falling down

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falling down~ XXXTENTACION

Träge stand Annika auf. Montag. Gruppensitzung. Dritt letzter Schultag. Streit mit ihrem Vater.
Konnte der Tag noch schlimmer werden?
Vorm Spiegel seufzte sie erstmal auf. Tiefe Augenringe schmückten ihr Gesicht. Trotz des Pullovers konnte man die abgemagerte Statur erahnen. Die eigentliche Skinny Jeans war ihr zu groß.
Nachdem Annika sich gewaschen und Zähne geputzt hatte, schnappte sie sich ihre Schultasche und verließ wortlos das Haus. Nach gestern Abend wollte sie ihren Vater nicht auftreffen. Nur ungern erinnerte sie sich an gesternabend zurück.

,,Papa, ich habe das Gefühl du arbeitest zu viel.'', Annika sprach das Thema vorsichtig an und hoffte auf sein Verständnis. Doch nichts dergleichen geschah.
,,Ich arbeite, damit es euch gut geht. Ich dachte du verstehst das.''
Verwirrt schaute Annikas Vater sie an.
,,Uns geht es gut, wenn du uns unterstützt. Ella brauch ihren Vater. Aber du bis immer weniger zuhause und..''
Annika sprudelten die Wörter nur so aus dem Mund. Sie konnte es einfach nicht verhindern. Sie sagte alles, was sie dachte. Manche Sachen hätte sie jedoch vielleicht besser für sich behalten sollen, doch es war zu spät.
,,Du findest also ich wäre ein schlechter Vater? Dann geht doch! Haut doch einfach alle ab!'', schrie er zornig und fuchtelte mit seinen Händen rum. Er sagte nicht die Wahrheit, doch Annika wusste das natürlich nicht.
Er war mental und körperlich am Ende, redete unüberlegt.
Annika traten Tränen in die Augen.
,,Ich habe nie behauptet das du ein schlechter Vater bist.'', schluchzte sie.
,,Bitte lass uns nicht auch alleine!'', flehte sie und sank auf die Knie.
,,Ich arbeite, kümmere mich um den Haushalt, was wollt ihr noch? Das ich euch die Schuhe putze?'', er war außer sich. Annikas Vater dachte, er hätte alles im Griff und dann sagte seine Tochter ihm, er sei ein schlechter Vater...
,,Scheiss doch auf den Haushalt! Wir brauchen dich!'', schrie Annika und Tränen kullerten ihr unaufhaltsam über die Wangen. Es war eine Sache, wenn ihr Vater oft nicht da war, aber Streit zu haben, war genau das, was sie am wenigsten wollte! Sie hätte einfach nicht mit diesem Thema anfangen dürfen. Es war ein Fehler, doch es war zu spät.
,,Annika geh jetzt!'', sagte er mit einer Kälte in der Stimme, die ihr ganzer Körper eine Gänsehaut brachte. Schluckend stand sie auf und blicke zu ihrem Vater auf. Sie wollte, dass er sah, wie traurig sie war. Das er alles bereuen würde. Es ihm leid tat, wie er reagierte. Doch all das blieb aus.
Stattdessen schaute er mit funkelnden Augen zu ihr hinab. Wut und Trauer war abzulesen. Schließlich wendete er sich ab und ging wortlos ins Wohnzimmer, um sich wahrscheinlich vorm Fernseher zu setzen.
Weinend krabbelte Annika die Treppen hinauf, ehe sie in ihrem Zimmer vollkommen zusammen brach.

Bis 1 Uhr hatte Annika noch auf die Uhr geschaut, doch dann war es ihr zu blöd. Sie wusste nicht, wann sie weinend sich in den Schlaf gefunden hatte. Auch nicht wie oft sie geträumt hatte, wie ihr Vater Ella und sie alleine ließ und sie ins Heim mussten.
Annika entschied sich heute ohne groß nachzudenken zu Fuß zur Schule zu gehen. Trotz der Kälte. Sie fand es beinahe angenehm, so zu frieren, es lenkte sie ab. Und Annika nahm heute alles an, um irgendwie abgelenkt zu werden. Inzwischen wünschte sie sich längst, einfach gestern Abend Zuhause geblieben zu sein. Dann wäre das alles nie passiert. Ihr Vater war doch eh schon von vorne rein gereizt gewesen, als Annika Nachhause kam.
Die 15 jährige war beinahe traurig, als Schulschluss war. Die Ablenkung wag nun vorbei. Kaum hatte sie das Schulgelände verlassen, wanderten ihre Gedanken wieder zu ihren Eltern. Und dann war heute auch noch die Sitzung! Und was sollte sie bloß in den Ferien machen, weinend im Bett liegen und trauern? Auf dem Rückweg wurde Annika schlagartig klar, dass sie von einer neuen Welle der Trauer überrannt wurden sie keinerlei Kontrolle hatte. Annika fühlte sich alleine und überfordert, wusste sie doch nicht, wie sie damit umgehen sollte. Zwar hatte sie das schon mehrmals erlebt, aber es war immer wieder anders. Sie gab ihrem Psychiater selten recht, aber diese Sache mit den Trauerphase bei Kindern stimmte eins zu eins...
Seufzend setze Annika sich in den Bus der sie Nachhause brachte. Ohne Ahnung, wie Ella Nachhause kommen sollte oder ob ihr Vater sich darum kümmerte und was Zuhause überhaupt los war, schloss sie die Haustür auf. Ihr Vater konnte sich echt selbst darum kümmern. Inzwischen hatte sie auch eine Wut gepackt, die sie nicht verhindern konnte und wollte.
Niko und seine Freunde waren längst in den Hintergrund gerückt. Kein einziges Mal mehr hatte sie an die gedacht. Jedoch dachte Niko oft an sie, genauso wie ein gewisser Isländer...
Niemand war zuhause. Weder ihr Vater, noch Ella. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Vater sich um Ella kümmern würde...
Unten zwang sie sich mit viel Mühe ein Brötchen runter. Eigentlich hatte Annika kaum Appetit, generell hatte sie keine Antriebskraft mehr. Sie war kaputt und wollte einfach nur in ihr Bett und an die Decke starren.

Hey, bock zu treffen?

Ihr Handy blinkte auf und leuchtet diese Nachricht von Niko auf. Mehre Minuten starrte sie mit leerem Blick auf ihr Handy, ehe sie mit einem schlichte Nein antwortete. Obwohl sie versuchte Motivation dafür aufzubringen, klappte es schlicht und ergreifend nicht. Sie hatte einfach nicht die Kraft Niko die schöne heile Welt vorzuspielen und sich ein Lächeln aufzuzwingen.
Annika wusste nicht, wie lange sie auf ihrem Bett lag, die Decke anstarrte und in einer anderen Welt war. Jedoch riss sie das Viebrieren ihres Handys aus ihrer Trance.

Why? Komm schon!

Annika schaute mehre Sekunden auf diese Nachricht und blickte etwas weiter Hinauf. Niko war online und wartete wahrscheinlich ungeduldig auf eine Antwort. Hatte er denn nichts besseres zutun?
Ohne eine Antwort einzutippen, machte sie das Handy wieder aus und legte sich auf ihr Bett.
Am späten Nachmittag musste Annika dann zur Sitzung gehen. Noch nie in ihrem Leben hatte Annika so wenig Lust auf etwas gehabt. Ihr war alles lieber, sogar ein Treffen mit Niko, doch wenn sie Schwänzen würde, würde ihr Vater davon erfahren und das wollte sie auf alle Fälle vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt wusste Annika noch nicht, was heute bei der Sitzung anders sein würde...

Moin :D Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, habe es weniger als sonst überarbeitet, weil mir einfach die Zeit dafür fehlt :( Aber ich wollte euch einfach auch nicht länger warten lassen ;) Ich muss gucken, wann ich  wieder updaten kann :( Wird wahrscheinlich wieder mindestens so lange dauern :( Sorry dafür :(

Machtlos gegen das Schicksal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt