72: Wahre Freundschaft?!

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Askja:
Das ganze Training über war ich so glücklich gewesen wie seit langem nicht mehr. Ich hatte für einen Moment alle meine Sorgen vergessen. Auch den Streit mit Nina hatte ich verdrängt. Ein Fehler? Hätte ich dieses Foul verhindern können? Ich hätte vielleicht früher die Gefahr erkennen können. Doch in diesem Moment hatte ich nur eins gefühlt. Den Drang zum Tor. Auch wenn ich die Theorie noch nicht ganz verstanden hatte, ich hatte diesen Zug zum Tor. Diesen Wille sich Freiraum zu verschaffen. Seine Mitspieler frei zu spielen. Ich machte mir keine Gedanken, welche Spielzüge ich jetzt laufen muss, nein ich entscheide einfach was ich in diesem Moment gerade für die schlauste Lösung halte. Ich liebte diesen Sport schon jetzt. Er war so viel seitig. Es gab so viele Möglichkeiten. So viele verschiedene Positionen und noch so viel zu lernen. Vor allem in der Abwehr. Da muss ich mich eindeutig noch um einiges steigern. Aber es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Ich stand auf der Halbrechten Position. Ich sah die Spielerin auf der Mitte mir den Ball zu spielen. Ich setzte mich in Bewegung um den Ball im Laufen anzunehmen. In Gedanken musste ich daran denken wie tollpatschig ich mich angestellt hatte, als Gisli und Disse es mir beibringen wollte. Doch diesmal bekam ich den Ball zu fassen. Ich sah, dass ich relativ weit von der Abwehr entfernt war. Ein eins gegen Eins, wären wahrscheinlich nicht Gewinnbringend. Also entschied ich mich für den Sprungwurf über die Abwehr. Ich sah bereits Nina rausrücken. Trotzdem sprang ich hoch. Ich wollte dieses Tor. Doch dann spürte ich diesen Stoß. Ich konnte meine Flugphase nicht mehr kontrollieren, verlor das Gelichgewicht und wusste sofort, dass dieser Aufprall schmerzhaft werden wird. Ich knallte mit dem Rücken auf den harten Hallenboden. Ein tiefer stechender Schmerz durchfuhr meinen Rücken. Ich unterdrückte mir jedoch einen Aufschrei. Ich wollte jetzt nicht den Schwanz einziehen. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Sie stand wenige Zentimeter von mir entfernt und schaute so überlegen auf mich hinab. Diesen Triumph lasse ich nicht zu. Ich verdrängte den Schmerz, während die Wut in mir immer größer wurde. Ich stemmte mich gerade auf die Füße, als der Trainer angelaufen kam. „Passt schon", versicherte ich ihm und funkelte Nina böse an. Das gibt Rache! „Kannst du weiterspielen?", fragte er mich. Ich dehnte mich kurz, spürte zwar immer noch diesen stechenden Schmerz, jedoch wollte ich weiterspielen. Ich lasse mich nicht so leicht unterkriegen. Wenn sie mich mit mir anlegt, dann soll sie sich auf was gefasst machen. „Geht schon", meinte ich und nahm mir den Ball. „Ok gut, wir stellen um, Askja spielt auf Mitte", verkündete er. „Aber sie hat doch keine Ahnung von unseren Spielzügen", wand Nina ein. „Ich bin der Trainer", stellte er klar. „Gut, dann spielt sie eben auf Mitte", fauchte Nina genervt und begab sich wieder auf ihre Abwehrposition. Ich schaute den Trainer fragend an. Was soll ich jetzt machen? Er kam auf mich zu. „Spiel einfach so wie gerade eben, du hast das sagen. Sag deinen Mitspielern was sie machen sollen und setz sie in Szene", meinte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich soll einfach so spielen wie zuvor? Wir begeben uns wieder auf unsere Positionen. Diesmal nahm ich nicht die Halblinke, sondern die Rückraummitte Position ein.
Disse:
„Die will weiterspielen?", hörte ich Andi das Geschehen weiterhin kommentieren. „Sie ist halt eine Kämpferin. Sie ist eben meine Schwester", grinste Gisli stolz und schaute fasziniert nach unten aufs Spielfeld, wo der Trainer gerade eine Ansage machte. „Aksja spielt auf Mitte", war das einzige was ich raushören konnte. „Gute Entscheidung sie gehört auf Mitte", meinte Lukas. Das Bild muss echt lustig sein wie wir hier oben auf das Spielfeld gaffen, wie sonst uns normalerweise die Fans anstarrten. Das Mädchen, welches Askja gefoult hatte, schien gerade mit dem Trainer zu diskutieren. Irgendwoher kommt sie mir bekannt vor. Aber nur woher? Bevor ich mir jedoch darüber weiter den Kopf zerbrechen konnte, wand ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Spielfeld zu. Ich legte meine Arme um Gislis Oberkörper und schaute über seine Schulter hinweg nach unten aufs Spielfeld. Gisli strahlte über das ganze Gesicht. Man konnte förmlich sehen, wie stolz er gerade auf seine Schwester war. „Jetzt bin ich aber gespannt", meinte Niklas und stützte sich auf das Geländer ab. Der Trainer pfiff das Spiel wieder an. Askja hob die Hand und setzte zur ersten Kreuzung mit der Halbrechten an. Diese lief jedoch etwas zu spät los und verlor den Ball. Sofort sprintete das Mädchen los um einen Gegenstoß zu laufen. Askja reagierte sofort und rannte ihr hinterher. Sie war schnell, doch Askja war schneller und schaffte es sie fest zu machen. Doch dann platzten bei dem Mädchen die Nerven. Sie schubste Askja wutentbrannt weg. Askja hat alles richtig gemacht. Es war regelkonform. „Was ist dein Problem?", fauchte Askja wütend. Ich konnte ihr Wut verstehen. Sie war diese Art von Mitspieler, die man nicht gebrauchen kann. Sie hält sich für die Größte und kann es nicht einsehen. Wenn jemand besser ist als sie. Das Mädchen ist sowas von arrogant. „Die ist geladen", meinte Andi fasziniert. „Du bist mein Problem", konterte die Braunhaarige. Die anderen aus der Mannschaft betrachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung. „Was hab ich dir getan? Ich dachte wir wären Freundin? Du wolltest unbedingt, dass ich hier spiele und jetzt zickst du die ganze Zeit rum? Was hab ich dir getan, dass du mich auf einmal so hasst?", hörte ich Askjas verzweifelte Stimme. Jetzt erinnerte ich mich wieder. Das Mädchen von der Schule. Wie hieß sie gleich nochmal? „Was mein Problem ist, dass du dich für Gott hältst nur weil du Disse und Gisli kennst. Wow großartig!", fauchte diese. „Ach jetzt kapiere ich es. Du bist eifersüchtig", meinte Askja kopfschüttelnd. „Ich eifersüchtig auf dich niemals", sagte sie verächtlich. Ich spürte wie sich Gislis Muskeln immer mehr anspannten. „Beruhig dich! Askja wird das schon klären", versuchte ich auf ihn einzureden, weil ich Angst hatte, er könnte gleich die Halle stürmen, denn seine Hand hatte sich zu einer Faust geballt. „Also ich würde der am liebsten eine in die Fresse hauen. Die ist ja mal sowas von Vorlaut", meinte Andi und verdrehte genervt die Augen. „Sagt genau der Richtige", meinte Rune lachend, der gerade zur Tür hereingekommen war. Ich drehte mich zu ihm um, um ihm Hallo zu sagen. Diesen kleinen Moment der Unachtsamkeit nutzte Gisli aus sich aus meiner Umarmung zu befreien. Ich schaute mich gerade um, da war er bereits Richtung Treppe verschwunden. „Mist", fluchte ich und rannte ihm hektisch hinterher. Er war bereits unten als ich auf der Hälfte der Treppe war. „Gisli", rief ich verzweifelt und eilte die Treppe nach unten. Gisli hatte bereits die Tür aufgerissen und richtete sofort alle Blicke auf sich. Er muss auch immer den großen Auftritt suchen, oder? Ich beeilte mich. Ich musste ich aufhalten, bevor er noch einen großen Fehler begeht. „Gisli", schrie ich erneut. Schien jedoch gegen eine Wand zu reden. Was ist gerade nur in ihn gefahren? So kannte ich ihn gar nicht? Er lief mit zielstrebigen Schritten auf die beiden Streitenden zu. Ich rannte ihm hinterher. „Lass meine Schwester in Ruhe", schrie er wütend und schubste das Mädchen nach hinten. Ich reagierte schnell und hielt ihn fest bevor er noch auf dümmere Ideen kommt. „Das ist jetzt auch keine Lösung", belehrte ich ihm und zog ihn an mich. Askja schaute ihn fassungslos an. „Du kannst wohl nicht ohne deine Bodyguards", fauchte sie. „Ich wusste nicht das sie hier sind", versuchte Aksja sich verzweifelt zu verteidigen. „Du kannst mich mal! Du passt einfach nicht zu uns! Such dir ein anderes Team! Hier bist du nicht willkommen", schnaubte diese und lief auf ihre Mannschaft zu. „Nina", schrie Askja verzweifelt, doch diese drehte sich erst gar nicht mehr um, sondern verließ gefolgt von ihren Mannschaftskolleginnen die Halle. Der Trainer stand nur sprachlos da und verließ schließlich auf die Halle.

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