Panikattacke

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Eine Hand in meinem Nacken holte mich immer mehr aus meinem Schlaf raus. Brummend presste ich mich noch mehr an den warmen Körper unter mir.

Ich wollte einfach weiter schlafen, bis diese Kopfschmerzen weg waren. Wie viel hatte ich gestern eigentlich getrunken? Und warte mal...

Sofort versteifte ich und riss meine Augen auf. „Guten Morgen", begrüsste mich eine raue tiefe Stimme. Ich linste unsicher zu dem schwarz Haarigen. „Eigentlich wollte ich ja schon vor ner Stunde abhauen. Aber du hast dich so dermassen an mich geklammert, dass ich nicht anders konnte", er zuckte mit den Schultern und strich weiterhin durch meine Haare. Fast schon liebevoll. „Sorry", ich sah ihn entschuldigend an.

„Schon okay. Ist mal was anderes als immer nur ne Nummer zuschieben und dann gleich zu verschwinden", winkte er ab. Ich presste meine Lippen zusammen. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, bei dem Gedanken dass wir wie ein normales Pärchen hier lagen. „Ausserdem hat mal Tammy reingeschaut", meinte er und sah mich an.

„Oh", kam es nur über meine Lippen. „Sie war etwas überrascht, als sie mich sah", er zuckte mit den Schultern.

Ich nickte und löste mich von ihm. „Bin ich eigentlich der erste den du hier her mit genommen hast?", kam die Frage. Ich linste über meine Schulter. „Ich hab auch nie welche zu meinen Eltern genommen. Ausserdem... seit meinem Auszug bist du der einzige mit dem ich ge...", ich biss mir auf die Lippe.

„Gefickt hast", endete er meinen Satz. „Ja", ich wendete mich von ihm und fuhr durch meine Haare.

Was war los mit mir? Normalerweise hatte ich solche Probleme nicht. Ich meine als Kind hatte ich keine Hemmungen über Sex zu reden und jetzt...

Hinter mir kam Bewegung auf und ich spürte erneut Craigs Hand in meinen Nacken. Ein angenehmer Schauer breitete sich von der Stelle aus, aus. „Hattest du eigentlich schon mal eine echte Beziehung?", sein Atem streifte mein Ohr und liess mich meine Augen schliessen. „Nein", flüsterte ich. „Und was hattest du mit Nail?" Sofort wurde mir eiskalt. Ich sah über meine Schulter in die genauso kalten Augen von Craig.

„Wenn du es genau wissen willst, war er mein Zuhälter. Ich hab für ihn und seine Kumpels die Beine breit gemacht und dafür Drogen und ne ordentliche Summe Geld bekommen", meine Stimme war erschreckend ruhig und monoton. Ich sah ihn noch einen Moment an, ehe ich mich, wiederwillig, von ihm löste und vom Bett aufstand.

„Aber das ist Vergangenheit und ich will nicht darüber reden", ich griff neben dem Bett nach der Wasserflasche. Meine Kehle fühlte sich unnormal trocken an. Jedoch schnallte Craigs Hand vor und hielt sie fest.

Seine Augen bordend sich in meine: „Ich will es aber wissen." „Warum?" „Weil ich es verstehen will", entschlossen sah er mich an. Ich hielt den Atem an. Langsam lockerte sich sein Griff um mein Handgelenk. „Du solltest atmen", er streckte seine andere Hand nach meinem Gesicht aus. Bevor sie diese erreichte, realisierte ich und schreckte ein Stück zurück.

Stockend schnappte ich nach Atem und senkte mein Gesicht. „Warum auf einmal? Ich mein... ich bin für dich doch nur gut zum ficken", ich lächelte ihn traurig an. In seinem Gesicht konnte man sehen wie er nach Fassung rang. „Kenny", hauchte er und wollte sich gerade zu mir lehnen. Jedoch riss ich mich aus seinen Griff und gewann Abstand.

„Lass gut sein", ich schüttelte den Kopf, „ich weiss dass es nicht mehr als Sex geben wird. Und das ist auch gut so." Ich wendete mich zur Tür. Versuchte die Tränen weiterhin hinunter zu schlucken. „Am besten ist, wenn du jetzt gehst", sagte ich leise und starrte die Tür an.

Es wurde still. Und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis das Rascheln der Decke die drückende Stille unterbrach und mich davon abhielt laut nach Luft zuschnappen.

Ich hatte das Gefühl zu ertrinken. Mit jeder Sekunde die verging, kam das Gefühl, das sich das imaginäre Seil um meinen Hals, enger schnürte.

Leise hörte ich ihn hinter mir, bis...

Er stellte sich hinter mir. Sein Atem streifte meinen Nacken und seine Wärme die er ausstrahlte, liess mich erzittern. Vorsichtig legten sich seine Arme um mich. Ein ersticktes Schluchzen entkam meiner Kehle. „Ich hab es dir vorhin schon gesagt. Atme", hauchte er und zog mich noch näher an sich.

Ich schluckte schwer und versuchte noch mal Luft in meine Lunge zu bekommen. „Und auch das du mir gehörst", seine Lippen berührten meinen Hals und liess mich noch mehr erzittern. Ich krallte mich in seine Arme. „Deswegen will ich auch endlich verstehen was passiert ist", er drehte mich zu sich. Mit feuchten Augen sah ich zu ihm hinauf.

„Soll das ne Liebeserklärung sein oder was?", ich lachte gequält. Versuchte die auf kommenden Tränen damit zu überspielen. Er liess sein Blick kurz von mir schweifen: „Vielleicht."

Ich japste überrascht nach Luft. „Und es gibt noch was anderes", er sah mich wieder an. Jedoch blitzte was in seinen Augen auf. „Was ist los?", ich wusste dass irgendwas nicht stimmte. Ich löste mich etwas aus seiner Umarmung und sah ihn ernst an.

Craig seufzte und liess mich ganz los. „Nail hat sich vor paar Tagen bei mir gemeldet", gestand er schliesslich.

Im Bruchteil von einer Sekund riss der Boden unter meinen Füssen auf und ich hatte das Gefühl zu fallen. In unendliche Dunkelheit, die mit gierigen Händen nach mir griffen und noch weiter hinunter zogen.

Ich stolperte rückwärts gegen die Tür und fasste mir an die Brust. Keuchend rang ich nach Luft. Meine Füsse gaben den Halt nach und ich rutschte zu Boden. Alles um mich herum war nicht mehr relevant. Ich sah nur noch ihn vor mir. Wie er mich immer und immer wieder in dieses Motel bestellte und dort für seine kranken Gelüste missbrauchte.

Doch.

Auf einmal wurde mein Kopf in warme Hände genommen und dunkel blaue Augen sahen mich besorgt an. „...ruhig...ch...nny." Die Stimme kam nur abgehackt zu mir hindurch. Jedoch die Wärme die seine Hände an meinem Gesicht ausstrahlten konnte ich spüren.

Ich griff nach denen und krallte meine Finger in dieses. Versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren. Er zog mich an sich und ich hörte wie er nach jemanden rief. Im nächsten Augenblick sah ich Tammy vor mir. „Hey Ken... ganz..."

Auch ihre Stimme kam nicht ganz zu mir hindurch. Das Rauschen in meinen Ohren machte es schier unmöglich.

Ich bekam nicht mal mehr mit, wie mir Tammy was zur Beruhigung spritzte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, merkte ich wie mein Herzschlag sich wieder normalisierte und das Rauschen in meinen Ohren leiser wurde. Genauso wie Nails Gesicht immer mehr verblasste und ich wieder in die Realität zurückkam. „Du bist in Sicherheit. Hier kann dir nichts passieren", hörte ich Tammys Stimme.

Ich nickte langsam und nahm meine Umgebung wieder war. Craig hatte mich immer noch in seinen Armen und wippte mit mir hin und her. „Geht's wieder?", die braun Haarige musterte mich. „J...ja", meine Stimme war rau und schwach.

„Was war das gerade?", wollte Craig wissen. „Eine Panikattacke", sagte sie knapp und stand auf, „was ist passiert?" Sie sah den schwarz Haarigen streng an. „Nail", flüsterte ich und erschauderte erneut.

Unschlüssig sah sie uns an. „Er hat sich vor paar Tagen bei mir gemeldet", Craig löste sich leicht von mir, jedoch nicht komplett. So dass ich immer noch auf seinem Schoss sass und er die Arme um mich gelegt hatte. „Ich dachte er sei immer noch im Knast", meinte sie stutzig. „Nein. Seit zwei Wochen ist er draussen."

Ich starrte die Wand vor mir an. Alles in mir zog sich zusammen.

Seit zwei Wochen... 

Why did you do this to me (Crenny FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt