,,Schön, dass ihr alle gekommen seid.'', begann der Psychater mit seiner üblichen Begrüßung. Es war generell immer dasselbe. Jeder musste seinen Name nennen und kurz seinen Grund nennen, weshalb er hier war und dann durfte jeder so viel erzählen, wie einem lieb war.
Als das freiwillige erzählen begann, schaltete Annika auf Durchzug.
Stur richtete sie ihre Augen auf den Boden. Ihr was ganze hier zu blöd. Sie hatte noch nie etwas Freiwillig von sich preis gegeben und das würde sich auch nicht ändern.
Sie wollte nicht die mitleidigen Blicke sehen und erst recht nicht ihre Schutzmauer brechen lassen.
,,Annika, bitte bleib gleich noch mal kurz!'', bat der Psychiater sie, Annika glaubte er hieß Stefan, nachdem die Blonde wieder verneint hatte etwas zu erzählen.
,,Ich denke du weißt, warum ich dich sprechen wollte..'', begann er und schaute sie eindringlich an.
Er wartete auf eine Reaktion Annikas, doch sie blieb aus.
,,Reden hilft, glaube mir. Es ist ein kleine Schritt in die Zukunft. Vielleicht schaffst du es ja nächstes mal.''
Annika nickte, wusste jedoch das sie es nicht tun würde.
,,Gibt es in deinem Umfeld jemand außen stehenden, nicht deine Schwester oder dein Vater, mit dem du auch mal reden kannst?'', fragte er weiter.
,,Nein.'', antwortete Annika leise. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass sich das sehr bald ändern würde...
,,Kann ich jetzt gehen?'', hing Annika dran. Sie wollte einfach nur noch nach Hause und sich ins Bett legen.
,,Klar, geh!''Zuhause hatte sie eigentlich vor sich leise in ihr Zimmer zu schleichen und einfach nur zu schlafen. Sie war von den vergangenen kurzen Nächte müde und sie hoffte dieses Mal besser zu schlafen.
Doch ihr Vater machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
,,Wo willst du denn hin Fräulein?'', erschrocken fuhr Annika herum und entdeckte ihn im Türrahmen zur Küche.
,,Hast du schon was gegessen?'', fragte er sie weiter aus.
,,Ja, eben auf dem Rückweg noch schnell was.'', log Annika. Sie wollte nicht, dass ihr Vater sich Sorgen machte.
,,Du hattest kein Geld dabei.'', stellte er mit zusammengezogenen Augenbraue fest.
Ihr Vater wollte gerade etwas ran hängen, doch Annika unterbrach ihn.
,,Ich weiß.''
Doch eigentlich wusste sie gar nichts. Sie wusste weder warum ihre Mutter Tod war, noch warum sie nie Appetit hatte oder warum ausgerechnet ihre Mutter Krebs bekam.
,,Ich gehe hoch.'', und ging ohne noch ein Wort zu sagen.Schweißgebadet wachte sie auf. Mit zittrigen Händen machte sie das Licht an, um sich wieder orientieren zu können.
,,Es war nur ein Traum.'', murmelte Annika immer wieder leise vor sich hin.
Oft war es der selbe Traum. Er handelte davon, dass sie ihren Vater aufgehängt in der Küche entdeckte. Sie hatte große Angst auch ihn zu verlieren. Sei es Selbstmord oder ein Autounfall. Doch sie verdrängte diese Angst, was jedoch dazu führte, dass sie nachts davon träumte.
Seufzend wanderte ihre Hand zum Handy. Es war erst halb fünf. Sie hatte noch über eine Stunde Zeit, bevor sie aufstehen musste.
Kurzerhand entschied sie sich dazu, eine Runde joggen zu gehen. Sie vermied bewusst den Blick in den Spiegel, denn sie wusste, dass sie furchtbar aussehen musste.
Draußen war es eiskalt. Es war eine gute Entscheidung eine lange Leggings und einen Pullover anzuziehen. Schnell joggte sie los, um warm zu werden.Der Schweiß rann ihr über die Stirn, doch es machte ihr nichts aus. Im Gegenteil, Schweiß war für Annika immer ein Zeichen, was getan zu haben.
Ihre Mutter war früher auch oft joggen gewesen. Nun tat es auch Annika. Früher haste sie es, doch als ihre Mutter sie einmal dazu zwang mit ihr zusammen laufen zu gehen, fing sie an es zu lieben. Es half ihr Stress abzubauen und ihre Sorgen zu verarbeiten oder sogar zu vergessen. Nicht zu vergessen ist, dass man so prima Muskeln aufbauen kann.
Und spätestens als ihre Mutter nicht mehr lebte, war es für Annika klar, weiterhin dieses Hobby auszuüben. Sie wollte ihre Mutter stolz machen und sie fühlte sich ihr so nah. Es klang vielleicht komisch, aber es war so.
Ihre Augen wurden wässrig, als sich ihre Gedanken immer mehr um sie drehten. Von Wut und Trauer überschüttet, legte Annika noch mal einen gang zu.Plötzlich lief sie mit vollem Tempo in eine Person rein und fiel gerade Wegs auf ihren hintern. Sie hatte gar kein Chance mehr auszuweichen.
,,Kannst du nicht aufpassen?'', giftete die Person. Es war eindeutig eine Männerstimme. Annikas Blick war immer noch auf den Boden gerichtet. Sie spürte immer noch die Tränen in ihrem Gesicht.
Schließlich blieb ihr aber keine andere Möglichkeit als aufzuschauen.
,,Hast du keinen Mund zum...'', wollte er weiter meckern, doch als er Annikas verweintes Gesicht sah stoppte er.
Er hatte das Mädchen für älter gehalten und wusste nicht das sie geweint hatte. Sie war vielleicht 16, was machte sie also um 5 Uhr morgens hier draußen? Er wollte schließlich nur seine Wut, dass seine Verletzung nicht heilte, rauslassen.
,,Hast du dir weg getan?'', seine Stimme hatte nun einen besorgten Unterton. Er reichte ihr die Hand, um ihr hoch zu helfen.
Sie schüttelte stumm mit dem Kopf und wischte sich schnell noch die letzten Tränen weg. Er wusste, dass es ihr unangenehm war.
Als das Mädchen wieder stand und nun etwas dichter vor ihm stand, fielen ihm die tiefen Augenringe und der dünne Körper auf.
,,Ist Alles ok?'', fragte er und hoffte, dass sie endlich mal einen Ton von sich gab.
,,Ja, alles super. Ich muss weiter.'', sagte sie hastig, drehte sich um und rannte davon. Nachdenklich schaute der Handballer ihr hinter her.
Nachdem Annika aus seinem Blickfeld war, hielt sie sogleich an und fasste sich ans Steißbein. Erleichtert atmete sie aus, es war nur ein minimaler Schmerz. Sie hatte Glück im Unglück.
Der Mann hatte sie regelrecht angestarrt, weshalb Annika einfach schnell die Flucht ergriffen hatte.
Zurück Nachhause ging sie, die Lust aufs joggen war ihr vergangen.Neues Kapitel :) Am Wochenende wird leider nichts kommen, weil ich Trainingslager habe :( ich liebe Vorbereitung..xD hoffentlich überlebe ich es... und über Reviews würde ich mich sehr freuen :D
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Machtlos gegen das Schicksal
Fanfiction,,Annika, möchtest du uns vielleicht erzählen, wieso du hier bist?'' Durch seine dicke Hornbrille schaute er zu der 15 jährigen auf. Kaum merklich schüttelte die Blonde mit den Kopf. Sie konnte nicht. Der Schmerz war zu stark, um ihn auszusprechen...