dass seine Augen verräterisch zu glänzen begannen, doch er versuchte es wegzublinzeln.
"Dae... es ist ok, du bist nicht mehr mein Diener, das bist du nie wirklich gewesen. Neben Jongin warst du der beste Freund den ich je hatte. Du musst nicht so tun, als würde das alles spurlos an dir vorbeigehen", meinte ich einfühlsam, ritt an ihn heran, sodass ich meine Arme um seinen kleinen Körper legen konnte. Das war wohl der Moment, in den die Dämme brachen, Dae alle seine Prinzipien über Bord warf und seine Fingernägel in meine Seiten krallte. Den leichten Schmerz konnte ich für meinen besten Freund ignorieren.
"Wie lange schon?", fragte ich vorsichtig nach und strich ihm durch die Haare.
"Ziemlich lange... damals auf Jongins Dreizehntem Geburtstag wusste ich, dass ich auf ihn stehe... nach Amber war ich mir sicher, d-dass das keine einfache Schwärmerei ist... ich habe in dieser Zeit so oft geweint, als ich mir klargeworden bin, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen will... Es tat so weh, als Amber einmal zu Besuch war...", nuschelte er undeutlich in meinen Pullover. Auf Jongins dreizehntem Geburtstag waren selbstverständlich unsere beiden Diener und besten Freunde auch gewesen. Immerhin waren sie so gut wie die einzige Familie, die wir hatten und sie waren an einem Tag viel bessere Familienmitglieder als unsere Eltern in unserem ganzen Leben es waren. Sie hatten Jongin nichtmal gratuliert, geschweige denn ein Geschenk für ihn gehabt. Wir hatten ein paar tyische Jugendspiele gespielt, natürlich auch Wahrheit oder Pflicht. Mein Bruder fand dann, es wäre eine gute Idee, dass Minseok und Dae sich küssten. Dazu musste man sagen,  wir alle vier waren ungeküsst und man wollte wohl nicht seinen ersten Kuss in einem Wahrheit oder Pflicht-Spiel verlieren. Damals dachte ich zumindest, dass dies der Grund für Daes plötzliches Erröten gewesen war. Minseok sah nicht besser aus, hatte den Kleineren schließlich aber mit so viel Leidenschaft geküsst, dass ich etwas neidisch geworden bin. So ein erster Kuss war bestimmt wirklich schön... wie im Märchen.
Amber war Minseoks erste feste Freundin. Ich hatte sogar damals schon den Verdacht, dass Dae ein bisschen eifersüchtig war, dabei aber nie bemerkt, wie schlimm es eigentlich war. Außerdem dachte ich, Dae wäre in Amber verliebt. Ich hätte nie gedacht, dass Dae schwul war, es nicht mal in Betracht gezogen. Als sie da war und Minseok seine Arme um sie gelegt hatte und innig küsste, sah Dae aus als stände er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Irgendwie fühlte ich mich schuldig, dass ich nie bemerkt hatte, wie schlecht es dem Rothaarigen ging.
"Wieso hast du nie etwas gesagt? Du hättest doch nur zu mir kommen müssen, ich wäre immer für dich da gewesen... wieso habe ich es nie bemerkt? Jetzt fühle ich mich voll schlecht", nuschelte ich gegen Ende hin immer leiser werdend.
"Ich habe immer versucht, es so gut wie möglich zu verstecken. Mit der Zeit konnte ich immer besser mit meinen Gefühlen umgehen und habe gelernt, sie zu akzeptieren, zu tolerieren. Meine Maske habe ich nur nachts, wenn ich allein in meinem Zimmer saß, abgesetzt und geweint. Ich wollte dich nicht belasten, du hattest selbst schon mit so vielem zu kämpfen. Dein Leben war auch nie leicht", stellte Dae so nüchtern wie es mit verheultem Gesicht eben möglich war fest.
"Selbst wenn ich Probleme hatte, wäre ich immer für dich dagewesen", murmelte ich und dieser schlichte Satz hatte zur Wirkung, dass Dae noch heftiger schluchzte.
"Warum bist du so ein verdammt guter Freund", jammerte Dae.
"Wieso weinst du dann?", fragte ich verdutzt.
"Wow, du kannst echt einfühlsam sein und im nächsten Moment bist du so...", lachte er schniefend. Verständnislos musterte ich ihn. Vieles konnte ich nachvollziehen, aber das irgendwie nicht.
"Du bist echt einmalig, Yeol", hickste Dae.
"Danke, aber warum?", meinte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen.
"Das sind Freudentränen", schluchzte er.
"Solltest du due nicht eher vergießen, wenn Minseok dir seine Liebe gesteht?", fragte ich rhetorisch nach. Der Kleinere lachte hicksend auf.
"Vorausgesetzt, dass er das überhaupt jemals würde", murmelte er nüchtern.
"Er hat dich im Friseur zurückgeküsst, ihr seid öfter Arm in Arm eingeschlafen und ich sehe doch seine Blicke, wenn er dich ansieht. Glaub' mir, das wird er irgendwann", flüsterte ich ihm zuversichtlich zu.
"Meinst du echt?", hauchte Dae und sah mit großen Augen zu mir auf.
"Ja, ganz sicher, seine Eifersucht und Angst, dich an diese Mädchen damals im Restaurant verloren zu haben, spricht mehr als tausend Worte", erklärte ich sanft und ehrlich.
"D-Danke", murmelte Dae und löste sich von mir.
"Das mit dir und Baek wird sicher auch nich werden. Oder seid ihr inzwischen zusammen? Habt ihr euch ausgesprochen? War er überhaupt bei dir? Was ist nich passiert?", begann er mich zu löchern und ich seufzte nur.
"Nein, Baek hat sich betrunken. Er war da und... und wir haben uns geküsst und waren kurz davor, miteinander rumzumachen... ich habe ihn davon abhalten können, weil ich seinen Zustand nicht ausnutzen wollte... Am nächsten Tag konnte er sich nicht erinnern... als ich dann Suppe für ihn geholt habe, hat er sich sehr merkwürdig verhalten und 'Scheiße, was habe ich getan?' gesagt und ist verschwunden... keine Ahnung, was das sollte...", berichtete ich bedrückt.
"Hey, Kopf hoch, ich bin sicher, dass er sich entschuldigen und erklären wird", munterte er mich auf Dankbar pächelte ich ihn an.
"Jetzt müssen wir die Anderen aber erstmal finden", stellte ich fest und ritt voraus. Dae folgte mir wie ein Hund.

Wir schwiegen während der Suche, immerhin mussten wir mögliche Verfolger und unsere Freunde hören können. Plötzliches Geraschel in einem seitlichen Gebüsch ließ uns zusammenfahren. Schnell zückte ich meine Pistole und richtete sie auf die Stelle. Die Äste teilten sich und enthüllten Kyungsoo. Ohne Pferd. Er sah genauso mitgenommen aus wie Dae.
"Soo, was ist passiert?", rief Dae aus und saß von Cheonsa ab, um zu ihm zu laufen.
"Zwei von denen haben mich verfolgt und da ist mein Pferd wohl in Panik verfallen und losgerannt. Ich konnte mich nucht halten und bin runtergefallen. Keine Ahnung, wo es jetzt hin ist, jedenfalls bin ich Dornenbüsche gefallen. Die Wachen dachten, ich wäre tot und sind verschwunden. Dae, mir tut alles weh", beendete Kyungsoo jammernd seinen Bericht.
"Das glaube ich dir gerne, aber wir müssen erstmal einen Weg aus diesem Wald finden... und Junmyeon. Er hat das Verbandszeugs", bedachte ich und fügte hinzu, "Kyungsoo? Würdest du bei mir mitreiten, damit wir hier schneller rauskommen? Die Anderen jetzt zu suchen, wäre lebensmüde. Sie kommen schon zurecht. Erstmal müssen wir ins nächste Dorf und dort nach einem Heiler fragen."
"Ay ay, Captain", brummte Dae und saß wieder auf. Kyungsoo kam wortlos zu mir und ließ sich von mir hochziehen. Sicherlich hätte Jongin mich umgebracht, wenn er das gesehen hätte...

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Immernoch zu kurz, aber ich werde mich jetzt an das nächste Kapitel setzen! :D

Fighting!^^
Lai~

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 21, 2018 ⏰

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