Acht Monate später in einem Hotel in Boston herrschte heute reges Treiben. Ein großes Ereignis stand ins Haus.
Margarete hielt die Hand ihrer Zwillingsschwester, die keuchend und stöhnend in den Wehen lag. Neben der Hebamme war auch noch Kathryn im Raum, die der Freundin Beistand leisten wollte. Die restlichen Frauen und auch Noah hielten derweil mit Müh und Not den Hotelbetrieb aufrecht.
Christian und Alexander hatten am Morgen, als sich die Niederkunft ankündigte zwar überlegt, die neue Schneiderei heute geschlossen zu lassen, doch die Anderen hatten versichert, dass sie klarkommen würden.
Dasselbe hatten sie auch zu Rebecca und Felicity gesagt, die zunächst überlegt hatten, sich in der Schule zu entschuldigen.
Im Schlafzimmer von Joe und Tiny lief James, immer noch in seiner Polizeiuniform auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. Joe beobachtete seinen besten Freund dabei und musste lachen:
„Willst du vielleicht Sofia eine Weile halten?" Er hielt ihm seine winzige Tochter hin: „Ich finde es immer wahnsinnig beruhigend, sie im Arm zu halten." Er küsste das zappelnde, zufriedene Baby noch einmal auf die Stirn, ehe er es weiterreichte:
„Denkt ihr zwei, ich schaffe das? Bin ich dazu geeignet, ein Vater zu sein?"
Tiny lachte:
„Du wirst es müssen! In wenigen Augenblicken ist ein neuer Mensch hier bei uns und baut darauf, dass du deine Sache gut machst. Aber du hast Glück, Kleiner. Wenn du es vermasselst, ist hier ein ganzes Haus voller Menschen, die dir in den Arsch treten können!"
James betrachtete die kleine Sophia in seinen Armen und plötzlich konnte er es gar nicht mehr erwarten, seinen eigenen Nachwuchs endlich im Arm zu halten. Die Anspannung wich der Freude.
Nachdem der Kopf einmal da war ging es sehr schnell und Melody war unendlich erleichtert, als es vorbei war und man ihr das winzige, in ein Tuch gewickelte Wesen, das unzufriedene, quengelnde, kleine Laute von sich gab, auf den Bauch legte:
„Es ist ein Mädchen und an ihr ist alles dran, was es braucht. Sie ist wunderschön, meine Nichte!" verkündete Margarete lächelnd und Kathryn wollte wissen:
„Wie werdet James und du sie nennen?"
„Caitlyn nach unserer Mutter!" gab die Melody zurück und Margarete strahlte.
Kathryn streichelte sich sanft über den eigenen Bauch und dachte still für sich, dass dieses Baby sich wahrscheinlich keine weitere Woche mehr hätte Zeit lassen dürfen, bevor ihr eigener Zustand für jeden offenbar würde. Nicht einmal James hatte sie bislang ein Sterbenswörtchen verraten.
Heute war Caitlyns großer Tag und den sollte sie nicht teilen müssen, wenn sie schon ihren Vater niemals für sich allein haben würde.
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Die Leute von Millers Landing
ActionWir schreiben das Jahr 1903. Es gibt da ein besonderes Haus am Stadtrand des kleinen Örtchen Millers Landing im Staate Pennsylvania. Die Leute die dort leben sind Außenseiter. Man meidet sie, weil sie Prostituierte sind, Homosexuelle, oder die Nachf...