8. Kapitel

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☀Zara Larsson - Funeral☀

K a t h a r i n a

Genüsslich beiße ich in die Pizza und kann mir ein genüssliches Aufstöhnen nicht verkneifen. Meine Geschmacksnerven scheinen zu explodieren. Der Käse schmeckt einfach perfekt, trotzdem kann man aber immer noch die Tomatensoße schmecken und der Teig ist weich und fühlt sich wundervoll auf der Zunge an.

Das ist sie. Die perfekte Pizza. Dass ich das noch erleben darf in meinem Leben.

Als ich schlucke, bemerke ich, dass mich alle am Tisch anstarren. Fuck. Habe ich es übertrieben? Scott ist der Erste, der die peinliche Stille unterbricht. Grinsend lehnt er sich vor und kann es nicht lassen, wieder einen seiner Sprüche zu klopfen. „Dein letztes Mal muss wohl schon eine Weile her sein, wenn du wegen einem Bissen fast zum Orgasmus kommst." Jillian, die neben ihm sitzt, schlägt ihm mit ihrem Ellenbogen gegen seinen Oberarm. „Deines wohl auch, wenn du nur noch an Sex denken kannst", kontert Jilli für mich trocken und schaut Scott mit einem hinterlistigem Grinsen an. Scott lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und mustert die Frau neben ihm. „Ich möchte deine Gefühle ja nicht verletzen, weshalb ich dir keine Namen nenne. Aber falls du dich darum sorgen solltest, dass ich nicht befriedigt genug bin, kannst du gerne heute Nacht auf mein Zimmer kommen. Ich schwöre dir, dass du danach eindeutig nicht mehr so verkrampft sein wirst, wie jetzt gerade." Ian neben mir verschluckt sich bei Scotts Worten an seiner Salamipizza und nimmt gierig einen Schluck Wasser. Verwundert hebe ich eine Augenbraue. Was war das gerade für eine Reaktion?

Als Jillian plötzlich zu lachen beginnt, wende ich meine Aufmerksamkeit schnell wieder den beiden Streithähnen zu und sehe, dass auch Scott keinen Plan hat, weshalb die Rothaarige Tränen lacht. Verwirrt sind seine Augenbrauen nach oben gezogen und dann sehe ich ein Gefühl, dass nur einen kurzen Moment in seinen Augen zu schimmern scheint. Es ist zu kurz, als dass ich es einordnen könnte, aber es war da. „Warum lachst du?", fragt Scott die Asiatin, die sich nach einigen Minuten immer noch nicht beruhigt hat. „Du und ich, in einem Bett. Oh Gott, das ist genau so unwahrscheinlich wie Katharina und James, Ian und Diana. Weißt du, was passieren würde, wenn wir zusammenkämen?" Jillian scheint sich beruhigt zu haben und sieht Scott nun streng in die Augen. „Wir würden das alles hier", die Asiatin macht eine ausladende Geste, die alles einzuschließen scheint. „Wir würden alles hier zerstören. Das Arbeitsklima. Die Regeln. Unsere Träume. Und weiß du, was das Schlimmste wäre?", stellt die ernste Frau Scott eine rhetorische Frage. „Wir würden uns zerstören. Du hast deine Probleme und ich meine. Wir beide brauchen Menschen, die keine Probleme haben, die uns unterstützen können. Wir können das nicht. Wir sind beide verwundete Soldaten, die ihr Gewicht selbst nicht mehr tragen können, weshalb wir jemanden benötigen, der auf beiden Beinen im Leben steht und uns aufhelfen kann. Wir beide zusammen, können das nicht. Es würde unser aller Ende bedeuten. Lass' uns nur Freunde bleiben."

Scott, der mit ebenfalls ernster Miene still der Rede gelauscht hatte, scheint komplett dicht zu machen. Da ist kein lustiger, lebensfroher Scott mehr, der mit seinen Sprüchen jeden wahnsinnig macht. Ein Scott mir Pokerface hat seinen Platz eingenommen, der Jillian nur kurz zunickt und dann aus dem Raum stürmt. Die darauf folgende Stille zieht sich in die Länge und ich lasse das Stück Pizzalustlos auf den Pizzakarton fallen. Auch Ian scheint in seinen eigenen Gedanken gefangen zu sein, genau wie Jillian, die auf die Wand hinter mir starrt.

Die Stille wird abrupt unterbrochen von James, der in den Raum tritt und uns alle mustert.

„Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich Katharina jetzt nach Hause fahre", erklärt er uns und fordert mich mit seinen braunen Augen auf, aufzustehen und ihm zu folgen. Ich scheine noch zu tief in meinen Gedanken gefangen zu sein, denn wie auf Autopilot sage ich: „Ich glaube, es wäre besser, wenn wir den Tanz noch einmal mit Musik durchgehen. Vielleicht gelingt mir die Schrittabfolge leichter." Flehend sehe ich ihn an. „Katharina,...", beginnt er seinen Satz, doch ich unterbreche ihn. „Bitte, James. Ich muss mich jetzt abregen. Dass war ziemlich viel auf einmal. Das wäre es für jeden. Ich möchte es noch einmal versuchen." James studiert mein Gesicht einige Sekunden, bis er schließlich erkennt, wie ernst es mir wirklich ist und gibt sich seufzend geschlagen. „Ich trommle alle zusammen. Du findest nach oben?", fragt er mich, was ich ihm nickend bestätige. James dreht sich zu Jillian und Ian, die aufstehen, als sie seinem auffordernden Blick begegnen.

Dann verlässt er die Küche. Gemeinsam mit Ian und Jillian steige ich die großen Treppen hinauf und finde mich nach einiger Zeit in unserem Proberaum wieder. Im selben Moment als wir oben ankommen, hören wir Schritte hinter uns. Diana, Scott und James betreten nach uns den Raum.

Ohne Aufforderung stellen wir uns alle in die Mitte des Raumes in unsere Anfangsposition. James geht zur Stereoanlage und scheint einige Knöpfe zu drücken. „Ihr habt die Choreographie für Cure geübt?", fragt James uns. Jillian bejaht. Danach erklingen die ersten Töne einer Gitarre. Scotts Stimme ertönt, er scheint das Kommando wieder zu übernehmen. „Fünf, sechs, sieben, acht." Im gleichem Moment ertönt eine raue Stimme und singt die Wort direkt in mein Herz.

They told me I need time. That all is gonna be better after a century.
I'll heal and it's all gonna be fixed again.
Oh, that was years ago, but I'm still broken.
So tell me, when will I heal?

Oh girl, be happy you don't know me.
I'm still waiting for the cure.
Maybe it will never come.
Oh girl, be happy you're not me.
I'm still waiting for the cure.
For the cure.

All the scars are hurting. They never stopped.
I'm still awake every night, 'cause I'm scared of the demons inside my head.
Oh, doctor, tell me, why does it hurt still?
Tell me, when will I heal?

Oh girl, be happy you don't know me.
I'm still waiting for the cure.
Maybe it will never come.
Oh girl, be happy you're not me.
I'm still waiting for the cure.
For the cure.

I don't know, how long I can bury all this pain.
I've the feeling I'll never heal.
How long do I have to wait, 'til I'm healed?

Oh girl, be happy you don't know me.
I'm still waiting for the cure.
Maybe it will never come.
Oh girl, be happy you're not me.
I'm still waiting for the cure.
For the cure.

For the cure.

Automatisch tanzte ich die ganze Zeit über mit James Stimme mit, bewegte mich im Takt zum später einsetzenden Schlagzeug. Ich tanzte, wie ich schon lange nicht mehr getanzt hatte. Ich konzentrierte mich auf die Wellen der Traurigkeit, des Schmerzes in seiner Stimme und ich verstehe, warum James einer der erfolgreichsten Musiker in dieser Zeit ist. Er spielt nicht stark, zumindest wenn es zu seiner Musik kommt. Er versteht die Hektik dieser Zeit und weiß, wie es ist zu ertrinken in Schmerz und Emotionen, die nicht erlaubt sind. Er schafft es, das alles in Worte, in Melodien und seiner Stimme zu vereinen. James schafft es, das Ungreifbare zu umklammern.

Ich glaube, dass ich hier in diesem Raum, in der Endposition zu seinem Lied, ein Stück meines Herzens an ihn verliere.

Your moves to my musicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt