Als James erwachte, lag Melody immer noch unverändert bei ihm. Er bewunderte ihren Körper im hellen Morgenlicht, die langen schlanken Extremitäten, die weich geschwungenen Hüften, die ebenmäßige dunkelbraune, seidige Haut im Kontrast zu seiner eigenen. Er war immer noch froh über das, was letzte Nacht geschehen war und fühlte sich endlich wieder wohl in seiner Haut, aber plötzlich überkam ihn auch eine kleine Angst davor, wie Melody die Sache am Morgen danach wohl sehen würde.
Immerhin waren sie beide angetrunken gewesen.
Hatte er vielleicht die Situation ausgenutzt?
Würde sie ärgerlich sein?
Endlich öffnete Melody die Augen, hob den Kopf und lächelte ihn an:
„Guten Morgen, Süßer!" sagte sie und küsste ihn.
„Guten Morgen!" erwiderte er und musterte sie prüfend:
„Was?" fragte Melody mit gerunzelter Stirn: „Tut dir die vergangene Nacht etwa leid?"
James schüttelte entschieden den Kopf und beeilte sich zu sagen:
„Nein, überhaupt nicht! Aber was ist mit dir?"
Anstelle einer Antwort grinste Melody, küsste James erneut und er beruhigte sich wieder:
„Ich bin bloß ein kleines bisschen verwirrt." erklärte er: „Wie ist das hier bloß passiert. Wie kommt es, dass du das hier wolltest?"
Melody dachte kurz über ihre Antwort nach:
„Aus verschiedenen Gründen, denke ich. Der wichtigste ist, dass ich es wollte. Außerdem hatte ich das Gefühl, wir beide könnten etwas Trost gebrauchen."
In diesem Moment waren von oben zwei Frauenstimmen zu hören und Melody ergänzte:
„Und ein weiterer Grund kommt gerade die Treppe herunter."
Als James Kathryn und Justine hörte, wollte er aufspringen, die Tür des Gemeinschaftsraumes schließen und sich verstecken, doch Melody hielt James mit ihrem Körper fest, grinste listig und flüsterte:
„Lass sie es ruhig sehen. Du wirst sehen, es kann dir nur helfen!"
In James lag Panik, doch Melody fuhr leise fort:
„Vertrau' mir! Ich weiß, was ich tue."
Sie brachte sich mit ihrem gesamten Körper über ihn und küsste ihn innig.
Tatsächlich warfen Justine und Kathryn einen Blick in den Gemeinschaftsraum, als sie im Erdgeschoss ankamen und entdeckten das nackte Paar und das Chaos aus herumliegenden Kleidungsstücken, Essensresten und der geleerten Flasche um sie herum.
James konnte einen kurzen Blick auf Kathryn erhaschen und sah, wie sie ärgerlich den Kopf schüttelte. Dann verschwanden die beiden Frauen in der Küche.
„Warum hast du das getan?" fragte James unglücklich: „Das wird Kathryn mir nie verzeihen!"
Melody blickte ein wenig belustigt auf ihn hinab und antwortete:
„Was denn verzeihen? Du hast doch nichts Unrechtes getan! Sie hat dich fallen lassen und sich etwas anderes gesucht und du hast doch das gleiche Recht. Warum solltest du sie nicht sehen lassen, was ihr nun entgeht?"
James blickte verwirrt drein und Melody schüttelte den Kopf, blickte zärtlich auf ihn hinab und erklärte:
„Du bist wirklich ein lieber und anständiger Kerl, aber du bist auch ein Schaf!" Dann küsste sie ihn ein weiteres Mal, ehe sie aufstand und begann, sich anzuziehen.
DU LIEST GERADE
Die Leute von Millers Landing
ActionWir schreiben das Jahr 1903. Es gibt da ein besonderes Haus am Stadtrand des kleinen Örtchen Millers Landing im Staate Pennsylvania. Die Leute die dort leben sind Außenseiter. Man meidet sie, weil sie Prostituierte sind, Homosexuelle, oder die Nachf...