,,Ich war nicht deswegen auf Amrum, sondern auch um mir dort eine Einrichtung anzusehen.''
Annikas Vater musste das große Fragezeichen, das sich auf Annika Stirn gebildet hatte, bemerkt haben, denn er hing dran:
,,Es gibt dort verschiedene Möglichkeiten eine Kur zu machen und ich denke, es wird Zeit, das ich das mache.'', sprach ihr Vater ruhig und schaute dabei seine Tochter aus wachsamen Augen an.
Annika wusste, dass er die Entscheidung schon längst getroffen hatte und war sich sicher, dass dies eine gute Idee war, aber was war mit ihr? Und Ella? Sie brachte kein Ton über die Lippen.
,,Ich brauche einfach Abstand von all dem hier, verstehst du?''
,,Ja, ich finde das ist eine super Idee.'', sprach Annika schließlich ehrlich und trotz der vielen Fragen, der ihr auf der Zunge lagen, begann sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu bilden. Dort konnte Annikas Vater mit Sicherheit geholfen werden und sie musste sich keine Sorgen mehr um ihn machen.
,,Ich bin froh, dass du mich verstehst.'', erleichtert atmete ihr Vater aus und umarmte Annika kurz.
Kurz haderte Annika mit sich. Sollte sie ihrem Vater von der Panikattacke erzählen? Bestimmt würde er sich nur unnötig Sorgen machen. Annika wäre nicht Annika, würde sie es nicht in sich hineinfressen, weswegen sie sich schnell dazu entschied es bleiben zu lassen.
,,Wann fährst du denn?'', fragt Annika nach.
,,In zwei Wochen, Weihnachten wäre ich dann nicht da.'', der 15 jährigen entging nicht der Unterton, dass er ein schlechtes Gewissen hatte.
,,Ist doch nicht schlimm.'', ein kleines Lächeln zierte Annikas Lippen.
,,Ich hatte überlegt, dass ihr so lange in so eine Jugendpflege kommt, ich habe mich da schon inform..'', sprach er, doch Annika unterbrach ihn sofort:
,,Stopp! Ella und ich können zuhause für uns selbst sorgen.'', beteuerte Annika und Panik schwang in ihrer Stimme mit. Genau davor hatte sie sich gefürchtet.
,,Wie soll das funktionieren, Annika? Du hast mehrmals lange Schule und ich bin dann nicht da, um Ella Mittagessen zu machen oder ihr bei den Hausaufgaben zu helfen.''
,,Wieso kann sie nicht in eine Betreuung?'', so schnell wollte Annika nicht aufgeben. Unter gar keinen Umständen ging sie in eine Kinderbetreuung oder sonst was.
,,Die ist voll, denkst du nicht das würde dir auch guttun? Dort kann man dir vielleicht auch etwas helfen, Annika.''
,,Was soll das denn heißen?'', fragte sie und konnte nicht verhindern etwas zickig zu klingen.
,,Annika.'', seufzte er nur und schüttelte den Kopf.
,,Was möchtest du hören? Das es mir nicht gut geht? Richtig scheisse? Das ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist? Das ich mich hilflos fühle? Angst habe?'', sprach Annika mit einer erschrecklichen Ruhe in der Stimme über die Annika selbst überrascht war.
,,Ja genau das möchte ich hören, denn ob du es glaubst oder nicht, reden hilft! Auch wenn du es wahrscheinlich schon oft genug gehört hast.''
Annika verdrehte die Augen und ging wortlos in die Küche, um der Unterhaltung zu entfliehen.
,,Annika!'', rief ihr Vater mahnend hinterher, doch sie ignorierte es.
Nachdem Annika was getrunken hatte, wollte sie gerade in ihr Zimmer verschwinden, doch plötzlich traten Füße vor ihr Sichtfeld.
Genervt blickte Annika ihrem Vater ins Gesicht.
,,Was?'', fragte sie harsch.
,,Nenn mir eine bessere Idee, als die Kinderpflege!'', forderte er.
Ergeben blickte Annika auf den Boden, ehe sie ohne noch ein Wort zu sagen in ihr Zimmer ging.
Genervt ließ Annika sich auf ihr Bett fallen. Was sollte sie jetzt tun? Sie wollte nicht nicht aus ihrer Umgebung gerissen werden und woanders wohnen. Annika beschloss das Thema jetzt erstmal ruhen zu lassen, hatte es keinen Zweck sich unnötig den Kopf zu zerbrechen.
Das führte jedoch dazu, dass Annika jetzt nicht wusste, was sie mit sich anstellen sollte. Wiedereinnahm wurde ihr vor Augen geführt, wie hobbylos sie einigen Momenten war.
Nachdenklich holte sie den Zettel raus. Sollte sie?
Nach einiger Zeit nahm sie ihr Handy und schrieb eine WhatsApp an den Unbekannten. Sie konnte sich es ja immer noch anders überlegen.
Hi, mein Name ist Annika. In der Schule bin ich auf das Plakat aufmerksam geworden, ist es noch aktuell?
Annika sendete die Nachricht ab und ungeduldig wartete sie auf eine Antwort. Doch sie kam nicht.
Fluchend schmiss sie das Handy weg und machte die Augen zu. Annika spürte beim liegen die Auswirkungen der letzten Nacht. Eine Welle der Müdigkeit überfiel sie und schneller als sie bis drei zählen konnte versank sie im Land der Träume.
———————
,,Was hältst du von der Farbe?''
Annika blickte von ihren Karotten auf und schaute auf ihre Schwester, die ihr ein Bündel voller Farben entgegen hielt.
,,Denkst du nicht, dass gelb als Wandfarbe etwas zu grell ist?'', fragte Annika stirnrunzelnd und blickte auf ihren Vater, dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern.
Am Wochenende wollten Ella und ihr Vater Ellas Zimmer streichen.
Vor wenigen Minuten hatte ihr Vater Ella aufgeklärt, dass er bald gehen würde. Ella hatte es erstaunlich gefasst aufgenommen, jedoch war Annika sich nicht ganz darüber im Klaren, ob sie verstanden hatten, dass die Schwestern dann in so etwas wie ein Heim mussten.
Was Annika jedoch zum Nachdenken angeregt hatte war, als Ella als erstes sagte: ,,Wir müssen nicht woanders hin, wir können zu Niko.''
Doch Annika war sich sicher, dass es nicht funktionieren würde. Ella war ein Vollzeitjob und sie war sich sicher, dass Niko eine Wohnung hatte, die nicht genug Platz hatte. Ganz zu schweige musste Ella die Schule zu Fuß erreichen können.
Nach Ellas Idee hatte Annika lediglich eine Augenbraue hochgezogen und ihr die Lage geschildert, weshalb es nicht ginge.
Ella hatte dann nur selbstsicher gegrinst, was ihr fast Angst machte.
,,Und blau?''
Erneut blickte Annika auf und schaute auf Ella, die mit einer grübelnden Miene auf hellblau blickt.
,,Du wechselst deine Meinung stündlich.'', sagte Annika trocken.
,,Na und?'', giftete Ella.
,,Annika, lass Ella doch.'', sprach ihr Vater nun und Annika verdrehte lediglich die Augen.
Nachdem sie den Teller aufgegessen hatte, war sie schon satt. Früher hatte sie haufenweise in sich hinein gefressen, doch das war Geschichte. Nachdem sie wochenlang fast nichts gegessen hatte,war es schwer für sie gewesen wieder in den Rhythmus zu kommen. Doch irgendwie hatte sie es geschafft. Bei genauerem hinsehen sah man ihr aber immer noch an, dass da was gewesen sein musste.
Nach dem Essen wollte Annika eigentlich Ella nur eine Farbe aus dem Internet zeigen, doch als sie sah, dass der Unbekannte ihr geantwortet hatte, rückte das schnell in den Hintergrund.
Gespannt öffnete Annika WhatsApp.
Hi Annika, ich freue mich, dass du Interesse hast. Komm doch einfach mal vorbei. Wir trainieren montags, dienstags und freitags. Am liebsten wäre es mir, wenn du direkt morgen am Freitag (16-18 Uhr) kommst, weil wir im Moment sehr von Verletzungen gebeutelt sind...
Aufgeregt flogen Annikas Finger über die Tastatur, ehe sie antwortete:
Sehr gerne, bis morgen.
Morgen würde sie also Handball Training haben. Annika konnte es kaum erwarten.Moin, Moin :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)
Ich wünsche euch frohe Weihnachten, genießt die Tage mit eurer Familie, so wie ich es tue :DWas findet ihr an Weihnachten am schönsten?
Me: Diese Stimmung (Tannenbaum, Dunkelheit, Familie) Ich liebe einfach dieses Beisammensein und ja :D
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Machtlos gegen das Schicksal
Fanfiction,,Annika, möchtest du uns vielleicht erzählen, wieso du hier bist?'' Durch seine dicke Hornbrille schaute er zu der 15 jährigen auf. Kaum merklich schüttelte die Blonde mit den Kopf. Sie konnte nicht. Der Schmerz war zu stark, um ihn auszusprechen...