Kapitel 21

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Es war kurz nach 11 Uhr, als es an der Tür klingelte. Henry war pünktlich, wie immer. Wir hatten vorhin vereinbart, dass er vorbeikommen würde, weil ich ihm unbedingt etwas Wichtiges sagen musste.

Als ich die Tür öffnete, stand er da, eine große Tüte Chips in der Hand und mit seinem typischen Grinsen im Gesicht. „Hey, Luke! Bereit für ein paar Fifa-Niederlagen?"

„Kommt drauf an, wer verliert", erwiderte ich mit einem schiefen Lächeln.

Er trat ein, zog direkt die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, wo er sich sofort vor dem Fernseher niederließ. Natürlich schaltete er ohne zu fragen die Konsole ein. Henry war immer schon so – als wäre mein Zuhause sein zweites.

„Kommst du, oder brauchst du noch eine Einladung?", rief er aus dem Wohnzimmer.

„Ja, ja, ich komme schon." Ich schnappte mir den zweiten Controller und setzte mich zu ihm.

Wir spielten ein paar Runden FIFA. Ich weiß nicht genau, wie viele es waren, denn meine Gedanken waren ständig bei dem Ultraschallbild, das oben in meinem Zimmer lag. Irgendwann würde ich es ihm zeigen müssen.

Nach ein paar Spielen nahm ich all meinen Mut zusammen. „Ich geh kurz aufs Klo", sagte ich beiläufig und stand auf.

„Brauchst du ne Pause, weil ich dich fertiggemacht habe?", stichelte Henry lachend.

Ich ignorierte ihn, rannte die Treppe hoch und holte das Ultraschallbild aus meinem Zimmer. Als ich zurückkam, saß Henry immer noch vor dem Fernseher und warf Chips in seinen Mund.

„Da bist du ja wieder", sagte er, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.

Ich setzte mich wieder neben ihn, das Ultraschallbild fest in der Hand. Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, Henry müsste es hören. „Henry...", begann ich zögernd.

„Was ist los?" Er pausierte das Spiel und schaute mich neugierig an.

Ich holte tief Luft. „Also... ich habe dich hergebeten, weil ich dir etwas Wichtiges sagen muss."

Seine Miene wurde ernst. „Okay, klingt dramatisch. Raus damit."

„Ich... äh..." Meine Stimme versagte, also entschied ich mich, es einfach zu sagen. „Ich bin schwanger."

Für einen Moment war es still. Henry starrte mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass ich nach Neptun auswandern würde. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.

„Das ist ein guter Witz, Luke!", keuchte er zwischen den Lachern. „Jetzt mal ehrlich, worum geht's wirklich?"

„Henry, das war kein Witz." Meine Stimme war leise, aber fest.

Er hörte abrupt auf zu lachen. Sein Gesicht wurde ernst, fast steinern. Er stand langsam auf, schüttelte den Kopf und murmelte: „Das ist nicht dein Ernst."

„Doch, Henry. Es ist die Wahrheit."

Er starrte mich noch einen Moment an, dann drehte er sich um und ging zur Tür.

„Henry, warte!", rief ich ihm hinterher.

Aber er hörte nicht auf mich. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss, und ich blieb wie versteinert zurück. Tränen liefen mir über die Wangen, als ich zur Tür rannte und sie aufriss. „Henry!"

Doch er war schon weg.

Mit zitternden Händen wählte ich Jacks Nummer.

„Hey, Luke? Alles okay?" Seine Stimme klang besorgt.

„Kannst du kommen? Bitte... es geht mir nicht gut."

„Ich bin unterwegs."

Nicht einmal 15 Minuten später stand er vor meiner Tür. Als er mich mit verweintem Gesicht sah, zog er mich sofort in seine Arme.

„Was ist passiert?", fragte er sanft, während er meinen Rücken streichelte.

Die Worte sprudelten aus mir heraus, während ich ihm alles erzählte. Henrys Lachen, seine Ablehnung, sein Weggehen. Jack hörte geduldig zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen.

„Hey, ich bin hier. Alles wird gut", flüsterte er und drückte mich fester an sich.

Seine Nähe beruhigte mich, und langsam fühlte ich mich wieder sicher. Als ich zu ihm aufsah, begegneten mir seine warmen, besorgten Augen.

„Danke, dass du da bist", sagte ich leise.

„Immer", erwiderte er und küsste mich sanft auf die Stirn.

Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt