☀Sasha Sloan - Dancing with your ghost☀
K a t h a r i n a
Scott unterbricht meine Tagträumereien. Erschrocken blicke ich auf. Scott beginnt zu grinsen. „Kaffee, Kleine?" Ich strecke ihm die Zunge raus. „Ich bin total wach", erkläre ich ihm. „Sind wir heute ein wenig streitsüchtig?", fragt er mich neckend. Jilli klickt sich ins Gespräch mit ein. „Nur wenn sie deine ätzende Stimme hört." Scott möchte gerade darauf etwas erwidern, als James das Gespräch unterbricht.
„Ich störe nur ungern, aber ich wollte nur, bevor wir abheben, euch den DJ vorstellen. Das ist Owen." Hinter James steht ein Mann, der um einen Kopf kleiner als James ist, was nicht besonders schwierig ist. James ist ein Riese. Ein Riese, auf den ich gerade mehr als sauer bin. „Ah", meint Scott. „Sie sind also der, der seinen Arsch nicht pünktlich hergebracht hat, damit Katharina ihre Choreo in 15 Stunden machen kann", zitiert mich der grinsende Blödmann. Zischend erkläre ich ihm: „Falls es dir Schlaumeier entgangen sein sollte, bin ich heute nicht sehr gut gelaunt. Also, sehr, sehr dünnes Eis auf dem du da tänzelst, du Eisbär." Jilli beginnt zu grinsen und zwinkert mir belustigt zu.
Wieder unterbricht James den Blonden, und lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf den Blonden mit einem Rotstich im Haar. „Also, Owen, die Rothaarige ist Jilli." Die Asiatin wirft ihr blutrotes Haar nach hinten und nickt Owen kurz zu. „Diana und Jack kennst du ja schon", stellt er die Crew weiter vor. Die Zicke und der Manager sitzen auf dem parallelstehenden Viererplatz. „Ian", er deutet auf den Mann mit dem Afro, der gerade schwer keuchend durch die Tür zu uns läuft. „Tut mir leid, Boss. Wir standen im Stau." Er sitzt sich neben mich. „Morgen", lächelt er mir zu. „Morgen", antworten alle. „Gut, der Blonde da hinten ist Scott. Und der Miesepeter da hinten ist Katharina." „Der Miesepeter, der wahrlich einen Grund dazu hat sauer zu sein. Ich hoffe für dich, Owen, dass dein Remix gut ist und ich meine Choreografie leicht verändern kann. James kann vielleicht singen, aber ich glaube, dass man einen Elefanten die Choreo schneller beibringen könnte." Scott lacht beim letzten Satz auf. James reibt sich müde über die Augen und möchte gerade ansetzen etwas zu sagen, wird dann aber vom Piloten unterbrochen. „Bitte begeben sie sich alle auf ihren Sitzplatz." James und Owen setzen sich gegenüber von Diana und Jack. „Bitte alle anschnallen." Man hört siebenmal ein Klicken. „Auch Sie, Scott", knistert es wieder aus der Leitung. Murrend hängt Scott sich an. „Er erwischt dich immer", meint Jilli in Richtung des Blonden. Scott meint in Richtung James: „Bist du dir wirklich sicher, dass unser Pilotenstalker keine Kameras oder Wanzen installiert hat?" „Scott, du ziehst immer die gleiche Scheiße ab."
In Minuten befinden wir uns über den Wolken. Als der Pilot uns Entwarnung gibt, schnallen wir uns alle wieder ab. Eine Stewardess fragt nach Getränken. „Mir bitte einen Cappucino", bestelle ich bei ihr. Als ich ihn bekomme, sehe ich den Schalk in Scotts Augen. „Wage es nicht", warne ich ihn. Abwehrend hebt er die Hände, um danach die weiße Serviette, die er von meinem Kaffee stibitzt, als weiße Fahne benutzt, während er mit hoher verstellter Stimme „Ich ergebe mich!" quietscht. Wir können uns alle vor lachen nicht mehr halten. „Du bist ein Kleinkind", meint Jilli zu ihm. „Also, nachdem du mein Prachtstück gesehen hast, wirst du mir zustimmen, dass ich kein Kleinkind mehr bin." „Nein, dann bist du ein Kleinkind, dass mir Würgreize beschert", erklärt sie ihm trocken. Scotts Augen leuchten auf. „Ich schwöre, dass ich aufpassen werde. Du wirst immer Luft-" Er bekommt einen saftigen Schlag auf seinen Hinterkopf. „Du tanzt auf sehr dünnem Eis, Eisbär", erklärt die Rothaarige ihm. „Ansonsten tanzt du heute eierlos." Scott nimmt wieder die weiße Serviette und wedelt damit umher. Belustigt verfolge ich das Spektakel, bis James mich wieder auf dem Boden der Tatsachen holt.
„Owen würde uns gerne den Remix vorspielen." Nickend stimme ich ein. Der DJ verbindet sein Macbook mit den Boken, die er während Scotts Theater aufgebaut hat. Ein dunkler Bass ertönt. Ich kann mir schon vorstellen, wie ich mich bewegen werde. Nun setzen Trommeln ein. Kurze Melodien werden gespielt. Erst nach ungefähr zwei Minuten beginnt das eigentlich Lied. James Stimme ertönt. Viel langsamer als das eigentliche Lied. Trotzdem passt die Lyrics zur Melodie.
„Stopp", meine ich Richtung des DJ's. Er drückt sofort auf Pause. „Darf ich raus, Ian?", frage ich den Tänzer. Er lässt mich ohne Drama raus. Ich bin froh, dass das Flugzeug so groß ist. Zwischen den beiden Sitzplätzen ist der doppelte Platz. „Kannst du bitte noch einmal von vorne starten?", bitte ich Owen.
Ohne weiteres stelle ich mich in die Anfangspose. Der dunkle Bass ertönt. Ich bewege nur meinen Oberkörper. Als die Trommeln erneut beginnen, kommt mein Körpereinsatz. Die Melodie beginnt, gibt dem Lied einen unheimlichen Touch. Als James Stimme einsetzt halte ich mich an die alte Choreo. Bis zu dem Punkt, als alles still wird und sich Bass und Melodie gegenseitig aufbauen. Bei Hide kommt ein Drop, indem ich mich wirklich auf dem Boden fallen lasse. Während dem Refrain bewege ich mich mehr oder weniger auf dem Boden. Bis der lautstarke Refrain wieder in den Vers übergeht. Ohne meine Hände stehe ich auf und tanze die Choreo weiter, wie wir sie einstudiert hatten. Zum Ende des Liedes hin lasse ich mich wieder einfach vom Beat und meinen Gefühlen treiben.
Als das Lied verstummt schauen mich alle ungläubig an. „James? Könnten wir das einmal zusammen tanzen, während du singst?", frage ich ihn. James blickt fragend zu Owen. „Ich habe nur die Melodie ohne deine Stimme auch bearbeitet", erklärt er ihm.
„Ich filme", erklärt Jilli sich bereit und nimmt ihr iPhone in die Hand.
Erneut gehen wir die Choreografie durch. Ich lasse mich voll von der Choreografie treiben. Im Endeffekt, macht James nichts anderes außer zu singen und meine Hände zu nehmen.
James Stimme löst eine Gänsehaut aus, die meinen ganzen Rücken runter kriecht.
In der Endpose bleiben wir einige Sekunden länger stehen, als nötig gewesen wäre. Ich genieße seinen Atme gegen meine Stirn und seine Arme, die sich um meinen Oberkörper geschlungen haben. „Stell' dieses Foto in die Story. Die Fans werden durchdrehen", reißt Jilli uns aus der Performance. „Welches Foto?", frage ich sie neugierig. „Von eurer Endpose." Jilli legte zuvor einen Fliter darüber, was unsere Position, ich in seinen Armen, mystischer aussehen lässt.
„War die Choreografie in Ordnung?", frage ich die Asiatin.
„Ihr werdet das ohne jeden Zweifel heute Abend rocken."
Ich wusste nicht einmal, wie groß der Stein war, der auf meinem Herzen lag, bis er herunter fiel.
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Your moves to my music
ChickLitDie brilliante Tänzerin Katharina Edwards steckt derzeit in einer Zwickmühle. In ihrer kleinen Wohnung häufen sich Rechnungen an, während auch kein Job in Sicht scheint. Nur zu gut, dass es das Schicksal gut meint mit ihr, als der schöne Sänger Jame...