Als Annika aufwachte, musste sie erstmal den gestrigen Tag Revue passieren lassen, um zu wissen, wo sie sich überhaupt gerade befand. Niko musste sie ins Bett gebracht haben, nachdem sie gestern eingeschlafen war.
Annikas Hand griff nach ihrem Handy. Es war noch stockdunkel und Annika vermutetet, dass es mitten in der Nacht war. Sie behielt recht, es war gerade mal 3 Uhr.
Seit dem Tod ihrer Mutter wachte sie öfters nachts ohne Grund auf. Das war ihr aber wesentlich lieber, als die Variante mit dem Albträumen.
Annika beschloss sich ein Glas Wasser zu holen. Leise tapste sie über den Parkettboden in die Küche. Man war das hier kalt. Mit Hilfe ihrer Handy Taschenlampe fand sie ein Glas.
Wohlig seufzte Annika auf, als das kalte Wasser durch ihren trockenen Rachen ging.
,,Annika?''
Annika schrie auf und ließ vor Schreck ihr Glas fallen, als das Licht anging und ein verschlafener Niko im Türrahmen erschien.
Dieser riss seine Augen erschrocken auf, als er das Dilemma auf dem Boden entdeckte.
,,Nicht bewegen!'', forderte er gehetzt und verschwand.
Seufzend schaute Annika auf ihre nackten Füße, die von Scherben umringt waren.
,,Tut mir leid.'', sagte Annika ehrlich, als Niko dabei war die Scherben auf den Boden aufzuwischen.
,,Schon gut. Hauptsache du hast dich nicht geschnitten.'', Niko schaute prüfend auf ihre Füße.
,,Nein, habe ich nicht.''
,,Sag mal, wieso warst du eigentlich mitten in der Nacht wach?'', fragte Niko leicht verwirrt.
,,Ich hatte Durst.'', zuckte Annika mit den Schultern und war stolz auf ihre Antwort.
Denn immer wenn es sich um das Thema rund um ihre Mutter drehte, fand sie oft keine vernünftigen Antworten.
,,Ah stimmt, hätte ich mir ja auch denken können. Ich muss dringend wieder ins Bett.'', Niko schüttelte den Kopf über seine Dümmlichkeit. Nachts war einfach nicht seine Zeit.
,,Ja geh ruhig. Ich hole mir dann noch mal ein neues Glas raus.''
Als Niko verschwunden war, seufzte Annika erleichtert auf.
Niko hatte zwar bisher kein Wort über den gestrigen Abend verloren, aber es war auch mitten in der Nacht.
Morgen würde er sie ausquetschen und Annikas Drang, ihm von ihrer jetzigen Gefühlswelt, die in einem Scherbenhaufen lag, zu erzählen, hielt sich stark in Grenzen.
Doch nach seiner Hilfe war Annika es ihm doch schuldig oder nicht?
Auf den Weg nach oben erkannte Annika die Umrisse eines großen Körpers auf dem Sofa, das ein leises schnarchen von sich gab.
Annika tapste in Nikos Zimmer und blieb eine kurze Zeit sinnlos im Raum stehen.
Sie war hellwach.
Neugierig beschloss die 15 jährige das Licht mal anzumachen und sich hier etwas umzusehen.
Sie wusste nicht besonders viel von Niko, außer das wesentliche, was jeder wusste.
Sie fand es immer immens spannend das Zimmer einer Person durchzustöbern. Und wann sollte sie mal eine bessere Gelegenheit dafür kriegen.
Auf den Nachtisch stand ein Foto mit ihm, einem Mädchen, es war vielleicht ein Jahr älter als Annika und einem älteren Ehepaar. Das waren mit Sicherheit seine Schwester und seine Eltern.
Annika spürte ein Stich in der Brust, als ihr die Erkenntnis kam, dass Niko 21 ist und immer noch seine Mutter hatte, die auch noch knackig Gesund aussah, während Annika ihre bereits mit 14 verloren hatte.
Sie schluckte den entstanden Kloß hinunter und schaute sich weiter um.
Interessiert schaute Annika sich ein weiteres Foto, dass hier im Raum stand an.
Es zeigte mehrere Männer in Sportklamotten, die alle fröhlich in die Kamera lächelten.
Tatsächlich erkannte sie Disse, Gisli und Niclas aus dem Foto heraus, während die anderen ihr unbekannt waren.
Es sah aus, wie ein Spassfoto in einer Umkleide. Gisli ist dabei auf Disses Rücken, während Niclas auf Nikos Rücken war. Die anderen standen dort und machten verrückte Grimassen.
Annikas Gedanken wanderten zu den Abend mit den Jungs im Restaurant. Der Abend im war schön gewesen, hatte sie endlich mal wieder Kontakt zu anderen gehabt als zu ihrer Schwester oder ihrem Vater, jedoch wurde Annika noch immer nicht aus Gislis Art schlau. Wieso verhielt er sich ihr gegenüber so kalt? Und warum starrte er sie immer wieder an?
Gerne würde sie die drei mal wieder treffen, einfach, weil es sie abgelenkt hatte.
Annika spürte wie ihre Augen nun doch schwerer werden. So beschloss sie sich wieder hinzulegen und noch ein paar Stunden zu schlafen.
,,Annika! Mensch Annika, jetzt wach auf!'', dumpf drang es bei Annika in den Kopf, während sie ein starkes rütteln an ihren Schultern war nahm.
Quengelnd drehte ihren Kopf zur anderen Seite und versuchte die Stimme zu ignorieren.
,,Na schön! Du hast es nicht anders gewollt.''
Annika riss erschrocken die Augen auf, als Niko sich auf sie rauf setzte und anfing das Mädchen am Bauch zu kitzeln.
,,Spinnst du?'', fragte Annika lachend, geschockt und genervt zugleich.
Das schlimme jedoch war, dass Niko nicht stoppte und so kam es, dass Annika 5 Minuten später mit rotem Kopf, zerzausten Haaren und unregelmäßiger Atmung auf ihrem Bett lag, während Niko sie von oben herab angrinste.
,,Wieso weckst du mich.'', stöhnte sie und versuchte Niko von sich runter zu Schubsen.
Erschrocken riss Niko, als hätte er was vergessen, die Augen auf.
,,Training!'', rief er nur panisch, zog Annika aus dem Bett und forderte, dass sie sich schnell fertig machen sollte.
Annika tat was er wollte und trotette 5 Minuten später in die Küche aus der ein genüsslicher Geruch kam.
Niko werkelte am Herd rum und Annika erkannte, dass er leckeres Rührei machte.
,,Wir müssen umplanen...'', fing er hektisch an. Verwirrt zog Annika die Augenbrauen zusammen.
,,Du musst mit zum Training und das Rührei wird gleich im Auto gegessen.'', sagte er knapp, lud das Rührei auf einen Teller und holte Besteck raus.
Grinsend folgte Annika Niko in den Flur und zog sich Jacke und Schuhe an.
,,Wie kommt es zu dieser Situation?'', fragte Annika im Auto, während sie genüsslich das Rührei ass.
,,Erstmal habe ich verschlafen, dann gab es da so eine Dame, die nicht aufstehen wollte und dann fiel mir noch ein, dass ich für ein Mädchen Frühstück machen muss.'', seufzte Niko und Annika lachte auf.
,,Und pass bloß auf die Sitze auf.'', warnte Niko Annika und schaute skeptisch auf Annika, die sich eine große Portion Rührei in den Mund schob.
,,Keine Sorge, großer Mann.'', sagte sie mit vollem Mund.
Annika war froh über diesen morgen, denn so konnte sie die ernsten Dinge im Leben noch aufschieben. Einzig, dass Niko Annika mit zum Training schleppte und sie ganz eindeutig nicht alleine lassen wollte, zeigte die Auswirkungen des gestrigen Abends.
,,Das Rührei war vorzüglich.'', sagte Annika satt.
,,Du bist gleich im Training stumm wie ein Fisch. Alfred wird schon so oder so nicht begeistert sein, dass ich da mit dir antanze. Und dann noch zu spät.'', verzweifelt lenkte Niko den Wagen auf den Parkplatz. Er war heute echt nicht zum Spaß zu haben.
Mit großen Schritten, was für Annika dazu führte, dass sie schon am laufen war, liefen sie über den Schulhof zu einer Halle.
Niko machte die Tür mit Schwung auf und betrat sofort eine Kabine.
Unschlüssig bleib Annika davor stehen und schaute sich neugierig um. Aus der Halle waren bereits Stimmen und das quietschen der Turnschuhe zu hören.
Was würde sie wohl jetzt erwarten? Und würde sie Niclas, Disse und Gisli wiedertreffen?
Sie konnte es jedenfalls kaum erwarten...Moin, Moin, die Ruhe vor dem Sturm :D Ihr könnt euch schon auf das nächste Kapitel und ja, ich weiß, dass es ein echt gemeiner Cute ist, ich entschuldige mich ;) Ich hoffe euch hat dieses Zwischenschiebkapitel trotzdem gefallen und ich konnte es mit einer Spur Humor etwas spannender machen :)
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Machtlos gegen das Schicksal
Fanfiction,,Annika, möchtest du uns vielleicht erzählen, wieso du hier bist?'' Durch seine dicke Hornbrille schaute er zu der 15 jährigen auf. Kaum merklich schüttelte die Blonde mit den Kopf. Sie konnte nicht. Der Schmerz war zu stark, um ihn auszusprechen...