Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich für einen Moment verwirrt. Wo bin ich? Dann prasselt alles wieder über mich herein: Der Streit mit Mom, wie ich hierhergekommen bin, die nächtliche Unterhaltung mit Pepper. Stöhnend wälze ich mich unter der Bettdecke hervor, oder besser, aus ihr heraus. Wie immer habe ich sie mir beim Schlafen mehrfach um meine Beine gewickelt, was zur Folge hat, dass meine Füße jetzt kalt sind.
Mein Hoodie ist nach einer wenn auch kurzen Nacht im Bett etwas verknittert und ich hasse das unsaubere Gefühl ungewaschener Kleidung auf meiner Haut. Ob Tony und Pepper schon wach sind? Ich werde etwas nervös, wenn ich an das bevorstehende Gespräch denke. Mittlerweile ist mir klar, wie dämlich und überstürzt mein Auftritt gestern war. Ich war wohl einfach zu müde, um einen klaren Gedanken zu fassen. Als ich dann Mom bei ihrer Meth-Party für abgestürzte Existenzen wie sie erwischt habe, bin ich durchgedreht. Mit einem Batzen Bargeld habe ich mir ein Taxi genommen und bin zu diesem Haus gefahren. Eine schlichte Stadtrandvilla. Vermutlich eine Art Rückzugsort, wenn er sich von dem ganzen Rummel im Stark Tower erholen wollte. Seine letztes Haus am Malibu Point war meines Wissens nach vom Mandarin auseinandergenommen worden. Im Kuvert mit seiner letzten Karte war ein Schlüssel und diese Adresse beigelegt gewesen. Erst als ich in einem der Fenster Licht gesehen habe, ist mir klar geworden, dass er ja auch anwesend sein könnte. Und dann bin ich auf Pepper gestoßen.Ich setze mich ruckartig auf, um meinen Grübeleien ein Ende zu bereiten, und tapse barfuß zur Tür hinüber. Leise öffne ich sie und lausche auf Geräusche. Zuerst ist alles still, doch je mehr ich mich konzentriere, desto besser kann ich eine entfernte Stimme und das Klappern von Geschirr hören. Ich schlüpfe schnell in meine Socken und husche durch die Tür den Gang hinunter. Irgendwo hier war gestern doch die Küche gewesen. Diesmal ist die Tür angelehnt, und bevor ich eintrete, lausche ich nochmal vorsorglich. Nicht, dass ich jetzt in eine Unterhaltung über mich hineinplatze und für peinliches Schweigen für den Rest des Morgens sorge. Doch es sind keine Stimmen zu hören, nur das Rascheln von Papier und hin und wieder ein leises Schlürfen. Gerade als ich eintrete, faucht Pepper entnervt: „Herrgott, Tony, kannst du deinen Kaffee bitte einmal nicht so trinken, als hättest du keine Zähne mehr?" Sie sitzt auf der Couch, auf dem kleinen Tisch vor ihr ist eine Vielzahl an Dokumenten verteilt, die sie in mehrere Stapel sortiert, daher das Rascheln. Tony lehnt mit einer Tasse an der Wand, daher vermutlich das Schlürfen. Während Pepper ihren Freund zusammenstaucht, sieht sie auf und ihr Blick fällt schließlich auf mich.
„Guten Morgen, Caitlin. Glaub mir, irgendwann würdest du ihn am Liebsten künstlich ernähren." Sie wirft ihm noch einen grimmigen Blick zu, bevor sie sich wieder in ihre Arbeit vertieft. Ich murmele leise ein „Morgen" zurück, dann betrachte ich meinen Erzeuger genauer. Offenbar ist er zu müde, um einen seiner Sprüche zu geben, für die er von der Menschheit gefeiert wird, also verdreht er nur die Augen und widmet sich wieder schlürfend seinem Kaffee. Seine Haare sind zerzaust und so richtig wach sieht er nicht wirklich aus. Ich unterdrücke ein Kichern. Wer hätte das gedacht? Iron Man, ein Morgenmensch.
„Willst du etwas essen, bevor wir die Unterlagen hier durchgehen?", reißt Pepper mich aus meinen Gedanken und zeigt mit einer ausladenden Bewegung auf das wohlsortierte Chaos am Couchtisch. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Dokumente von mir handeln. Ist das etwa meine Akte aus der High-School?
Ich schüttle unsicher den Kopf. „Also gut, dann fangen wir an." Sie nimmt einen Stapel von der rechten hinteren Ecke des Tisches und klopft ihn einmal auf den Tisch, um die Papiere in eine Form zu bringen. „Unterbrich mich einfach, wenn etwas nicht stimmt." Und schon legt sie los, offenbar mit meiner Geburtsurkunde. „Caitlin Paris Riggs, weiblich, Einzelgeburt, geboren am 11. Januar 2000 um 18:31, Hausgeburt in New York, Vater: Anthony Edward Stark-" Der Genannte zuckt kurz zusammen. „Mutter: Bethany Alison Riggs. So weit korrekt?" Ich nicke. „Gut, der Rest ist nicht allzu wichtig." Sie sortiert das Dokument hinten in den Stapel ein und zieht lächelnd eine kleinere Fotokopie hervor. „Du warst ja ein süßes Baby!" Plötzlich legt sie den Kopf schief und betrachtet das Foto genauer. Doch bevor ich fragen kann, was los ist, legt sie das Foto beiseite und geht weiter zu meinem Führerschein, meinem High School Abschluss und so weiter. Irgendwann hebt sie den Blick und fragt: „Stimmt etwas nicht?" Mittlerweile habe ich die Augenbrauen zusammengezogen und schaue sie überrascht an. Ich schüttle den Kopf. „Nein, es ist nur ... Woher hast du das alles? Du hast sogar dabei, dass ich am - soundsovielten Juni einen Strafzettel- „Sechzehnten", wirft Pepper ein und ich nicke. „- am sechzehnten Juni einen Strafzettel wegen Falschparkens kassiert habe. Genau das meine ich. Wo hast du dieses Zeugs so schnell herbekommen?" Pepper lacht geschmeichelt. „Ich habe heute Morgen mit ein paar Leuten Kontakt aufgenommen, die mir eine Kopie von den wichtigsten Unterlagen gefaxt haben." „S.H.I.E.L.D. also", grummelt Tony hinter uns. Ich ignoriere die seine Wortmeldung und frage mich, wie Pepper die Wörter „Morgen" oder „Wichtig" definiert.
Ein Blick auf die Digitaluhr am Ofen sagt mir, dass es erst sieben ist. Als wir uns gestern Nacht begegnet sind, war es ungefähr halb drei. Wieso sieht diese Frau nach nicht einmal fünf Stunden Schlaf kein bisschen übermüdet aus? Ich kann nur vermuten, wie zombiemäßig ich auf einer Skala von Eins bis Zehn aussehe. Und inwiefern gehört ein Strafzettel zu wichtigen Dokumenten? Ich vermute eher, dass irgendjemand meine gesamten Daten gesammelt hat. Etwa S.H.I.E.L.D., wer oder was auch immer das genau ist?„Weil du schon achtzehn bist", setzt Pepper fort, „können wir uns eine Adoption sparen. Wegen dem Presserummel", fügt sie schnell hinzu, als sie mein Gesicht sieht. „Solche Dinge gelangen allzu leicht an die Öffentlichkeit." Ich nicke. Ich weiß besser als jeder andere, was Öffentlichkeit und Klatschpresse aus Menschen machen können. Am Anfang werden Gerüchte verbreitet und nach Herzenslust verdreht, bis die Personen, um die es geht nach spätestens ein paar Jahren genauso falsch und verdreht sind wie der Klatsch um sie. „Dann haben wir erstens einen Riesentrubel um dich und deine Mutter und zweitens", nimmt Pepper den Faden wieder auf und wirft Tony einen strengen Blick zu. „einen möglichen Imageschaden was dich anbelangt. Die Avengers stehen schon jetzt nicht unbedingt in guter Kritik, auch wenn sie sich wieder zusammengerauft haben. Das letzte, was ihr brauchen könnt, ist, dass die Menge falsche Tatsachen verdreht und als die Wahrheit verkauft." Tony gähnt zur Antwort, was Pepper mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis nimmt. „Außerdem", ergänzt sie, „sollte Caitlin unbedingt einmal mit Nick und Phil reden." Jetzt kommt Leben in ihn. „Was? Warum?", protestiert er. „Wer ist Nick?", frage ich schnell dazwischen. „Phillipp Coulson leitet eine Organisation, S.H.I.E.L.D. genannt, das steht für Strategische Heimat-Interventions-, Einsatz- und Logistik-Division.", antwortet Pepper. Na, das soll sich ja mal einer merken. „Nick Fury war sein Vorgänger." „Er spielt den Babysitter", kommentiert Tony genervt. „Weil er in manchen Dingen viel reifer ist als ihr", rechtfertigt sie. Tony legt den Kopf schief. „Ach ja? Inwiefern denn?" Pepper seufzt. „Muss das jetzt sein, Tony? Sieh zu, dass du in die Gänge kommst. Caitlin und ich haben wenigstens schon etwas an, mit dem man sich auf die Straße trauen kann!" „Gefällt dir der Schlafanzug nicht?", fragt Tony scheinheilig und öffnet seinen Morgenmantel. Mir klappt der Mund auf und ich ersticke mein Lachen in meiner Armbeuge. Tony trägt zu einer schlichten grauen Jogginghose ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „I am Iron Man" auf einem Foto seiner selbst. „Siehst du?", registriert er todernst meine Reaktion. „Caitlin gefällt er." Ich schlucke meinen Lachanfall hinunter und frage kopfschüttelnd: „Warum ist das nur so typisch für dich?"
Hallo an alle, die dieses Kapitel gelesen haben! Ich habe mir mal selber ein Cover gemacht, aber nachdem ich sowas nicht kann, sieht es eben so aus, wie es aussieht xD. Falls irgendwer Lust hat, der das besser kann, einfach melden.
Ich würde mich außerdem über ein paar Kommentare freuen, egal was drinsteht.
Ach ja, übrigens: Superhero's Child ist nur ein Arbeitstitel. Ich bin immer noch auf der Suche nach etwas besserem. Wer Vorschläge hat, einfach in die Kommis damit.
Eure Cathy :)
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Superhero's Child
Подростковая литератураDas Leben einer Achtzehnjährigen ist schwer, wenn die Mutter drogensüchtig ist und man den eigenen Vater nur aus den Medien kennt. Irgendwann reißt Caitlin der Geduldsfaden und sie beschließt kurzer Hand, zu ihrem Vater zu ziehen. Doch das ist nicht...