20: Freundschaft und ein tollpatschiger Auftritt im Krankenhaus

782 23 5
                                    

Disse:
Während ich langsam erzählte und ihm mein tiefstes Geheimnis anvertraute, hörte er die ganze Zeit aufmerksam zu und schaute mir dabei die ganze Zeit in die Augen. Nachdem ich fertig war, wendete er zum ersten Mal seinen Blick ab. Einige Minuten lang herrschte Schweigen und ich glaube das waren die längsten Minuten des Schweigens in meinem Leben. Dann räusperte er sich. "Also ich hab das gerade eben richtig verstanden. Du fühlst nichts, wenn dich jemand küsst. Und Rune hatte die Idee, dass du mich küssen sollst um herauszufinden, ob du schwul bist", fasste er zusammen. Ich konnte anhand seiner Stimme nicht einschätzen, was er nun von mir hielt. "Ja, so in etwa, er hat nur nicht gesagt, dass ich dich küssen soll, sondern einfach es mal mit einem Jungen ausprobieren soll", stellte ich die Sache richtig. Nicht das noch Rune in die Sache mit rein gezogen wird. Er nickte nur. Dann stand er auf und lief in meinem Zimmer auf und ab, was mich wirklich beunruhigte. Warum tigert er jetzt so herum? "Und du hat nichts gefühlt?", vergewisserte er sich nochmals. Ich verneinte es ihm. Er atmete erleichtert auf und machte mit seiner Auf und Ab Gelaufe weiter, das er für einen kurzen Moment unterbrochen hatte. „Das heißt du bist gefühllos und schickst deswegen alle Menschen weg, die dir zu nahe kommen", erkannte Lukas. So hatte ich noch nie darüber nachgedacht. Aber wenn ich diese Tatsache überdachte, musste ich eingestehen, dass sie leider der Wahrheit entsprach. Ich hatte schon viele Freunde irgendwann einfach von mir gestoßen, weil ich es nicht ertragen kann, nichts zu fühlen. Meine erste Freundin. Ich wollte es wirklich versuchen mit einer Beziehung, doch irgendwann konnte ich mich selbst nicht mehr ertragen, weil ich wusste, dass ich nichts für sie empfand. Dann hab ich sie aus dem Haus gejagt. Seitdem hatte ich nie wieder eine längere Beziehung geführt. Aus Angst, dass es wieder so enden wird. Mein Privatleben bestand aus One Nights Stands, die nie wirklich von großer Bedeutung sind. Früher war ich oft abends feiern gewesen, damit ich wenigstens für ein paar Stunden wie ein normaler Mensch sein kann. Doch mit der Zeit hatte ich mir das auch abgewöhnt und schaute Zuhause allein irgendwelche Serien und Filme auf dem Sofa. Mein Leben war schon irgendwie erbärmlich. Ich nickte. Ich war erleichtert als er sich wieder neben mich aufs Bett setzte. „Wann hattest du das letzte Mal eine Beziehung?", wollte er wissen. Wenn ich das noch wüsste. Ich überlegte. „2013", schätzte ich. Lukas schaute mich fassungslos an. „Und seitdem hast du dich verschlossen", erkannte er. Ich nickte. Aber es hatte keinen Sinn! Ich würde nur wieder und wieder enttäuscht werden. Für eine Zeit lang war das nächtliche Leben gut, doch ich bin gereift, seit ich zum THW Kiel gekommen bin. Mein Beruf wurde mir wichtiger. Außerdem darf ich mir hier keinen Ausrutscher erlauben. Handball ist das wichtigste für mich, weil ich wenn ich auf der Platze stehe etwas fühle. "Jetzt ergibt das auch alles Sinn", gab Lukas von sich, als hätte er gerade die Erleuchtung seines Lebens. "Deswegen willst du nie mit, wenn wir feiern gehen. Deswegen bist du single und willst auch keine Beziehung", redete er weiter. Als ob ich das nicht schon wüsste. Herzlichen Glückwunsch Lukas, sie haben es erkannt! "Und ich dachte du wärst irgendwie nicht ganz normal", lachte er. "Ich bin nicht normal", entgegnete ich einer etwas erhöhten Lautstärke. "Disse", seine Hand legte sich beruhigend auf meine. Ich wusste genau was er sagen wollte. Dasselbe was Rune immer sagte: Du bist nicht behindert! Sie sagen das auch nur, weil sie denken, sie würden wir so helfen. Aber im Gegenteil! Sie machen das nur aus Mitleid und das ist das letzte was ich gebrauchen kann! Deswegen wollte ich es auch nie jemanden sagen! Deswegen hätte ich Rune nie einweihen dürfen, dann hätte ich ihn nie geküsst und jetzt würden es nicht zwei wissen, sie mich jetzt bemitleiden. "Ich weiß, dass es schwer sein muss und wahrscheinlich bist du im Vergleich zu anderen nicht normal. Aber das mich dich einzigartig und du bist so wie du bist. Und das gehört nun mal zu dir und deswegen bist du garantiert nicht nicht normal, sondern im Gegenteil bist du auf deine Art und Weise normal", meinte er und schaute mich dabei liebevoll an. Immerhin kann ich lesen was andere fühlen. Etwas unkomplizierter hätte er es nicht verfassen können. "Danke Lukas. Das ist wirklich lieb von dir, aber ich kann kein Mitleid gebrauchen", schnaubte ich. Und jetzt sind wir wieder an dem Punkt angekommen, an dem ich Leute von mir stoße. Ich weiß selbst, dass ich nicht so reagieren sollte, aber trotzdem tue ich es und treibe somit jeden in die Flucht, der für mich da ist. "Disse wenn du denkst ich würde hier stehen um dich zu bemitleiden, dann hast du dich geschnitten, weil ich nicht der Typ dafür bin, der andere bemitleidet. Ich bin hier, um dir klar zu machen, dass du mir wichtig bist und egal ob du das fühlen kannst oder nicht. Ich fühle, dass du mir wichtig bist und die letzten Tage ohne dich war n die schwersten meines Lebens. Kannst gerne Hanna fragen, die war so genervt von mir, dass sie zu ihren Eltern gefahren ist", sprudelte es aus ihm heraus. Lukas war so ein Mensch der nach außen hin arrogant wirkt, aber in Wirklichkeit total schüchtern ist. Wenn er einem vertraut kann er stundenlang reden und einem so ziemlich das Ohr ab labbern. Mit seinem skandinavischen Akzent kann es manchmal echt schwer werden ihm zu folgen, aber genau das mag ich so an ihm. Diese verschiedenen Seiten. Man muss ihn erst kennenlernen um sein wahres Ich zu erkennen. "Du hast mir auch gefehlt", sagte ich schließlich. Dann zog er mich in seine Arme. Und so saßen wir nun da und umarmten uns als würden wir uns gegenseitig sagen wollen, dass wir nie wieder streiten wollen, weil wir das kein zweites Mal ertragen könnten.

Haley:
Genüsslich trank ich den letzten Schluck von meinem Tee. Ich bin froh etwas Geld mitgenommen zu haben, sonst hätte ich auf diesen Tee wohl verzichten müssen. Zufrieden nahm ich meine Tasse und stellte sie in auf den Geschirrwagen. Dann ging ich zu dem kleinen runden Tisch am Fenster zurück, griff nach meiner Sporttasche, rückte den Stuhl zu recht und verließ die Cafeteria. Ich folgte den Schildern zur Treppe, die mich in den ersten Stock brachte. Dort lief ich dann den Gang entlang und folgte der Zimmer Nummerierung. Ich war bereits bei 1.12 da hörte ich Stimmen auf dem Gang. Sofort erkannte ich eine von ihnen wieder. Die Frau vom Empfang. Mist! Ich erblickte gerade noch neben mir eine Tür die Toilette zeigte und flüchtete in diese. Durch die angelehnte Tür beobachtete ich sie, wie sie an der Toilettentür entlang tief. Erleichtert atmete ich durch. Das war knapp. Was tue ich hier eigentlich? "Hey können Sie nicht lesen, dass hier ist die Männertoilette", erklang einer brummige Stimme hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und haute mir den Kopf an der Türklinke an. Ich drehte mich um und schaute einem älteren Mann ihm Bademantel direkt in die Augen. Ich spürte wieder diese Panik in mir. Ich wollte einfach nur weg. Mir war die Situation einfach so unangenehm. Ruckartig drehte ich mich um, öffnete schwungvoll die Tür und lief natürlich voll in die Arme von der Frau am Empfang. "Bist du nicht die kleine unfreundliche junge Dame von vorhin", fragte sie und visierte mich mit einem durchdringenden Blick. "Ich muss los", sagte ich total durch den Wind und wollte geraden den Gang entlang fliehen , als ich über einen Eimer stolperte, der mitten auf dem Flur stand. Wer stellt auch einen Eimer mitten auf einen Gang auf welchem ständig Leute hin und her gehen? Natürlich hat es mich vor der Frau und dem älteren Mann flach auf den Boden gelegt. Peinlicher hätte mein Auftritt gar nicht sein können! Ich wagte es erst gar nicht auf zu schauen. Ich merkte wie mein Kopf rot anlief und mittlerweile einer Tomate Konkurrenz machen könnte. Ich will erst gar nicht wissen, was die nun von mir denken! Die Frau hält mich wahrscheinlich für komplett inkompetent. "Kein Anstand mehr diese Jugend von heute", sagte der ältere Mann und ich brauch nicht aufzuschauen, um mir seinen Gesichtsausdruck vorzustellen. "Peter du weißt doch, dass du dich nicht aufregen sollst. Außerdem was hast du schon wieder in der Frauen Toilette zu suchen? Musst du unsere Gäste immer erschrecken", sagte dieser Detlev und seine Schritte kamen näher. Wenn jetzt noch Shawn Mendes über den Gang läuft, dann kann es erst gar nicht mehr peinlicher für mich laufen! "Haley?", fragte Detlev. Ich entschied mich dazu jetzt einfach aufzustehen. Es muss verdammt seltsam wirken wie ich wie so ein Pfannkuchen auf dem Boden klatschte. Ich richte mich auf und fuhr mir unsicher durchs Haar und hoffte, dass ich nicht mehr all zu rot war. "Du kennst die Göre", riss mich die Stimme der unheimlich netten Dame aus den Gedanken. "Ja, sie will ihren Stiefbruder besuchen", erklärte Detlev und legte seien Hand auf meine Schulter. Die Frau schnaubte nur verächtlich, dann nahm sie den älteren Mann am Arm und führten ihn wahrscheinlich wieder zurück auf sein Zimmer. "Danke", flüsterte ich Detlev zu. "Keine Ursache, die liebe Gundula meint es manchmal etwas zu genau", zwinkerte er und verschwand dann in einem der Zimmer. Ich atmete erleichtert durch. Dann führte ich meine Suche nach Disses Zimmer fort. Ich war am Ende des Ganges angekommen, bevor sich dieser abspaltete und es hörte bei 1.16 auf. Existiert das Zimmer 1.18 gar nicht? Ich schaute auf die Schilder vor mir an der Wand. OP 1 und 2 zeigte der Pfeil nach rechts. Zimmer 1.17- 136 nach links. Wieso denn nicht gleich so? Kann man das hier nicht etwas komplizierter machen? Da verlaufen sich bestimmt selbst die Krankenschwestern! Ich wollte gerade abbiegen, das lief erneut jemand gegen mich oder ich gegen ihn. Jeden Falls stolperte ich so tollpatschig wie ich bin über seine großen Füße und landete auf dem Hosenboden. Heute war eindeutig nicht mein Tag.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen ❤️. Gegen wen ist Haley nun jetzt schon wieder gelaufen? Wer kennt das auch, wenn man ständig gegen Leute läuft😬😬😬? Schrecklich. Aber noch schlimmer ist, wenn man Leuten ausweichen will, die auf einen zu kommen, und dann beide im dieselbe Richtung ausweichen wollen und man sich dann so anschaut, bis dann einer stehen bleibt und den anderen vorbeilässt😂😂🙈🙈. Naja, egal😂😂🙈. So morgen wieder 11 Stunde😬. Aber immerhin fällt Dienstag Nachmittag aus, was heißt, dass ich nur vier Stunde Unterricht habe🤗😂😂😍😍🤗🤗. Gute Nacht und bis vielleicht morgen Abend❤️.

A Life of SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt