5. Kapitel

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☀OneRepublic - Secrets☀

K a t h a r i n a


Manche Tage sind zum Scheitern verurteilt. Das weiß man. Man spürt es in sich, tief drinnen.

Und man weiß es, weil man horrormäßige Kopfschmerzen hat, sich fast übergeben muss, als man aufsteht und sich währenddessen am Bett den kleinen Zeh anstoßt.

Ja, das heute wird nicht mein Tag. Das warme Wasser der Dusche macht es heute auch nicht besser.

Als ich mich fertig geduscht habe, gehe ich gemütlich in meine kleine, hässliche Küche, um dort mein Handy aufzusuchen. Etwa zehn Minuten später habe ich es endlich gefunden und als ich es einschalte, springen mit mehrere Anrufe und drei Nachrichten entgegen.

Von Unbekannt:

Heute ist die erste Probe. Ich hole dich um zehn ab. Du solltest gemütliche Kleidung anhaben, leichte Turnschuhe und dein Duschzeug mitnehmen.

Von Mum:

Schätzchen, du solltest jetzt langsam wieder nach Hause kommen.

Von Dad:

Höre endlich auf mit deinen kitschigen Träumen! Wir alle machen uns Sorgen um dich!

Genervt verdrehe ich meine Augen. Oh, habe ich jetzt gerade Lust auf Alkohol. Und wie sehr ich Lust habe. Die SMS vergessen zu können, das ist mein Ziel. Ich möchte mich nach einen meiner billigen Weinflaschen umsehen, als mein Blick auf der Uhr hängenbleibt. Fünf vor zehn. Fuck. Ich wusste es. Nicht mein Tag. Schnell laufe ich in mein Schlafzimmer und ziehe mich um. Bequeme Sportkleidung und binde mir meine nassen Haare hoch. Ich schminke mich jetzt nicht, auch wenn ich mich total unwohl fühle ohne mein Make-up. Egal. Schnell nehme ich meine Sporttasche und werfe ein Turnschuhe, Handtuch und Duschzeug hinein. Dann ziehe ich mir Jacke und Schuhe an und werfe mich halb die Treppe hinunter.

Als ich endlich unten stehe ist es 10.02 Uhr. Und genau im gleichen Moment bleibt ein hübsches, neues, blitzblankes mattgraues Auto vor mir stehen. James legt seinen Arm locker auf die Fahrertür, deren Fenster zuvor hinuntergeschraubt wurde. Cool, wie er nun einmal ist, schiebt er sich seine Sonnenbrille ein wenig runter, um mich beobachten zu können. „Bereit?", fragt er mit seiner rauen Stimme. Lächelnd antworte ich: „Habe ich denn eine Wahl?" Er zuckt mit seinen Schultern und muss nun auch schmunzeln. „Seig' ein", befiehlt er mir, ohne auf meine Frage einzugehen. Schnell steige ich in die Beifahrerseite ein. „Also, zu wie vielen Liedern muss ich tanzen können?" Lässig zuckt er wieder mit seinen Schultern. „Ein paar." Die Atmosphäre verändert sich wieder ins Schlechte. War das wirklich die richtige Entscheidung, als seine Backgroundtänzerin zu arbeiten?

Genervt atme ich aus und klappe das Teil über mir auf, damit mich die Sonne nicht mehr blenden kann. Es stellt sich als schlechte Entscheidung heraus, denn als ich die Klappe öffne, scheinen mir mehrere verschiedene Bilder entgegen, auf denen James so glücklich aussieht, während eine Frau, die gleicht fröhlich zu sein scheint, ihn auf die Wange küsst. Tief atme ich ein und mein Blick gleitet bis zu einem kleinen Spiegel, der mich zeigt, mit müden, leeren Augen, tiefen Augenringen, einer Haut, die einer weißen Wand gleicht und Lippen, die zusammengepresst sind. Gott, was mache ich hier? Ich hätte mich schminken sollen, wie kann ich es nur wagen, so raus zu gehen? Ich hasse es. Ich kann meinen Blick nicht von mir abwenden, bis James zu mir sieht. Schnell klappt er das, mir helfende nicht vom Licht geblendet zu werden, Teil wieder hoch und erschrocken reiße ich meinen Kopf in seine Richtung. Wütend sieht er mich an. „Was erlaubst du dir eigentlich?! Ich bin immer noch dein Chef! Du hast kein Recht, so in meine Privatsphäre einzugreifen! Das hier", er deutet auf die nun versteckten Fotos. „Geht dich nichts an!"

Schnell nicke ich. Ich wollte mich doch nur vor der Sonne schützen. „Es tut mir leid", flüstere ich lautlos. James fährt sich über sein Gesicht. „Nein, mir tut es leid." Er stößt einen genervten Seufzer aus. „Ich hätte nicht so reagier sollen." Tonlos nicke ich leicht.

Die Fahrt vergeht weiter schweigend und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. James hat also auch seine Geheimnisse. Nur zu gerne würde ich sie wissen, aber ich weiß wie es ist, wenn man sich hinter einer Fassade versteckt und Millionen von Geheimnissen hat. Es hat alles seinen Grund und wenn sich jemand versteckt, dann heißt das, dass man verletzt worden ist. Und ich habe genug davon. Verletzt zu werden. Jemanden zu vertrauen. Sich selbst niemals verzeihen zu können. Liebe und ich sind keine guten Freunde. Wir werden es auch niemals sein.

„Wir sind da", meint James neben mir leise und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Schnell sehe ich mich um. Wir befinden und vor einer weißen Villa. „Aha. Sind wir jetzt also schon so reich?", wage ich mich zu fragen, um die angespannte Stimmung zu entspannen. James scheint auf meinen Versuch einzugehen. „Das hat mir mein Management zur Verfügung gestellt", erklärt er mir. „Wegen den riesigen Räumen, außerdem gibt es sehr viele Schlafzimmer, womit wir Zeit einsparen und mehr proben können." Verstehend nicke ich und steige aus. Meine Tasche, die auf der ganzen Fahrt auf der Rückbank lag, hole ich jetzt raus und werfe sie mit einer gekonnten Bewegung über die Schulter. „Also, gehen wir jetzt rein?" Ich nicke mit dem Kopf in die Richtung der Villa. James der mir folgte, als ich ausstieg und jetzt hinter mir steht, geht nun vor und zeigt mir die riesige Haustüre. Dann gibt er einen Code ein und die Türe öffnet sich automatisch. „Cool", kommentiere ich das Geschehen vor mir. James macht eine einladende Bewegung und lächelnd gehe ich in das Haus. Staunend schaue ich mich um. Die Decke hat verschiedene Erhebungen und Lampen ranken sich über sie. Der Fliesenboden spiegelt das Licht und es scheint, als würde man auf Sternen gehen. „Das ist fantastisch", freue ich mich wie ein kleines Kind. Ich höre James hinter mir lachen. „Den Rest zeige ich dir danach, aber die Anderen warten schon, um mit den Proben anfangen zu können." Wir gehen eine riesige Wendeltreppe nach oben, die aus Eichenholz und schwarzem Metall als Geländer den Raum dominiert. Gemeinsam kommen wir im ersten Stock an und ich erkenne, dass die Treppe weiter nach oben führt. Ich merke mir meine Frage und folge James weiter. „Hier kannst du deine Tasche und deine Sachen abstellen." Er zeigt mir eine lange, abstrakte Bank, auf die ich schnell meine Tasche abstelle. Schnell öffne ich sie, hole meine Turnschuhe heraus und ziehe sie mir an. Bereit schaue ich James an. „Wohin?"

James geht weiter durch eine Tür und das erste was in mein Blickfeld fällt, ist eine riesige Fensterform, durch die Licht fällt. Auf dem zweiten Blick erkenne ich zwei riesige Spiegelfronten, die den Raum dreifach so groß ausschauen lassen. Dann drehe ich meinen Blick zu James, der mich weiter schiebt. Und dann sehe ich die Crew und einer davon kommt mir sehr bekannt vor.

Fuck. Das ist wirklich nicht mein Tag.






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