,,Annika, warte!''
Annika konnte in der Dunkelheit die Umrisse von Niko erkennen, wie er joggend auf Annika zukam.
,,Ich dachte wir wollten reden.'', fragte er leicht außer Atem.
,,Ich habe dich überall gesucht.'', hing er erklärend ran.
,,DU wolltest reden.'', sprach Annika ehrlich.
,,Du warst übrigens super! Du solltest anfangen, ehrlich!'', sprach Niko auf einmal begeistert und wechselte prompt das Thema.
Verwundert hob sie die Augenbrauen. Der Meinung war sie jetzt nicht unbedingt, nachdem Marlin ihr zwei mal den Ball geklaut hatte und sie sich mehrere Male gegen Annika durchsetzen konnte, jedoch widersprach sie nicht. Und als sie es am Ende Marlin zeigen wollte, ging das erst recht schief.Annika überlegte nicht lange, lief mit dem Ball auf Marlin zu, darauf achtend, dass sie keine Schritte machte und plötzlich war sie schon frei vorm Tor. Und verwarf.
,,Wenn du es sagst.'', murmelte sie und blendete die Erinnerung aus.
Die Aufforderung, dass Annika mir Handball anfangen sollte, überging sie jetzt einfach mal.
,,Also? Was ist passiert?'', Niko schaute sie mit einen durchdringenden Blick an. Er wechselte die Themen ja schneller als Ella und das will was heißen!
,,Niko, ich kann es dir nicht erzählen...du..'', stotterte Annika überfordert und bemerkte gar nicht wie viel sie dabei preisgab.
,,Es ist was passiert, nicht wahr? Du trauerst nicht um deine Mutter, sondern es gab einen Zwischenfall.'', sprach Niko die Wahrheit aus.
,,Natürlich trauere ich um meine Mutter!'', rief Annika wutentbrannt und schubste Niko grob nach hinten, welcher nicht damit gerechnet hatte und Mühe hatte nicht hinzufallen.
Niko hatte unbewusst einen wunden Punkt angesprochen. Annika hatte solche Angst, dass sie irgendwann nicht mehr um ihre Mutter trauern wird, sie nicht mehr vermissen würde, sie zu vergsssen.
Es war doch schon eben beim Handball so gewesen. Sie hatte ihre Mutter komplett vergessen. Kein einziges mal an sie gedacht.
,,Annika, was ist denn in dich gefahren?'', fragte Niko sie sichtlich besorgt und legte eine Hand auf Annikas Schulter.
Die 15 jährige verspürte ein kleinen Stich in der Magengrube, als sie spürte, wie sie sich gerade verhielt.
Schwach.
,,Rede mit mir!'', befahl er flehend.
Annika schaute starr auf den Boden vor Scham. Sie hatte gerade Gewalt an Niko angewendet, um sich geschrien und Niko war kurz davor gewesen zu wissen, was gestern Abend passiert war.
,,Bitte lass mich.'', flüsterte Annika, drehe sich aus Überforderung um und ging die ersten Schritte zu ihrem Nachhause.
,,Du kannst mich doch jetzt nicht stehen lassen.'', schrie er und keine 5 Sekunden später stand er wieder vor ihr.
,,Was ist so schlimmes passiert, Anni? Sag es mir! Oder vertraust du mir nicht? Bitte! Sag es mir!'', rief er und schaute sie bittend an.
,,Du willst wissen was passiert ist? Mein Vater war besoffen und hat um sich geschrien wie ein Geisteskranker!.'', platzte es laut aus Annika. Ihre Gefühle waren völlig durcheinander. Genauso wie ihr verkorkstes Leben.
,,Und meine Schwester hat alles mitbekommen und ich muss doch für sie da sein und für meinen Vater und..'', Annika brach schluchzend ab und schmiss sich weinend in Nikos Arme.
Normalerweise war Niko nicht nah am Wasser gebaut, er kann sich gar nicht daran erinnern, wann er das letzte mal geweint hat, aber jetzt hatte er sichtlich Mühe sich die Tränen zu unterdrücken.
Mitfühlend legte er die Arme um Annika und drückte sie an seine Brust.
,,Erstmal geht es um dich. Du musst erstmal selbst klar kommen.'', flüsterte er leise in ihr Ohr, woraufhin Annika noch mehr schluchzte.
Nikos T-Shirt war inzwischen durchnässt und so langsam überlegte Niko, wie es heute Abend weiter gehen sollte. Langsam wurde ihm außerdem kalt, trug er doch nur T-Shirt und Strickjacke. Ein längerer Aufenthalt draußen in der Kälte war eigentlich nicht geplant gewesen.
Beide bräuchten eine Dusche und Annika wollte mit Sicherheit nicht Nachhause, doch Niko hatte nichts zu Essen in seiner Wohnung und er musste morgen früh zum Training.
Egal, das konnte er sich auch später überlegen.
Nach weiteren Minuten wurden ihre Schluchzer langsam weniger und sie krallte sich nur noch stumm in Nikos Nasses T-Shirt.
Annika löste sich von Niko und wischte sich grob die restlichen Tränen aus dem Gesicht.
,,Was soll ich denn jetzt machen?'', flüsterte sie.
,,Du musst gar nichts machen. Wir fahren jetzt zu mir.'', beschloss Niko ihr die Last, die sie anscheinend seit Wochen auf den Schultern trug, zu nehmen.
,,Aber... ich.'', Annika musste sich kurz räuspern. ,,..ich habe weder Schlafsachen, noch eine Zahnbürste, noch richtige Klamotten für morgen..''
,,Kriegst du von mir.'', winkte Niko ab.
Annika lachte kurz auf. Die Vorstellung, wie sie in Klamotten steckte, die ihr 3 Nummern zu groß waren, war einfach zu lustig.
Niko nahm Annika an die Hand und zog sie zu seinem Auto, das 50 m entfernt auf dem Parkplatz stand.
Schweigend fuhr Niko durch die Straßen Kiels.
Wenn er daran dachte, was er als 15 jähriger gemacht hatte... Seine größten Probleme waren wahrscheinlich die gewesen, ein FIFA spiel zu verlieren oder eine 5 in Mathe zu schreiben.
Niko warf einen flüchtigen Blick zu Annika. Sie war eingeschlafen. Kein Wunder.
Sie musste eine schlaflose und kurze Nacht hinter sich haben, dann Schule, das Training...
Niko überlegte bei sich Zuhause nicht lange, machte die Beifahrertür auf und schlang behutsam seine Arme um Annika.
Sie wog gar nichts und Niko war sich sicher, dass Mädchen im ihren Alter normalerweise mehr wogen.
Nachdenklich betrachtete Niko Annika in seinen Armen.
Es wäre wohl am besten, wenn sie in Nikos Bett schläft.
Gesagt, getan.
Dann stellte sich für Niko direkt die nächste frage.
Er würde Annika wohl kaum jetzt ausziehen, aber sie mit Jeans schlafen zu lassen war jetzt auch nicht die beste Lösung.
Am Ende beschloss er ihr die Jeans auszuziehen und den Pullover, glücklicherweise trug Annika noch ein schwarzes top, und Niko zog ihr vorsichtig eines seiner Tshirt über.
Sie schlief ja wie ein Stein, stellte er fest.
Nachdem Niko noch etwas gegessen hat, machte er noch ein bisschen den Fernseher an.
Der 21 jährige konnte sich jedoch nicht auf den Film konzentrieren. Ständig schweiften seine Gedanken zu Annika.
Was, wenn ihr Vater sie mal schlagen würde? Oder hatte er dies bereits schon mal getan? Ihr Vater musste ja sehr furchteinflössned gewesen sein, wenn Niko an Annis Ausbruch zurück dachte.
Niko beschloss den Fernseher auszumachen und auch ins Bett beziehungsweise aufs Sofa zu gehen. Es hatte keinen Sinn weiter zu schauen.
Niko schaute noch einmal kurz bei Annika rein und guckte, ob Alles ok war.
Wenigstens für diesen Moment stellte sich die Antwort als ja heraus.Moin, Moin allerseits :) Wie fandet ihr das Kapitel? Ich hoffe es hat euch gefallen. Bin wieder im Schreibmodus und habe einige Ideen, deswegen kommen sogar in einigermaßen regelmäßigen Abständen im Moment Kapitel :D
Wie schreibt ihr am liebsten auf Wattpad?
Me: Auf dem Bett, mit Musik und einer Jogginghose. Und zwischendurch etwas zu essen :D
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Machtlos gegen das Schicksal
Fanfic,,Annika, möchtest du uns vielleicht erzählen, wieso du hier bist?'' Durch seine dicke Hornbrille schaute er zu der 15 jährigen auf. Kaum merklich schüttelte die Blonde mit den Kopf. Sie konnte nicht. Der Schmerz war zu stark, um ihn auszusprechen...