Haley:
Eilig öffnete ich die Tür und stürmte in die Wohnung in der Hoffnung, dass meine Eltern nicht bereits vorwurfsvoll im Flur auf mich warteten. Doch diese Hoffnung konnte ich gleich begraben. Meine Mutter stand mit verschränkten Armen vor der Brust im Flur und wartete ungeduldig auf mich. "Hey", grüßte ich sie, während ich mich von meinen Schuhen entledigte und an ihr vorbei in mein Zimmer gehen wollte. "Du bleibst hier, Madame", pfiff meine Mutter mich zurück. "Ich bring nur kurz meine Tasche nach oben", versuchte ich sie zu überreden, doch meine Mutter schien jetzt nicht in Laune zu sein mit mir diskutieren zu wollen. Also stellte ich die Tasche auf der Treppe ab und machte auf dem Treppenabsatz kehrt. Am Küchentisch saß bereits mein Vater und schaute mich vorwurfsvoll an. Luke saß vor dem Fernseher und schaut eine seiner komischen Serien. "Was gibt's?", wollte ich wissen. "Wieso kommst du so spät heim? Hatten wir nicht eine Abmachung, dass zum Abendessen alle pünktlich sind?", fragte er vorwurfsvoll. Genervt ließ ich mich auf einen der Stühle fallen und überlegte, wie ich ihn erklären sollte, was ich gemacht habe? Soll ich ihnen die Wahrheit sagen? Was wäre schon dabei? Oder könnten sie ein Problem damit haben? Mein Vater ist nicht wirklich gut auf Profihandballer zu sprechen, weil er immer noch frustriert ist, dass er seine eigene Karriere an den Nagel hängen musste. "Haley wir reden mit mir", mischte sich meine Mutter ein, die sich mittlerweile auch gesetzt hatte. "Was?", fragte ich und gebe damit zu gerade nicht zu gehört zu haben. "Wo warst du?", fragte mein Vater streng. "Wahrscheinlich hat sie wieder mit diesem muskulösen blonden Typen rum geknutscht, der vorhin da war", meldete sich Luke vom Sofa zu Wort. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Kann er nicht einfach seine Klappe halten? "Welcher Typ? Haley hast du uns da was zu erzählen?", fragte meine Mutter immer noch vorwurfsvoll. Genervt schnaubte ich. Das geht sie gar nichts an. "Haley antworte gefälligst, wenn wir dich was fragen, sonst ist Training für morgen gestrichen", drohte mein Vater. "Joe", antwortete ich. "Wer ist jetzt bitte Joe?", wollte meine Mutter wissen. Da merkt man wieder, wie wenig sie eigentlich über mich wissen. "Der Sohn von meinem Trainer Josh", erklärte ich. "Ich dachte der hieß Martin", meinte sie. "Nicht hier bei den Notts", sagte ich genervt, "Das ist garantiert nicht mein Team." "Und was macht der bitte hier in Deutschland?", wollte mein Vater wissen. "Er ist den ganzen Weg hierher gekommen, weil er mich darum bitten wollte, am Sonntag noch einen letzten Wettkampf mit ihnen in London zu turnen", lächelte ich. "Bitte was?", kam es empört von meiner Mutter. "Und wieso sagst du uns das erst jetzt?", wollte Papa wissen. "Weil ihr ja nie da seid", schnaubte ich. "Hatten wir uns nicht geeinigt, dass du keine Wettkämpfe mehr turnst?", fragte sie fassungslos. "Bitte Mama, dieser eine Wettkampf. Es geht um die Meisterschaft. Sie brauchen mich, Lucy ist verletzt", bettelte ich. "Von mir aus, kann ich dich am Samstag mit nach Nottingham nehmen, ich hab da noch einige Dinge zu regeln", stimmte mein Vater zu. "Victor", kam es sofort von ihr. "Jetzt lass sie doch diesen einen Wettkampf", meinte mein Dad und ich feierte es, dass er gerade auf meiner Seite war. "Na gut", gab meine Mutter nach. „Aber du sagst uns jetzt wo du vorhin gewesen bist?", verlangte sie. „Ich hab mich mit jemanden unterhalten, den ich heute kennengelernt habe, weil ich fast gegen seine Autotür gelaufen wäre", fasste ich zusammen. „Und wer ist dieser jemand?", fragte mein Vater neugierig. „Disse nenne seine Kumpels ihn, aber wie er richtig heißt, weiß ich nicht, antwortete ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Haley ab auf dein Zimmer", schrie mein Vater auf einmal total aufgebracht. Erschrocken zuckte ich zusammen. Auch meine Mutter schien diesen plötzlichen Wutausbruch nicht erwartet zu haben. „Ich hab aber noch nichts gegessen", warf ich ein. „Wer zu spät zum Abendessen kommt hat Pech gehabt", fauchte er. „Victor, jetzt lass das arme Mädchen nicht hungern. Sie hat es schwer genug sich hier einzuleben", verteidigte mich jetzt meine Mutter. „Dann soll die sich ein Brot nehmen und dann gehen! Luke du auch", schrie er. Selbst meine Mutter schien nicht zu wissen, warum er jetzt ausrastet. Ich machte mir schnell ein Käsebrot und folgte dann lieber seinen Anweisung, weil sonst hab ich ein echtes Problem. Ich musste daran denken, als ich mal nicht einsehen wollte, dass ich Zimmerarrest habe, da hat er mir auch schon mal eine verpasst. Aber meistens nur dann, wenn meine Mutter nicht anwesend war. Ich eilte die Treppen nach oben, schnappte noch meine Sporttasche und schloss meine Zimmertür hinter mir zu. Ich atmete erstmal tief durch. So aufgebracht habe ich ihn noch nie erlebt. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt einfach nichts mehr? Darf ich am Samstag jetzt zu dem Wettkampf? Woran liegt es, dass mein Papa auf einmal so ausgeflippt ist? Ich ließ die Szene genau in meinem Kopf nochmals abspielen. Nachdem ich gesagt habe, dass ich mit Disse geredet habe, ist er so ausgerastet. Aber wieso? Kennt er ihn? Es klopfte an meine Zimmertür. "Haley", hörte ich Luke wispern. "Was ist?", erkundigte ich mich. "Darf ich rein?", fragte er ängstlich. Seufzend öffnete ich kurz die Tür. Ich ließ ihn eintreten und sperrten dann gleich wieder die Tür zu. Luke fiel mir schluchzend in die Arme. Ich drückte meinen kleinen Bruder an mich. "Alles ist gut ich bin für dich da", flüsterte ich ihm Mut zu. Das er das wegen Joe verraten hatte, war ruckartig verschwunden. Er wimmerte leise vor sich hin, während ich tröstend mit meiner Hand über seinen Rücken fuhr. "Ich hab Angst", gestand Luke. "Vor Papa?", fragte ich vorsichtig und Luke nickte. "Ich beschütze dich", versprach ich. Er klammerte sich noch fester an mir fest. In diesem Moment machte ich mir Sorgen um meine Mutter, die alleine mit ihm unten war. Ob er sie auch schon mal geschlagen hat? Auch wenn ich gerne wissen würde, warum er so ausgerastet ist, wollte ich nicht riskieren, dass er mich erwischt. Außerdem hab ich Luke versprochen auf ihn aufzupassen, dann kann ich ihn jetzt nicht einfach hier oben alleine lassen, während er Angst hat. "Willst du heute bei mir schlafen?", fragte ich ihn vorsichtig. Luke nickte. "Gut ich geh kurz duschen. Du kannst so lange hier drin bleiben, sperr einfach die Tür zu, ich klopf dann wenn du mich reinlassen kannst", erklärte ich ihm. Er nickte und setzte sich auf mein Bett. "Willst du Handy spielen?", erlaubte ich ihm und wedelte mit meinem Handy. Ich wollte, dass er sich ablenkt. Er nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ich entsperrte ihm mein Handy und gab es ihm. Dann holte ich schnell meine Schlafanzug und frische Unterwäsche und machte mich auf Zehenspitzen auf dem Weg zum Badezimmer. Er hat nicht verboten, dass ich duschen gehen darf. Unten im Wohnzimmer hörte ich sie diskutieren. Neugierig bleib ich stehen und hoffte irgendwas verstehen zu können. "Es war nicht meine Idee hier her zu ziehen", hörte ich meinen Vater brüllen. "Ich wollte aber, mal in meine Heimat zurück", hörte ich die Stimme von meiner Mutter. "Isabel, dass weiß ich doch! Ich will nur damit sagen, dass es einfacher wäre, wenn wir in Nottingham geblieben wären", sagte mein Vater wieder ruhiger. "Ja, ich weiß", seufzte sie. "Glaubst du sie hat es schon gemerkt?", fragte mein Vater unsicher. "Nein", meinte sie. " Aber wir sollten ihr verbieten wieder mit einem der THW Kiel Spieler zu sprechen", schlug mein Vater vor. "Aber dann wird sie erst recht neugierig", warf sie ein. Und an diesem Punkt hatte sie sowas von Recht. "Es ist ja nur zu ihrem eigenen Schutz", meinte mein Vater. "Victor du kannst sie nicht ewig vor der Wahrheit beschützen, irgendwann müssen wir es ihr sagen", kam es von ihr, sie klang irgendwie traurig. "Ja, aber nicht bevor sie achtzehn ist, waren wir uns da nicht einig", erwiderte er streng. "Wie du meinst", kam es von meiner Mutter. "Ich schau mal nach den Kindern", hörte ich sie sagen. Schnell flüchtete ich ins Badezimmer und schloss die Tür. Was darf ich nicht erfahren? Ich war komplett durch den Wind. Ich dachte ich wäre die einzige, die Geheimnisse vor ihnen hat. Aber anscheinend beruht dies auf Gegenseitigkeit. Ich muss auf jeden Fall versuchen, irgendwie mit Disse zu sprechen. Ich stieg geschwind unter die Dusche. Es klopfte an der Badtüre. "Haley?", wollte meine Mutter wissen. "Ja", antwortete ich. "Wo ist Luke?", erkundigte sie sich. "In meinem Zimmer, er schläft heute bei mir", rief ich, weil sie mich sonst wegen dem Wasser nicht hören würde. "Ok", sagte sie dann noch. Ich duschte mich schnell fertig. Fertig angezogen und mit nassen Haaren lief ich dann wieder zurück zu meinem Zimmer und klopfte. "Luke, ich bin's", flüsterte ich. Ich hörte Schritte und dann drehte sich der Schlüssel im Schloss um. Ich huschte zu ihm ins Zimmer und schloss die Tür wieder. "Es hat geklopft", sagte er ängstlich. "Es war nur Mama", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er nickte zaghaft. "So gehen wir dann zusammen Zähne putzen?", fragte ich ihn. Er nickte und griff nach meiner Hand. Hand in Hand gingen wir ins Bad und machten uns fertig. Wir holten noch seine Bettdecke und sein Kuscheldino aus seinem Zimmer und sperrten uns dann wieder bei mir ein. Er kuschelte sich in mein Bett. "Willst du noch etwas spielen?", fragte ich vorsichtig. Er schüttelte den Kopf, kuschelte sich in sein Kissen und schloss die Augen. Wenige Minuten später war er eingeschlafen. Ich jedoch lag noch lange wach und zerbrach mir den Kopf darüber, was meine Eltern vor mir verheimlichen könnten.Hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤️. Das Spiel gestern haben wir leider verlorenen 😔. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel und dann bleiben die Punkte in Kiel💪🏻❤️. Jetzt heißt es erstmal die Niederlage abhacken und voller Fokus auf das Auswärtsspiel in Magdeburg am Donnerstag ❤️💪🏻. Da haben wir ja auch noch was gut zu machen😉❤️😬🙈.
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A Life of Secrets
FanfictionFür die fünfzehnjährige Haley gibt es nichts besseres als sich mit waghalsigen Flugelementen zwischen oberen um unteren Holm zu schwingen. Die Notts Gymnastic Academy ihre Mannschaft. Doch ihre Eltern haben andere Pläne und schleifen sie nach Kiel...