POV: Henry
Der Wecker klingelt, und sofort fühle ich, wie die Müdigkeit mich noch weiter festhält. Mein Kopf dröhnt, als hätte er die Nacht im Sägewerk verbracht, und die Gedanken in meinem Kopf sind alles andere als klar. Ich schlage die Decke zurück und rolle mich aus dem Bett. Ein Blick auf den Wecker zeigt mir, dass es Zeit ist, den Albtraum des Tages zu beginnen. Der Besuch bei meinen Großeltern.
Ich drücke die Stopp-Taste des Weckers und lasse mich für einen Moment zurück auf das Kissen sinken. Es fühlt sich einfach so gut an, für einen Moment alles zu vergessen, aber dann höre ich von unten die Stimme meiner Mutter: „Henry, beeil dich!"
Ich stöhne, ziehe mir die Decke über den Kopf und versuche, noch ein paar Minuten zu schlafen, aber es hilft nichts. Ich kann den Tag nicht aufhalten. Also stehe ich auf, ziehe mich schnell an und werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Alles sieht halbwegs okay aus, und das ist alles, was zählt.
Meine Mutter steht bereits in der Tür, mit einem verschmitzten Lächeln und den typischen „Du musst doch schneller sein"-Blick. Ich nicke nur, packe meine Sachen zusammen und folge ihr nach unten. Die Autofahrt wird für mich immer schlimmer, je älter ich werde. Vier Stunden in einem Auto mit der Familie. Die Luft ist voll von unangenehmen Gesprächen und der ständigen Erwartungshaltung meiner Mutter, dass ich doch mal aufhören soll, mich wie ein pubertierender Teenager zu benehmen. Aber was erwartet sie? Ich habe absolut keine Lust, nach so einer langen Fahrt sofort in den „Perfekt-sein-Modus" zu schalten.
„Wie geht's in der Schule, Henry?" fragt meine Mutter und ich kann die Spannung in ihrer Stimme hören. „Gut", erwidere ich knapp, während ich aus dem Fenster schaue. Die Landschaft zieht an mir vorbei, eine Mischung aus Feldern und Bäumen, und ich wünschte, ich könnte einfach auf einem dieser Felder verschwinden, weit weg von allem. Doch das ist keine Option, also fahre ich fort, meine Gedanken mit der monotonen Bewegung des Autos in Einklang zu bringen.
Die Fahrt zieht sich in die Länge. Die Straße scheint nie enden zu wollen, und meine Mutter hält die meiste Zeit ihr übliches Gespräch mit meinem Vater, während ich mich einfach in meinem eigenen Kopf verliere. Der Fahrtwind peitscht gegen das Auto, die Geräusche der Straße vermischen sich mit den leisen, nervigen Diskussionen über nichts Wichtiges. Irgendwann fühle ich mich wie in einem Käfig, der von außen ständig mit den gleichen, langweiligen Fragen bearbeitet wird.
Als wir endlich in der Nähe meiner Großeltern sind, spüre ich, wie sich eine Mischung aus Nervosität und Resignation in mir breitmacht. Ich hasse diese Besuche, aber ich kann nichts dagegen tun. Sie erwarten mich, und ich werde mich schon zusammenreißen müssen. Als wir auf das Grundstück meiner Großeltern fahren, taucht das große, alte Haus vor uns auf, das immer noch den gleichen steifen Charme versprüht wie vor Jahren. Alles wirkt so festgefahren, als ob die Zeit hier niemals wirklich weitergeht.
Die Tür wird schon von meiner Oma geöffnet, bevor wir richtig angehalten haben. Sie ist eine große Frau, mit grauen Haaren, die immer zu einer perfekten Hochsteckfrisur frisiert sind. Ihre Brille sitzt immer genau auf der Nasenspitze, und sie schaut einen durchdringend an, als würde sie sofort alles über einen wissen wollen.
„Henry, wie schön dich zu sehen! Du bist aber groß geworden!", sagt sie mit einem Lächeln, das eher steif wirkt als herzlich.
„Hallo, Oma", erwidere ich, während ich an ihr vorbeigehe und mich beeile, meine Tasche in das Zimmer zu werfen, das extra für mich eingerichtet wurde. Ich weiß, was als Nächstes kommt – die Fragen, die ständigen Bemühungen, mir eine „richtige" Mate aufzutischen. Und das werde ich heute nicht zulassen.
Ich verabschiede mich schnell von meinen Eltern und gehe dann hinaus. Die Luft draußen ist angenehm kühl, und ich atme tief durch. Der Wald, der immer in der Nähe ist, zieht mich magisch an. Ich kenne den Wald wie meine Westentasche, kann mich dort völlig frei fühlen.
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Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)
Hombres LoboLuke lebt als Omega in einem Werwolf-Rudel, einer Position, die ihm nicht nur geringes Ansehen, sondern auch viele Herausforderungen einbringt. Tief in seinem Herzen sehnt er sich nach Respekt, Akzeptanz und seiner wahren Liebe - seinem Gefährten. H...