8. Traitor

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Gestresst raffte Amari alle ihre Pergamentrollen zusammen.
Ihr Aufsatz für Verwandlung, die erste Stunde an diesem Dienstag, war nicht vollständig, und wahrscheinlich würde sie sich Ärger mit McGonagall einhandeln.

„Ari, komm jetzt! Du hast in den letzten Tagen kaum noch etwas in der Früh gegessen", rief Ella die Treppen hinauf.
„Ich komme ja schon", rief die dunkelhaarige zurück.

Mit einem Seufzer ließ sie das Pergament zurück und widmete sich ihren Freundinnen. Ein unangenehmes Gefühl grummelte in ihrem Bauch.
Immer noch hatte sie ihnen nichts von Christopher erzählt.

Machte sie das zu einer schlechten Freundin?
Wieder seufzte die Ravenclaw.

Seit Samstag stellte sie sich selbst nur noch solche und ähnliche Fragen: Wieso, Weshalb, Warum, Wie lange, Wer, Was, Wohin und Wann.
Sie machte sich selbst verrückt.

Willow, Natalie und Ella waren schon vorgegangen, gut gelaunt und ausgeschlafen.

Amari fühlte sich mit ihrem Geheimnis abgekapselt und alleine, obwohl sie genau wusste, dass es ihre eigene Schuld war, dass niemand davon wusste.
Sie fühlte sich, als würden sich die ganze Zeit stechende Blicke in ihren Rücken bohren, aber sobald sie sich umdrehte, verschwand das Gefühl.

Immer wenn sie aufwachte, redete sie sich ein, dass die ganze Geschichte mit Christopher nur ein Alptraum gewesen war und der Slytherin ihr gleich einen guten Morgen wünschen würde.
Und jedes Mal, wenn sie in die Realität zurückkehrte, war von einem „guten Morgen" weit und breit nichts zu sehen. Von einem „guten Mittag" und „guten Abend" ganz zu schweigen.

~*~*~

An ihrem Haustisch angekommen, nahm sie sich einen Toast und bestrich ihn mit Butter und Honig.
Desinteressiert lauschte sie den Tischgesprächen.

Jemand tippte auf Amaris Schulter.
„Hey, uhm, ich wollte nur sagen, dass... dass es mir unendlich leid tut, und das ich nicht klar denken konnte."

Ihr Herz tat einen Sprung und sofort drehte die Schülerin sich um.
Nur um dann enttäuscht die Schultern fallen zu lassen.

Es war Terry.
Er sah wahnsinnig nervös aus.

„Ist okay. Habe ich mir eh schon gedacht", verzieh Amari ihm und probierte ein schwaches Lächeln.
Sie sollte sich mehr freuen, immerhin hatte es den Jungen wahrscheinlich irrsinnig viel Überwindung gekostet, mit ihr zu reden und sich zu entschuldigen.
Aber ein Teil von ihr hatte gehofft, dass es Christopher gewesen wäre.

„Tja. Falsch gedacht", sagte Amari sich, während Terry erleichtert an seinen Platz ging um zu frühstücken.

„Was hast du falsch gedacht? Das der Verwandlung- Aufsatz bis nächste Woche war? Das kauft McGonagall dir niemals ab", plapperte Willow gut gelaunt.
Sie war immer noch sehr glücklich über ihren Sieg bei dem Quidditchspiel.

Die McKinnon wollte wiedersprechen, aber dann überlegte sie es sich anders.
„Hast Recht. Da muss ich mir wohl was Besseres ausdenken", murmelte sie, aber Willow hörte schon nicht mehr zu.

„Habt ihr das gehört? Lee Jordan steht angeblich auf mich!", sagte sie aufgeregt, versuchte aber, leise zu sprechen.

Ella schmatzte zwischen ein paar Bissen: „Dasch kann gut schein. Beim Spiel hat der Typ dir andauernd Komplimente gemascht! Schau nischt scho überrascht, dasch ischt keine Lüge!"

Willow fuhr sich aufgeregt durch die Haare.
„Er schaut schon gut aus, meint ihr nicht?"

Natalie wirkte ähnlich interessiert wie Amari.
Nämlich gar nicht.
„Willy, der Junge steht seit Ewigkeiten auf dich, aber nie wolltest du es uns glauben, wenn wir es dir gesagt haben!", erklärte die Blonde nüchtern.

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