Haley:
Die eisige Prise sorgte dafür, dass sich auf meiner Haut eine Gänsehaut bildete und ich leicht zu zittern begann. Aber ich war selbst Schuld. Wieso musste ich auch nur in einem Turnanzug auf die Straße rennen? Wenn ich morgen eine Erkältung habe, dann werden mich meine Eltern garantiert nicht nach London lassen. Langsam hatte ich mich wieder beruhigt und realisierte, was für eine dumme Idee, das gerade eben gewesen ist. Aber ich schätze das war der Schock gewesen. Ich löste mich von der Brust, des Unbekannten. Ich traute mich nicht zu ihm aufzusehen. Ich wischte mir mit den Handrücken, die letzten Tränen aus dem Gesicht. Ich muss einfach schrecklich aussehen. Auf meiner Hand bildete sich eine schwarze Färbung, von meiner Wimperntusche, die wahrscheinlich quer über mein Gesicht gewischt ist. Ich sehe bestimmt aus wie so ein Pandabär. „Everything wieder okay?", hörte ich eine vertraute Stimme, die mich erschaudern ließ. Ich wusste sofort wer es war, der Blonde, der auch in meiner Straße wohnte. Auf einmal fühlte sich das ganze extrem peinlich an. Ich will nicht wissen, was die hier jetzt alle von mir denken. Erneut machte ich das, was ich am besten konnte, wenn mir etwas unwohl ist. Ich haute ab. Ohne mich für seine Fürsorge zu bedanken, befreite ich mich aus seiner nur noch leichten Umarmung und rannte die Straße hinunter. Die Passanten warf mir alle einen verwirrten Blick zu. Aber ich könnte es ihnen nicht übel nehmen. Es muss verdammt seltsam aussehen, wie ich barfuß und nur mit einem luftigen Turnzug bekleidet, die Straße entlang rannte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mein ganzes Zeug noch in der Halle lag. Einen kurzen Moment verschwendete ich mit dem Gedanken umzukehren und dieses zu holen, doch meine Füße trugen mich die Straße entlang. Ich bog in die Zielstraße ab. Ich konnte bereits das Haus am Ende der Straße sehen. Ich legte nochmal einen Sprint hin. Meine Füße waren von der kleinen Steinchen auf dem Asphalt schon ganz wund. Ich drückte auf die Klingel und klingelte Sturm. Keine zwei Minuten später öffnete meine Mutter die Tür und warf mir einen verdatterten Blick zu. Bevor sie etwas sagen konnte, drängte ich mich an ihr vorbei ins Haus und lief die Treppe nach oben in mein Zimmer. Ich griff nach der Jogginghose und einem Pulli der auf meinem Bett lag und lief ins Badezimmer. Ich entledigte mich aus meinem Turnanzug. Ein Blick in den Spiegel bestätigte mein katastrophales Aussehen. Ich sah aus als wäre ich von einer Beerdigung kommen. Ich stieg in die Dusche und drehte das Wasser heiß. Eine warme Dusche war jetzt genau das richtige, was ich gebrauchen konnte. Ich schloss die Augen während das Wasser auf mein Gesicht fiel. Mein Körper erwärmte sich langsam wieder. Ich kann nur hoffen morgen nicht mit Fieber im Bett zu liegen. Je länger ich nun unter der heißen Dusche stand und das Badezimmer mit Wasserdampf einhüllte, wie in so einer Waschküche, desto öfter schweiften meine Gedanken wieder ab zu Disse. Wo er wohl gerade ist? Wie es ihm geht? Aber die Frage die am meisten an mir nagte war, dass ich wissen wollte, was passiert ist. Ein energisches Klopfen an der Badezimmertür ließ mich in die Realität zurückkehren. „Haley beeil dich ich muss Pipi", hörte ich meinen kleinen Bruder schreien. „Im Erdgeschoss haben wir auf ein Klo", erinnerte ich ihn genervt und stellte das Wasser aus. Ich griff nach meinem Handtuch, das neben der Dusche über dem Heizkörper hing. Ich kuschelte mich in dieses. Die Dusche hat gut getan. Ich trocknete mich ab und wollte mir gerade meine Jogginghose überstreifen, da klopfte es erneut an der Tür. „Luke, so dringend kann es dann wohl doch nicht gewesen sein, wenn du immer noch vor der Tür stehst", erwiderte ich genervt. „Haley", erklang die besorgte Stimme von meiner Mutter . Ich hätte gleich damit rechnen müssen, dass sie auftauchen würde und wissen wollen würde, wieso ich so aufgebracht nach Hause gekommen bin. „Was?", fragte ich genervt. „Haley egal was es ist, komm aus diesem Bad raus", bat meine Mutter. „Gleich", seufzte ich. Ich zog mir meinen Pulli über den Kopf und zog den Föhn aus der Schublade. Normalerweise föhne ich mich nie, aber ich wollte wegen Sonntag nichts riskieren. Außerdem kann ich mir so noch etwas Zeit verschaffen und mir eine Geschichte ausdenken, die realistisch ist und meine Mutter sie schlucken würde. Im Dröhnen des Föhns, überlegte ich fieberhaft, was ich meiner Mutter erzählen sollte. Meine Haare waren bereits trocken und ich hatte immer noch keinen Plan. Abwesend legte ich den Föhn zurück in die Schublade. Ich öffnete das Fenster, damit sich der Wasserdampf aus dem Zimmer verzieht, öffnete die Tür und stellte erleichtert fest, dass meine Mutter nicht mehr vor der Tür stand. Ich sah gerade meinen Ausweg mich in meinem Zimmer einsperren zu können, doch meine Mutter machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Haley, wir essen", rief sie. Mit gesenktem Kopf lief ich die Treppe hinunter und spielte nervös mit meinen Finger. Ein Tick den ich mir angewöhnt hatte. Selbst bei Vorträgen vor der Klasse, konnte ich es nicht lassen. Bei Abfragen! Kurz bevor ich in Wettkampf ans Gerät muss! Immer spielte ich mich meinen Händen. Eine Schwäche, über die ich nicht stolz war. Aber es gehörte zu mir. Es half mich mich zu konzentrieren und meine Nervosität zu vergessen. „Da bist du ja", die Stimme von meiner Mutter ließ mich zusammenzucken. „Setz dich", befahl sie. Ich setzte mich auf einen der Stühle. Mein Bruder Luke warf mir einen beleidigten Blick zu. Ich ignorierten ihn und starrte in den noch leeren Teller. „Willst du nichts essen?", fragte mich meine Mutter besorgt. Sie ließ mich erneut zusammenzucken. „Wenn du dich weiterhin so seltsam verhältst und nicht essen willst, kann ich dich unmöglich nach London lassen", sagte sie und es wirkte. Ich nahm ein Schnitzel und legte es in meinen Teller und schöpfte etwas Soße dazu. Auch wenn ich eigentlich kein Hunger hatte. Gedankenverloren stocherte ich auf diesem vor mich hin, unter den besorgten Augen von meiner Mutter. Es nagte an mir nicht zu wissen was jetzt mit Disse ist. Ich entschied mich mein Zeug gleich nach dem Essen zu holen und anschließend ins Krankenhaus zu fahren und versuchen etwas über Disse ausfindig zu machen. Das dies mit Schweigepflicht schwieriger als gedacht sein wird, damit rechnete ich nicht.
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A Life of Secrets
FanfictionFür die fünfzehnjährige Haley gibt es nichts besseres als sich mit waghalsigen Flugelementen zwischen oberen um unteren Holm zu schwingen. Die Notts Gymnastic Academy ihre Mannschaft. Doch ihre Eltern haben andere Pläne und schleifen sie nach Kiel...