2. Kapitel

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☀Mabel - Don't call me up☀


K a t h a r i n a

Liebe ist scheiße. Spätestens, als ich siebzehn war, habe ich es verstanden. Männer sind verrückt und ich bin ein Feigling, der vor allem davonläuft. Oder davonfliegt. Ins nächste Flugzeug steigt und sich nie wieder meldet. Ich bin jemand, mit dem man keine Beziehung eingehen soll. Niemals. James ist total sympathisch und als wir uns gestern im Café unterhalten haben, kam es mir fast so vor, als wäre ich nicht mehr Katharina, der Feigling. Nein, ich hatte das Gefühl, ich war Katharina, eine völlig normale Person, die keine Angst vor der Liebe hat. Die sich nicht selbst tausende Male enttäuscht hatte. Dieser Moment wurde aber jäh unterbrochen, als James mich etwas gefragt hatte, dass mich die ganze Nacht über wachgehalten hatte und weswegen ich jetzt gerade in meinem Bett liege und an die Zimmerdecke starre.

„Möchtest du als Backgroundtänzerin tanzen, wenn ich auf Tour gehe? Wir brauchen noch jemanden."

Denn wie ich in den ganzen Gesprächen gestern erfahren hatte, ist James Connor ein berühmter Sänger, der in der oberen Liga mitspielt. Seine Lieder hatte ich zwar im Radio gehört und sein Name ist mir auch nicht gerade unbekannt gewesen, aber dass er James Connor ist, das hatte ich nicht kapiert. Nicht der James Connor. Aber woher hätte ich auch wissen sollen, dass er es ist? Schließlich hatte ich nie ein Foto von ihm gesehen.
Ich wäge immer wieder von vorne die Vorteile und Nachteile ab, bis ich mich schlussendlich dazu entschließe, eine Liste zu verfassen. Dazu muss ich aber aufstehen, was mir gerade nicht in den Kram passt. Stöhnend drehe ich mich auf den Bauch und kuschle meinen Kopf in das weiche Kissen. „Ich mag nicht aufstehen", nuschele ich in dem fluffigen Polster. „Aber ich muss." Schnell schwinge ich meine Beine über die Bettkante und stehe auf. Ich suche als erstes das Bad auf, wo ich mich umziehe, meine Haare bürste, in einen lockeren Dutt hochmache und mir die Zähne putze. Als ich mich im Spiegel sehe, während ich die Zahnbürste in meinem Mund hin und herschiebe und mir ein wenig von dem Schaum über mein Kinn läuft, werden mir die Auswirkungen dieser Nacht klar. Unter meinen Augen ist jeweils ein riesiger Ring erkennbar, den selbst der Concealer nicht verschwinden lassen wird. 

Ich spucke den weißen Schaum ins Waschbecken und schwänze ihn mit dem Wasser hinunter. Eilig halte ich meine Zahnbürste unter das Wasser und wasche mir danach den Mund aus. Als nächstes schnappe ich mir den Abdeckstift und trage dreimal so viel wie sonst auf, nehme den Beautyblender in die Hand und hantiere damit ein wenig herum, bis die Augenringe halbwegs abgedeckt sind, auch wenn man immer noch ein wenig hindurch schimmern sehen kann. Dann male ich mir meine Augenbrauen nach, suche den dünnen Pinsel um mir leichten Lidschatten auftragen zu können, konturiere mir mein Gesicht etwas mit einem billigen, matten Bronzer und runde das Ganze noch mit Wimperdusche und einem durchsichtigen Lipgloss ab. Zufrieden starre ich mich durch den Spiegel an und gehe mit einem leichten Lächeln auf den Lippen in die Küche, wo ich mir einen Schwarztee mache. Nachdem das Wasser endlich heiß ist, gebe ich den Teebeutel und einen kleinen Schuss Milch hinzu. Erst als ich den ersten Schluck nehme, kann ich zufrieden in den Tag starten und ich mache mich endlich an die Arbeit, um das zu machen, für das ich aufgestanden bin. 

Die Pro und Contra Liste. Also mache ich mir auf der Rückseite eines Kuverts von einer Rechnung eine lange Linie, bei der ich auf der linken Seite Pro schreibe und auf der gegenüberliegenden Contra. Unter den zwei Worten mache ich noch einmal eine Linie mit dem Kugelschreiber, den ich wegen einer Werbung geschenkt bekommen hatte. Auf der Pro-Seite kommt der erste Begriff. 

Geld. Was ich wirklich nötig habe. Das zweite Wort steht wieder auf derselben Seite. Karriere. Ich könnte endlich das machen, für das ich schon immer lebe. Ich könnte mir in dieser Branche einen Namen machen. 

Your moves to my musicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt