Tag 4 - Geschwister

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An die Geschwister, die ich nie hatte,

von so gut wie jeden, den ich kenne, der einen Bruder oder eine Schwester oder beides hat, höre ich, dass es unglaublich toll sein soll, Geschwister zu haben. Hm... ist das so? Ich weiß es nicht, ich habe nie welche besessen und ich werden auch bestimmt keins mehr bekommen. Hierbei müsste ich allerdings anfügen, dass ich auch nie welche wollte. Ja, ihr dürft jetzt geschockt sein, aber ihr dürft auch gerne darüber nachdenken. Einer der vielen Gründe ist, dass ich ein verwöhntes Einzelkind bin (Nein, nicht alle Einzelkinder sind verwöhnt! Es ist alles eine Frage der Erziehung!) UND ich extrem eifersüchtig bin, was die Aufmerksamkeit meiner Eltern betrifft. Ich konnte es schon damals nicht ab, wenn meine Mutter mit anderen Babys rumgeblödelt hat und ich dann außen vor war und wie ein Depp danebenstand. Nicht selten habe ich dann eine Szene gemacht, aber hey, ich war jung und Kinder reagieren nunmal so, wenn sie keinen Draht zu Babys haben (Baby-Born zählt nicht, die hatte ich auch!). EInzig und allein meine kleine Cousine habe ich vergöttert, aber da war ich auch schon um die 9 oder 10 Jahre alt, als ich mit ihr gespielt habe. Heute sehe ich die Dinge natürlich schon etwas anders. Mich stört es nicht mehr, wenn meine Mutter ein Baby auf dem Arm hat und diese für Erwachsenen typischen "Du di du di du di duuuu!"-Geräusche machen, was wohl auch daran liegen mag, dass ich so nicht mehr mit 18 behandelt werden möchte^^ Wenn ich jetzt noch ein Geschwisterchen bekommen würde (wovon ich nicht unbedingt ausgehe), dann wäre ich zuerst ziemlich geschockt, weil ich einen Altersunterschied von 18 bzw. fast 19 Jahren doch etwas heftig finde, aber ich würde mich auch damit arrangieren. Was mir als nächstes Sorgen bereiten würde, wäre die ganze Arbeit, die damit zusammenhängt, und größtenteils auch an mir hängen bleiben würde, weil es seeeehr oft vorkommt, dass meine Eltern zu Geburtstagen etc. eingeladen sind und ich dann auf das Baby aufpassen dürfte. Aber auch das wäre erträglich (man muss nur wissen wie es geht, dann klappt es auch. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon mal auf ein Baby aufgepasst). Wenn ich jetzt allerdings in die Zukunft schauen würde, dann würde mich etwas anderes viel mehr beschäftigen: Angenommen ich werde mit 25 Mutter (in der heutigen Gesellschaft auch schon fast undenkbar, aber rein hypotetisch gesehen...) dann wäre meine Schwester/ mein Bruder mit 6 oder 7 Jahren Tante/Onkel! Allein die Vorstellung ist für mich absurd. Klar, jetzt kommen bestimmt Kommentare, von wegen: Als ob das so schlimm wäre! Ja, sehr witzig. Ich wechsele mit meiner Mutter zusammen die Windeln von unseren Kindern, oder was? Wie dem auch sei, das ist meine Meinung dazu. Sorry, Geschwister, die ich nie hatte und wahrscheinlich auch nie haben werde, aber ich denke, der Zug, in denen ich mir ein Geschwisterchen hätte wünschen können, ist abgefahren. Es wäre anders gekommen, wenn meine Mutter damals nicht arbeitslos gewesen wäre, denn ursprünglich wollte sie auch zwei Kinder haben, aber das war damals finanziell nicht machbar. Zudem muss man sagen: Was man nicht kennt, das vermisst man auch nicht.

L.

30 Briefe an 30 TagenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt