40 Rauch und Flammen

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Alexander hatte seit Jahren keine einzige Nacht mehr ruhig durchgeschlafen, doch heute wirkte sich diese Ruhelosigkeit zum ersten Mal zu seinem Vorteil aus. Als er den Spiritusgeruch wahrnahm, dachte er sich zunächst noch nicht viel dabei, doch sehr bald danach roch er den Rauch und da begann es auch schon, sehr warm um ihn herum zu werden. Alexander sprang aus dem Bett und sah aus dem Fenster zur Straße hinaus. Unbarmherzige Flammen züngelten aus der Schneiderei und in ihrem Schein erkannte er den Sheriff, der auf der Straße stand und das Schauspiel offenbar genoss.

Der Gesetzeshüter machte keinerlei Anstalten, irgendetwas gegen das Feuer zu unternehmen. Im Gegenteil, vielmehr wirkte er wie jemand, der überaus zufrieden mit sich selbst und seinem Werk war.

Es war immer schon nur eine Frage der Zeit gewesen, dass der bigotte Mistkerl seinen Verstand verlieren würde, dachte Alexander beiläufig!

Der Schneider war ein vorsichtiger und misstrauischer Mann; dazu hatte sein bisheriges Leben ihn erzogen. Er hatte immer schon geahnt, dass ihm früher oder später irgendwer nach dem Leben trachten würde, so dass ein rascher Rückzug nötig wäre, denn er war sich deutlich bewusst, wie die Leute in Millers Landing über ihn dachten.

In Gedanken hatte er seine Flucht bereits unzählige Male durchgespielt und nun war der Moment offenbar tatsächlich gekommen!

Eilig griff er sich ein paar Dinge: Papiere, Jacke und Hose, Bargeld und Schmuck, stopfte sie in eine Tasche und rannte zum anderen Fenster, welches zum Hof hinaus führte, sprang hinaus auf das Vordach der Terrasse, warf die Tasche hinunter und ließ sich dann selbst am Rand des Daches herab.

Er blickte sich noch einmal um, sah sein Lebenswerk in Flammen aufgehen und musste schlucken. Dann eilte er einfach los.

Alexander ahnte, dass er nicht der Einzige war, dem der Hass des Sheriffs galt.

Möglicherweise war dieser gar verantwortlich für das Verschwinden der Frauen drüben im roten Haus?

Vielleicht gab ja etwas, was er tun konnte?

Alexander schulterte die Tasche und rannte los.

In einer engen Gasse hielt er inne um sich rasch Hose und Jacke über den Pyjama zu ziehen. Seine Lungen brannten vom Rauch.

Inzwischen hatte Melody sowohl sich selbst als auch Justine Carpenter befreit und stand nun über der Leiche von Bob Carmichael. Sie stieß ihn mit dem Fuß an und flüsterte:

„Du hast mich nicht gekriegt, Bastard!"

Justine hatte sich unterdessen Shy zugewandt und begutachtete im Lampenschein die Würgemale an deren Hals:

„Ich weiß nicht, wie sie überlebt haben, Miss Shy. Es scheint ein Wunder zu sein!" An alle gewandt fügte sie hinzu: „ Was war hier bloß los, zum Teufel? Lassen sie uns schnell zusehen, dass wir von hier weg kommen, ehe der Sheriff zurückkommt und sich überlegt, dass er keine Zeugen hinterlassen möchte."

Sie und Regine hakten Shy unter, um sie zu stützen und Melody ging mit den beiden Öllampen vorweg. Zu viert verließen sie nach einem beschwerlichen Marsch von einer halben Stunde endlich den Stollen und sogen gierig die frische Nachtluft ein.

Sie erklommen den Hügel nahe der Mine und blickten auf Millers Landing hinab.

Von mehreren Orten sahen sie Rauchsäulen aufsteigen!

Die Schneiderei war Snyders erstes Ziel gewesen, weil es in der Nähe war.

Als nächstes war er hinüber zur Schule gegangen. Es musste schließlich verhindert werden, dass die Jugend dort weiterhin vom Bösen korrumpiert wurde!

Die Leute von Millers LandingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt