Kapitel 1

9.2K 197 117
                                    

„Scheisse, Scheisse, Scheisse!", die braunen langen Haare wehten mir ins Gesicht und blieben an meinem frischen Lipgloss hängen, während ich weiter auf die schließenden Türen meiner Bahn zu rannte.
Wütend strich ich sie aus dem Gesicht.
Schon wieder zu spät!

Erschöpft ließ ich mich auf die Bank der Bahnhaltestelle fallen und durfte noch den hinteren Teil der Bahn betrachten, die sich gerade aus der Haltestelle schlängelte. Ein Seufzer entfuhr mir ehe ich mein Handy aus meiner Tasche kramte.
Ich lehnte mich zurück, bereute es aber sogleich, da die harte Lehne der Bank
meiner Wirbelsäule nicht gerade gut tat.
Nachdenklich starrte ich den schwarzen Handybildschirm an, bevor ich es entsperrte und auf meine Nachrichten schaute.
Wie erwartet hatte ich keine.
Ich brauchte echt wieder ein paar mehr soziale Kontakte.

Frustriert glitt mein Blick zu der Anzeige der Bahnhaltestelle.
9 Minuten.
Das hieß bei der Bahn ungefähr so viel wie 20 Minuten, also beschloss ich mir noch einen Kaffe und eine Brezel zu holen bevor ich meinen Weg zur Schule fortsetzte.
Gemächlich schlenderte ich zur Bäckerei und dachte über mein Leben nach.
So wie immer.
Um ehrlich zu sein war mein Leben ziemlich langweilig.
Ich lebte mit meinen beiden Eltern in einem Reihenhaus einer Kleinstadt.
Ich war 1,63 m groß und hatte braune lange Haare die wie so oft offen über meine Schultern fielen, oder eben gerade an meinem Lipgloss klebten.

Als ich meine Kaffe fast ausgetrunken hatte fiel mir auf, dass ich mich jetzt doch langsam auf den Weg zur Bahn machen sollte.

15 Minuten zu spät öffnete ich schließlich meine Klassentür.

Ein leises genuscheltes: „Sorry." kam mir über die Lippen während ich zu meinem Platz trottete und mich auf meinen unbequemen Stuhl fallen ließ.
Französisch!
Wie sehr ich es doch hasste...
Wieder einmal redete meine Lehrerin für mich irgendwelche unverständlichen Wörter und schickte uns als nächstes in Gruppen.
Desinteressiert saß ich auf meinem Platz und hörte mit halbem Ohr meinen Klassenkameraden zu.
Sie redeten über irgendeine Party die wohl am Donnerstag steigen würde.
Ich hoffte inständig meine beste Freundin Sarah würde mich nicht schon wieder zwingen auf diese Party zu gehen.

Sarah war die Definition von einem Party-Girl.
Sie kam aus Amerika und hatte lange blonde Haare, blaue Augen und die perfekte Figur.
Außerdem liebte sie Partys über alles und tat praktisch nichts anderes in ihrem Leben.
Ihre Noten waren auch dementsprechend  scheiße.
Bitte fragt einfach nicht warum wir beste Freunde waren, denn manchmal wussten wir es wirklich selbst nicht.
Aber wie sagte man nochmal?
Gegensätze ziehen sich an?
Naja, das schien in unserem Fall wohl zu stimmen.
Während Sarah immer voller Energie und unternehmungslustig war, war ich wahrscheinlich die faulste Person der Welt.
Ich hatte eigentlich keine Hobbys oder irgendwelche anderen Freizeitbeschäftigungen, weswegen ich wahrscheinlich auch schon 80% der Filme und Serien gesehen hatte die Netflix zu bieten hatte.
Viele würden jetzt behaupten mein Leben wäre langweilig, aber mir gefiel es so.

„Hyun Jae!", riss mich meine Französich Lehrerin aus den Gedanken.
Wie jedes Mal hörte man diese gespielte Glücklichkeit aus ihrer Stimme zu sehr raus und auch ihr grässliches Zahnpastalächeln würde ich ihr gerade liebend gerne aus dem Gesicht kratzen.
Ich wusste nicht warum, aber überschwänglich glückliche Menschen hatten mich schon immer aufgeregt.
Es wirkte irgendwie immer zu gespielt.

„Kannst du uns vielleicht erzählen wie man die Verganenheitsform bildet?", fuhr sie fort.

„Nein, tut mir leid." sagte ich und lächelte genauso übertrieben wie sie.
Für einen kurzen Moment sah ich diese Abneigung in ihren Augen, doch ihre Mundwinkel bewegten sich trotzdem nicht nach unten.
So lief das mindestens einmal pro Stunde und dann ignorierte sie mich meistens.

Der Schulgong ertönte.
Das Geräusch der Freiheit.
Jeder fing an seine Sachen in die Taschen und Rucksäcke zu werfen.
Auch ich machte mich daran meine Sachen zu packen, meinen Bio Lehrer einfach ignorierend der mal wieder etwas davon redete, dass er die Stunde beenden würde und nicht der Gong.
Wie immer hörte keiner auf ihn und alle stürmten nur nach draußen.
Langsam schlenderte ich zu Sarahs Platz und wartete bis sie fertig gepackt hatte.

„Du. Ich. Party. Heute.", sagte sie und hakte sich bei mir unter.

„Vergiss es.", erwiderte ich sofort.

„Okay, also dann um sieben. Bis später.", gab sie grinsend von sich.

Ein Seufzer entfuhr mir.
Sie würde mich ja sowieso wieder zwingen.

„Bis später!", rief Sarah noch und rannte dann auf ihre Bahn zu die bereits in der Haltestelle stand.
Dieses Mädchen.

Ich holte mein Handy raus und steckte mir die Stöpsel meiner Kopfhörer in die Ohren,
Gemächlich machte ich mich auf den Weg nach Hause.

„Anneyong!", rief ich laut in die Wohnung rein.
Ich tat es immer, selbst wenn ich wusste, dass niemand zu Hause war.

„Na, wie war die Schule?", fragte eine Stimme hinter mir.
Ich zuckte zusammen.

„Appa!", rief ich immer noch geschockt.
„Du hast mich erschreckt. Warum bist du schon zuhause?"

„Naja...also...ich muss dir was sagen.", druckste er herum.
Erwartend schaute ich ihn an und drängte ihn mit einem Blick dazu weiter zu reden.

„W-wir...ziehen um."

—————————————————

Yay, erstes Kapitel!
Keine Sorge es wird definitiv noch spannender... Jimin muss ja noch kommen hehe.
Kritik ist erwünscht so lange sie konstruktiv bleibt.

~N

Fuck you too | Jimin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt