7: Eine unruhige Nacht

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Haley:
Die ganze Nacht über schlief ich unruhig. Immer wieder wechselte ich meine Schlafposition und versuchte die beste zu finden um einzuschlafen. Ich hatte bereits Angst, dass ich Luke dadurch aufwecke, doch er schlief tief und fest. Wieder wurde ich wach. Es war erst 2:34. Wenn überhaupt hab ich vielleicht eine halbe Stunde geschlafen. Ich will gar nicht daran denken, was ich morgen für Augenringe haben werde. Ich drehte mich vom Bauch auf den Rücken und dann wieder zur Seite. Die ganze Zeit ging mir Disse nicht aus dem Kopf und die Frage, wer ist er wirklich? Er wusste bereits mehr über mich als ich über ihn und das beunruhigte mich. Wieso wird er Disse genannt? Wo kommt er her? So viel war klar, er kommt nicht aus Kiel. Er redet anders wie den Leuten den ich bis jetzt auf der Straße begegnet bin. Außerdem zerbrach ich mir den Kopf darüber, wieso er auf einmal mit mir reden wollte. Seufzend setzte ich mich in meinem Bett auf und fuhr mir seufzend durchs Haar. Ich muss einfach schrecklich aussehen. Wahrscheinlich könnte ich ohne Kostüm auf einer Halloween Party aufkreuzen. Ich stand auf und tapste leise durch mein Zimmer zu meiner Sporttasche. Ich hatte den Zettel, den er mir in die Hand gedrückt hatte, einfach unbeachtet in die Tasche gesteckt. Mit meiner Handytaschenlampe, leuchtete ich die Sporttasche ab und stellte sie komplett auf den Kopf, doch der Zettel war weg. Hatte ich ihn unterwegs verloren? Oder hatte mein Vater ihn gefunden? Unmöglich! Er war die ganze Zeit im Esszimmer, während sie unbeachtet auf der Treppe stand. Ich wusste nicht einmal, was er mir auf den Zettel geschrieben hatte. Ich ließ mich frustriert auf den Fußboden fallen. Was könnte ich jetzt machen? Da an schlafen absolut nicht zu denken war, beschloss ich mir was zu trinken aus der Küche zu holen. Barfuß lief ich die Treppe nach unten und tastete mich im Dunkeln Richtung Küche. Ich hätte auch das Licht anmachen können, jedoch hätte ich Angst, dass mein Vater dadurch wach werden könnte und ich Anschiss kassieren würde. Ich stolperte über irgendein Stück Papier, das vor mir auf dem Boden gelegen hat. Ich ließ es unbeachtet liegen und tastete mich weiter auf die Küchentür zu und haute mir dann noch den kleinen Zeh am Türrahmen an. Schmerzverzerrt hüpfte ich in die Küche und hielt mich am Kühlschrank fest. Wofür gibt es eigentlich kleine Zehen? Das einzige was man mit ihnen macht ist sie an allen möglich Gegenständen anzuhauen. Ich hätte vielleicht doch das Licht an machen sollen. Ich tastete nach dem Hängeschrank im welchen die Gläser stehen und holte mir eins aus diesem. Dann lief ich zu der kleinen angrenzenden Speisekammer und holte eine frische Flasche Sprudel. Ich schenkte mir das Wasser ein und nahm einen Schluck. Angewidert stellte ich fest, dass es stilles Wasser war. Ich trinke eigentlich nur Sprudel mit Kohlensäure, während der Rest von meiner Familie stilles Wasser bevorzugte. Ich zwang das Getränk hinunter. Ich stellte das Glas in die Spüle und wollte wieder nach oben in mein Zimmer gehen. Da fiel mir wieder dieser Zettel auf dem Fußboden auf. Ich dachte, dass es vielleicht der Zettel von Disse sein könnte und hob ihn auf. Doch das Stück Papier war deutlich größer und hatte ein anderes Papier. Ich schaltete meine Handytaschenlampe an, in der Hoffnung irgendwas entziffern zu können. Das einzige was ich erkennen konnte war, dass es ein Zeitungsartikel war. In dem Moment würde die Schlafzimmertür von meinen Eltern aufgerissen und an der Schrittabfolge wusste ich sofort, das es mein Vater war. Das Licht im Treppenhaus wurde angemacht. Ich nahm den Zeitungsartikel, steckte ihn in meine Hosentasche, machte meine Tachenlampe aus und ging in die Küche und griff nach der Flasche. Ich hörte wie seine Schritte sich dem Erdgeschoss näherten und hielt die Luft an. Hoffentlich ahnte er nichts. Er stand auf der letzten Stufe und schaute verschlafen in meine Richtung. „Was machst du hier?", fragte er vorwurfsvoll. „Ich hatte Durst", sagte ich schnell, was nicht mal gelogen war. Er nickte nur, nahm sich auch ein Glas und füllte es auch mit Wasser. Ich trank das zweite Glas leer. „Ich geh dann wieder schlafen", sagte ich hastig. Ich drehte mich ruckartig um. Dabei flog sowohl der Zeitungsartikel als auch mein Handy auf den Boden. Ich beugte mich hastig nach unten um beides aufzuheben. Doch mein Vater riss mir den Zeitungsartikel aus der Hand und funkelte mich wütend an. „Woher hast du das?", fragte er vorwurfsvoll. „Der lag da im Flur auf dem Boden", sagte ich mit zitternder Stimme. Die Angst war mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Hätte ich dieses scheiß Teil nie aufgehoben. „Lüg mich nicht an", fauchte mein Vater und seine Augen visierten mich böse, sodass ich mich gleich zwei Köpfe kleiner fühlte. Er war eh schon ganze 30 Zentimeter größer als ich. In seiner Anwesenheit komme ich mir immer so klein und hilflos vor. Ich wusste nicht wie ich ihn davon überzeugen konnte, dass er mir glaubte und hielt deswegen den Mund. Ein Fehler! Schon spürte ich seine Hand, die mir ins Gesicht klatschte. Es breitete sich ein pochender Schmerz über meiner Wange an. „Rede mit mir", schrie er. Mir stiegen Tränen ins Gesicht. Ich wünschte mir so sehr, dass Mama jetzt kommen würde. „Jetzt heul nicht rum", forderte mein Vater. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Du lügst mich nie wieder an, wenn du an meiner Arbeitstasche rumgeschnüffelt hast", stellte er klar. Auch wenn es kein bisschen der Wahrheit entsprach nickte ich ängstlich. Ich wollte nicht nochmal eine Ohrfeige bekommen. „Jetzt verschwinde und lass dich ja nicht mehr beim schnüffeln erwischen", fauchte er genervt. Ich rannte so schnell es ging die Treppe nach oben. Schloss die Zimmertüre ab und warf mich heulend aufs Bett. Ich liebe meinen Vater, aber wieso muss er manchmal handgreiflich werden? Ich schluchzte leise in mein Kissen und hasste mich dafür, so neugierig gewesen zu sein. Jetzt ist er vorgewarnt und ich werde wahrscheinlich nie erfahren, was es mit dem Artikel auf sich hat. Ich hab versagt. So richtig! Ich muss mich damit abfinden, nie die Wahrheit herauszufinden. Und ich sollte mich drauf einstellen, dass er mich jetzt nicht mehr aus den Augen lassen wird und es noch schwerer werden dürfte, den Zetteln mit Disses Nummer zu finden, wenn Papa ihn nicht schon gefunden hat. Immer wieder stellte ich mir die Frage: Was ist so schlimm, dass meine Eltern es mir nicht sagen können? Und was hat Disse mit der ganzen Sache zu tun? Kennt er mich? Kenne ich ihn? Sind wir uns irgendwo schon einmal begegnet? Was ist zwischen ihm und Papa vorgefallen, dass er mich unbedingt von ihm fernhalten will? An schlafen war in dieser Nacht nicht mehr zu decken. Zu viele Fragen und Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und machten es unmöglich einzuschlafen. Auch Luke's beruhigendes Schnarchen neben mir, konnte mir nicht helfen zu Ruhe zu finden. Aber eins war mir bewusst. Dass ich das Risiko eingehen musste, um herauszufinden was hier faul ist. Und eins war mir sicher, ich werde es schaffen. Ich hatte schon einen Plan. Ich muss unbedingt mit Disse reden. Am besten gleich morgen. Nur wann und wie? Das Spiel! Ich würde einfach sagen ich bin im Training, obwohl ich eigentlich bei einem Handballspiel sein werde. Ich brauch nur noch Disse anzurufen und ihn darum beten mir eine Karte zu besorgen, weil ich mit ihm an einem sicheren Ort reden muss. Doch ein Haken hatte die Sache: Der Zettel! Ich hatte ihn dummer Weise verloren!Nachdenklich überlegte ich eine Notlösung. Mia und Lauren schoss es mir in den Sinn. Hatten sie nicht eine Karte übrig? Vielleicht hab ich Glück und sie haben noch keinen Abnehmer gefunden. Ich muss unbedingt mit ihnen Reden. Noch vor dem Training. Der Plan klang so einfach. Doch wie es sich herausstellte, war er schwerer als gedacht, weil mein Vater anderes im Sinn hatte. Als würde er jeden einzelnen Schritt voraus ahnen und mir absichtlich alles schwerer machen.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen. So ich sollte jetzt auch mal schlafen. Morgen der letzte Tag in Freiheit 😂😂😬😬🤗🤗😔.

Ob Haley's Plan aufgehen wird???

P.S: Ich hoffe es war verständnisvoll geschrieben, weil ich mich irgendwie nicht richtig konzentrieren konnte, aber unbedingt noch ein Kapitel schaffen wollte😬❤️. Naja gute Nacht😊❤️😂🙈.

A Life of SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt