20. Kapitel

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Die Sicht von Dipper

,,Dipper, bringst du Bill sein Frühstück ins Zimmer.", fragte Stan. Er hielt mir ein Teller entgegen, auf dem Speck, ein gekochtes Ei und ein Sandwich drauf war.
,,Kann es nicht Mabel erledigen? Ich bin noch nicht fertig mit essen."
Stan zog die Augenbrauen hoch. Wie ich das hasste, wenn er das machte.
,,Ich mach das, wenn ich fertig bin." Er zog seine Augenbrauen höher. Ich seufzte.
,,Ja, ja. Ich mach das schon.", brummte ich.
Ich nahm ihm den Teller ab und ging zu Bills Zimmer. Seit zwei Tagen schlief Bill durch, aber wachte auf um zu essen oder aufs Klo zu gehen. Er war sehr geschwächt. Selbst das Reden fiel ihm schwer. Gronkel Ford hat natürlich ihn untersucht und meinte, dass Bill versucht hat seine Kräfte zu nutzen - was er auch für einer kurzen Zeit geschafft hat. Er hatte großes Glück gehabt. Hätte er nur paar Sekunden mehr seine Kräfte benutzt, hätte er deutlich mehr Schaden. Warscheinlich würde er dann im Rollstuhl sitzen und er würde geistig beeinträchtigt sein. Will meinte, dass es Lizzy wäre, aber ganz ehrlich glaubte ich das nicht. Der arme Will. Wie konnte Bill seinem Bruder so was an tun und ihm verklickern, dass es ihre Schwester war? Soweit man es an Will erkennen konnte, hatten Will und Lizzy nicht die Traumbeziehung zwischen Geschwister. Darum sollte man es nicht schlimmer machen, nicht dass sie später kämpfen werden oder so. Wenn ich nur an Will's blutroten Augen dachte, die nur vor Mordlust leuchten, lief mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Am liebsten würde ich Bill selbst fragen, warum er sowas tut. Doch jedes Mal wenn ich ihn so sehe bekam ich Mitgefühl und ließ es. Schlimmer noch ich bekam Schuldgefühle. Denn bevor überhaupt Bill seine Kräfte nutzte habe ich ihm ja einen Korb gegeben. Wieder kamen mir die Schuldgefühle hoch. Was machte ich einem vor. Es war meine Schuld. Vielleicht wollte er sich weh tun oder schlimmer sich umbringen. Mitten im Flur blieb ich stehen.
,,Vielleicht sollte ich einfach so tun, als würde ich seine Liebe erwiedern, damit er sich nichts an tut.", flüsterte ich mir selbst zu.
Aber dann schüttelte ich energisch mit dem Kopf. Nein! Ich sollte ehrlich zu ihm sein. Ich habe keine Gefühle für Bill. Ja, er sieht verdammt gut aus, das gebe ich zu. Und ja verdammt, ich habe auf seine Lippen gestarrt, weil sie zum anbeißen aussahen. Und wieder ja, war ich Bill darauf so nah, dass ich mehr erhofft habe als er mein Gesicht in die Hand nahm und mir in die Augen sah. Trotzdem liebte ich ihn nicht! Das habe ich ihm auch klar gemacht, als ich ihm einen Korb gab. Und das bleibt so, bis ich entweder wirklich so große Schuldgefühle habe und deshalb mit ihm ausging oder bis ich ihn liebe. Ich nickte mir selbst zu. Ich lief in die Richtung des Zimmers. Vor der Zimmertür atmete ich ein, dann ging ich rein. Wie ich es mir gedacht habe, lag Bill wach und kraftlos im Bett. Es sah so aus dass ihm sogar das Wachbleiben schwer fiel. Was mir noch auffiel, dass Will nicht da war. Er war eigentlich immer da und unterhielt sich immer mit Bill - was so viel heißt: Will übernahm das Sprechen und Bill hörte zu, wenn er es schaffte nicht einzuschlafen.
,,Hey Bill. Gronkel Stan hat für dich Essen gemacht."
Ich zeigte ihm sein Frühstückteller und ging zu ihm.
,,Wo ist eigentlich Will?"
Bills Gesicht war aschfahl. Unter seinen Augen sah man deutlich die Augenringe.
,,Mabel hat Will mitgenommen und schläft in deinem Bett, weil er kein Auge mehr zu tut und stattdessen mich beobachten möch-"
Bill unterbrach sich, denn er bekam ein Hustenanfall. Seine Stimme klang dünn und zitterte ein wenig. Anscheinend wollte Bill was sagen, denn er machte seinen Mund auf. Aber bevor er sprach, redete ich schon.
,,Ich schätze Mal alleine kriegst du dein Essen nicht runter geschluckt. Ich helfe dir."
Man sah es, dass es Bill nicht passte und protestieren wollte. 
,,Ich krie-"
,,Nein tust du nicht. Jetzt mach deinen Mund weit auf. Es kommt ein Flugzeug."
Bill rollte mit seinen Augen.
,,Nein!" ,,Bill. Bitte. Dein Bruder ist nicht da, um dich zu füttern "
,,Ich brauche auch niemanden, der mich füttert!"
,,Doch den brauchst du. Du bist zu schwach, um irgendetwas zu machen! Wenn du dich nicht jetzt schonst, wirst du nie wieder Fit."
Bill presste seine Lippen zusammen. Dann aber öffnet er sie leicht. Fast wollte ich vor Erleichterung seufzen. Ich fütterte ihn langsam und ordentlich. Er brauchte ziemlich lange bis er das Essen durch kaute und runterschluckte. Als wir endlich fertig waren, stand ich auf.
,,Ich gehe dann. Ich selbst habe nicht nicht gefrühstückt und sollte es langsam tun."
,,Tuh es ruhig ich bin sowieso müde." Ich rührte mich nicht von Fleck. Bill lag da und sah mir in die Augen. Ich räusperte mich.
,,Naja ich denke ich komme wieder, dann könnten wir uns unterhalten oder so."
,,Ja, dass könnten wir."
Wieder Stille.
,,Dann gehe ich jetzt. Bis später Bill." Ich ging paar Schritte zur Tür.
,,Bis später, Dipper."
Ich lächelte ihm kurz zu. Dann verschwand ich aus dem Raum und ging in die Küche.

Secrets of the Cipher family - Love me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt