26Wolf in Gefangenschaft

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Molly, Regine, Shy, Melody und Kathryn betraten von Alice angeführt die Scheune und scharten sich sogleich um den gefesselten Bob Carmichael. Dieser hatte sein Bewusstsein noch immer nicht wiedererlangt.

„Wieso ist er nackt?" wollte Kathryn wissen.

Shy trat an Gefesselten heran, packte ihn grob an den Haaren, hob den herabhängenden Kopf hoch, blickte in sein Gesicht und fragte kaltschnäuzig:

„Ich will viel lieber wissen, wieso er immer noch lebt? Warum vergraben wir ihn nicht im Gemüsebeet und haben unsere Ruhe vor ihm? Dann dient sein verrottender Körper immerhin noch als Dünger und seine Existenz war nicht vollkommen sinnlos!"

Als Margarete antwortete, klang sie ein wenig benommen:

„Er lebt, weil ich noch nicht mit ihm fertig bin! Und er ist nackt, weil ich will dass er begreift, was Verletzlichkeit bedeutet!"

„Wie habt ihr es überhaupt geschafft, ihn zu überwältigen?" wollte Molly wissen.

Margarete stieg von ihrem Fass herunter, trat neben Alice und erklärte:

„Das war dieses Mädchen hier!"

Alice schüttelte den Kopf und erwiderte bescheiden:

„Stimmt nicht! Er hätte mich besiegt, wenn du ihm nicht eins übergebraten hättest!"

Kathryn deutete mit dem Kinn auf Carmichael und fragte:

„Und wie soll es nun mit ihm weitergehen?"

„Er bleibt erst mal dort hängen!" erwiderte Margarete: „Er gehört jetzt mir und ich weiß noch nicht genau, was ich mit ihm anfangen werde! Ich bleibe zunächst einmal hier bei ihm sitzen, bis er aufwacht."

„Sind die Fesseln denn auch stramm genug?" fragte Kathryn sorgenvoll.

Margarete nickte und erwiderte:

„Lasst mich nun bitte eine Weile mit ihm allein. Und keine Sorge, ich passe schon auf ihn auf!"

„Dann hole ich dir aber meine Flinte zur Sicherheit!" meinte Kathryn.

Margarete schüttelte den Kopf und erhob das Messer, welches Carmichael mitgebracht hatte. Ihr Blick war glasig und ihre Stimme klang stumpf, als sie antwortete:

„Nicht nötig! Ich habe das hier!"

Sie wirkte eigenartig abwesend und die Frauen waren ratlos, wie sie mit der Situation umgehen sollten, doch schließlich folgten sie einfach ihrem Wunsch und zogen sich zurück.

Zuletzt war nur noch Melody bei ihrer Schwester, blickte stirnrunzelnd zu ihr hinüber und erkundigte sich ängstlich:

„Bist du sicher, dass du weißt, was du tust, mein Liebes?"

Margarete zuckte mit den Schultern und antwortete:

„Wahrscheinlich nicht, aber ich kann auch nicht anders!"

„Was versprichst du dir denn bloß davon, dich ihm noch einmal auszusetzen?" bohrte Melody nach:

„Ich muss es verstehen! Ich muss wissen, warum mir das passiert ist, warum er mir das angetan hat!" erwiderte sie tonlos:

„Bitte erwarte von diesem Bastard nicht, dass er dir nachvollziehbare Antworten geben kann. Er ist doch total irre!" forderte Melody ernsthaft.

Margarete nickte:

„Das weiß ich, aber vielleicht kann ich seinen Irrsinn verstehen, mit der Sache abschließen und werde dann endlich wieder frei von ihm sein." Sie schwieg nachdenklich und fügte hinzu: „Vielleicht tue ich nicht das Richtige, aber irgendetwas muss ich tun, sonst werde ich noch genauso verrückt wie er. Bitte verschwinde jetzt, Schwesterchen!"

Die Leute von Millers LandingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt