Kapitel 3

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Er hatte schon öfters gehört das es manchmal nur einen Satz brauchte um jemanden aus der Bahn zu werfen, diese Erfahrung durfte er in diesem Moment machen, er war völlig verwirrt und durcheinander.„Er war d-dein B-Bruder?", fragte Jean überrascht, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte „Ich habe gar nicht gewusst das er eine Schwester hatte". „Meinst du ich lüge", seufzte Mona „Aber das ist typisch für ihn". „Typisch?", hakte er nach, Jean hatte immer das Gefühl gehabt das Marco ein sehr offener und freundlicher Mensch war, der gerne über alles redete und immer ehrlich war, das es typisch für ihn sein sollte nicht über seine Schwester zu sprechen, wirkte sehr unrealistisch. „Ja genau so war er schon immer", lächelte sie leicht „er hat nie gerne über seine Familie gesprochen". „Aber wieso?", kam dann von Jean „hattet ihr ein schlechtes Verhältnis?". „Nein, hatten wir nicht", antwortete Mona „ganz im Gegenteil ich hätte mir keinen besseren Bruder vorstellen können". „Aber wieso hat er dann nie von dir erzählt?", fragte er forsch „Ihr standet euch ja scheinbar sehr nah". Mona stand auf und ging zur Tür „Ich glaube das Gespräch ist beendet", sagte sie frech „ich habe echt keine Lust von einem Fremden ausgequetscht zu werden", mit diesem Satz verließ sie die Küche. Jean hatte erst jetzt bemerkt, das er sie mit den Fragen sicher etwas bedrängt hatte, denn wenn Marco ihr Bruder war, musste sie auch etwas von seiner Sensibelität haben, so eine ausgeprägte Charaktereigenschaft war sicherlich in der ganzen Familie vertreten. Er stand auf, hob den Teller den Mona stehen ließ auf und spülte ihn, um seine Strafe nun vollständig gemeistert zu haben. Jean war nun mit seiner Arbeit fertig, er konnte zurück zu seiner Truppe aber irgendwas hielt ihn dort fest. Er war sonst nicht der Typ dafür, sonderlich viel wert auf die Gefühle anderer zu legen, aber das kurze Gespräch und vorallem der traurige Blick dem Mona ihm zuwarf, gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er verließ das Hauptgebäude und sah, zu seinem Glück Mona, die mit ihrem Gewehr an einem Zaun gelehnt stand und in den Himmel sah. Jean war froh sie nicht erneut suchen zu müssen und ging geradewegs auf sie zu. „Was willst du denn schon wieder", seufzt Mona als sie bemerkte das er sich näherte „Merkst du nicht das ich keine Lust auf dich habe?". „Das ist mir ehrlich gesagt recht egal auf was du Lust hast oder nicht", meinte Jean gereizt „Ich möchte das du mir diese eine Frage beantwortest". „Wieso er nie von uns geredet hat?", fragte Mona und drückte das Gewehr fest an sich „Ich wüsste nicht was dich das angehen sollte". „Ich würde einfach gerne wissen, wieso er mir das verschwiegen hat", sagte er ungewohnt ruhig „Wir haben und doch eigentlich alles erzählt". Für einen kurzen Moment war es still, Jean's Augen füllten sich langsam mit Tränen, was Mona nicht verborgen blieb. „Er war dir wirklich sehr wichtig, oder?", fragte sie sanft. „Er war in der Trainingseinheit sowas wie meine Familie", schluchzte er und begann zu weinen „Ich würde doch einfach nur gerne die Wahrheit wissen, ich habe gerade das Gefühl ihn gar nicht zu kennen". „Ich verstehe, ich bin froh das Marco so jemand wie dich an seiner Seite hatte", schmunzelte sie „Er hatte sich sicherlich geschämt, was ich auch verstehen kann". „geschämt für dich, für seine Familie?", hakte Jean verwundert nach und wischte sich einige Tränen vom Gesicht „Das passt doch gar nicht zu ihm...aber...ich kannte ihn anscheinend ja doch nicht so gut wie ich dachte". „Von klein auf wollte er hierher um irgendwann der Militärpolizei beizutreten", begann sie „Hattest du dich nie gefragt wieso er das so verbissen wollte?". Nein, das hatte er wirklich nicht, es stimmte, Marco hatte immer ein bestimmtes Ziel vor Augen, er wollte Militärpolizist werden und da konnte ihm nie einer reinreden. „Er wollte das für uns tun", seufzte sie „für mich und ihn". „Aber wieso...", wunderte Jean sich „Damit ihr im inneren Bezirk leben könnt?". Mona nickte nur. „Ihr kommt doch aus Jinae", sagte Jean „so schlecht ging es euch doch gar nicht". „Er wollte das es uns endlich gut geht und wir in Sicherheit sind", ihre Augen füllten sich nun auch mit Tränen „Er wollte uns beschützen, vor unserem Vater". Mona wollte ihm gar nicht alles über sich und ihre Familie erzählen, aber aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, das diese Worte bei ihm sicher waren „Anfangs war alles in Ordnung, wir hatten eine schöne Kindheit", fuhr sie fort „Unser Vater hat uns oft das schießen mit Gewehren beigebracht". „So ist das, das erklärt warum ihr beide so ein spezielles Gewehr habt", stellte Jean fest. „Ja genau, es ist Tradition bei uns mit diesem Modell zu schießen", nickte sie „irgendwann wurde unsere Mutter krank und verstarb, unser Vater konnte das nicht ertragen, kurz gesagt er ist jeden Tag in der Kneipe versunken und hat uns das Leben mit Schlägen zur Hölle gemacht...besonders mich hat es getroffen, da ich unserer Mutter so ähnlich sehe.". Jean sah Mona nur an, er war schockiert sowas nicht gewusst oder nur geahnt zu haben. „Marco wollte mich immer beschützen, leider war er nie stark genug...dann  kam er auf die Idee, der Militärpolizei beizutreten, damit wir weg von unserem Vater kommen und in Sicherheit leben können". „Verstehe", sagte Jean leise „deswegen war er immer so fixiert darauf". „Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, versuchte er das immer alleine zu erreichen", lächelte Mona leicht „Er hatte dir sicherlich deswegen nichts erzählt, damit du kein Mitleid hast oder er von allen bevorzugt wird".

Protective Instinct || Jean x Oc || AoTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt