17 Weiterleben

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Als Kathryn das Büro des Sheriffs betrat, machte James Herz zunächst einen kleinen Satz bei ihrem Anblick. Doch als er die Müdigkeit in ihrem Gesicht und ihrer Haltung las wusste er, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Seine Vermutung wurde auch dadurch bestärkt, dass sie den Doktor im Gefolge hatte. Und selbstverständlich war ihm überdies klar, dass Sheriff Snyder der letzte Mensch war, den Kathryn freiwillig ohne Notwendigkeit aufsuchen würde.

James begann, sich unruhig zu fühlen.

„Sheriff, Deputy, wir müssen ein Verbrechen zur Anzeige bringen." ergriff der Doktor das Wort und begann sogleich mit einer detaillierten Schilderung dessen, was vorgefallen war.

James wurde blass vor Entsetzen.

Der Sheriff hörte sich skeptisch die ganze Geschichte an und kommentierte im Anschluss:

„Ich weiß nicht, was ich da tun soll? Eine Hure und ihr Freier sind sich nicht über das Geschäftliche einig geworden und es gab eine kleine körperliche Auseinandersetzung. So etwas passiert doch wohl jeden Tag!"

Kathryn blickte den Sheriff fassungslos an; unfähig etwas zu sagen.

Der Doktor sprang für sie ein. Mit strenger Stimme erklärte er:

„Ich versichere ihnen hiermit, dass dies eine völlig andere Situation ist. Ich schlage vor, dass sie die Herrschaften im roten Haus im Laufe des Tages aufsuchen und ihre Aussagen aufnehmen. Außerdem sollten sie diesen Bob Carmichael in Gewahrsam nehmen. Wir haben es mit versuchtem Mord zu tun und wissen noch nicht, ob das Opfer durchkommen wird!" Dann fügte er noch scharf hinzu: „Ich selbst werde die Angelegenheit genauestens im Auge behalten, Sheriff! Es handelt sich hier um ein ganz furchtbares Verbrechen!"

Und nur weil der Doktor ein Mann war und noch dazu eine der angesehensten Personen im ganzen Ort, stimmte der Sheriff zu, sich der Angelegenheit überhaupt anzunehmen; dessen war Kathryn sich vollkommen sicher.

Bevor sie das Sheriffsdepartment wieder verließen, formte Kathryn in einem unbeobachtetem Moment in James Richtung die Worte: „Ich brauche dich heute!"

James verstand und nickte kaum sichtbar.

In zwei Stunden wollte der Sheriff hinüber zum roten Haus gehen und die Aussagen aufnehmen. James bat darum, vorher eine Pause für einige Erledigungen nehmen zu dürfen und schlug vor, sich dann direkt dort zu treffen. Der Sheriff stimmte zu.

Natürlich gab es keine Erledigungen, sondern James ging direkt hinüber, um für Kathryn da zu sein. Er war ihr auf ihr Zimmer gefolgt und nun lagen sie gemeinsam auf dem Bett. Sie waren einander zugewandt und Kathryn hatte ihren Kopf auf James Arm abgelegt. Den anderen hatte er schützend um sie geschlungen. Kathryn gelang es nicht, wirklich zu weinen. Nur gelegentlich fiel die eine oder andere Träne. Sie spürte James Wärme und Herzschlag und Spannung und Verzweiflung fielen ein wenig von ihr ab.

Gewiss hatten sie über eine Stunde so dagelegen und James wurde allmählich unruhig, weil der Sheriff demnächst auftauchen würde:

„Mir ist es so zuwider, mit Snyder in dieser Sache zusammenzuarbeiten. Der Mann ist ein Schwein und ich bezweifle, dass er besonders geneigt sein wird, euch zu helfen." stieß er verzweifelt hervor.

Kathryn nickte:

„Ich weiß, mein Liebster! Darum ist es umso wichtiger, dass du durchhältst, damit du die Dinge ein wenig lenken kannst. Denkst du, du schaffst das?" wollte sie wissen:

„Ich werde mein Bestes versuchen." versprach James bedrückt: „Kann ich Margarete noch einmal kurz sehen, ehe der Sheriff kommt?"

„Lass' uns Melody fragen, ob sie dazu in der Lage ist." gab Kathryn zurück.

Die Leute von Millers LandingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt