Zitternd lasse ich meine Hand sinken, als ich nurmehr Tuten aus dem Lautsprecher höre. „Oh Gott", wispere ich und schließe die Augenlider.
„Cat!" Marco, der das Gespräch, zumindest meine Reaktionen und Antworten, aufmerksam mitverfolgt hat, packt meinen Arm. „Setz dich, du bist total blass!" Er schiebt mich auf sein Bett zu und drückt mich nieder. „Ich hol dir ein Glas Wasser." Mit diesen Worten verlässt er schnell den Raum.Ich presse meine rechte Hand gegen die Stirn. Oh Gott. Pepper ist entführt worden. Wo? Was war die Botschaft? Vor allem, wer war es? Eines ist klar, sie ist als Druckmittel entführt worden, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zielt man auf Tony ab. Und damit bin ich ebenfalls ein heißer Kandidat für das nächste Opfer, wird mir plötzlich klar. Ich atme tief ein und aus, doch mein Atem kommt nur stoßweise hervor.
Ich bin kopflos durch die Straßen gefahren. Jeder Autofahrer, jeder Passant, wirklich jeder, hätte mir etwas antun können.
Nicht so wie bei Pepper, dir garantiert alle Sicherheitshinweise befolgt, jederzeit. Ich hätte es viel mehr verdient als sie.„Hier, trink das." Marco drückt mir ein kühles Glas in die Hand. Er geht vor mir in die Hocke und legt seine Hände auf meine Knie. Die feste, aber zugleich sanfte Berührung beruhigt mich ein wenig.
Mit zittriger Hand führe ich es zum Mund und trinke in kleinen Schlucken. Ich setze das halbleere Glas ab und umklammere es mit beiden Händen, weil ich Angst habe, dass es ansonsten zu Boden fällt.Marco fragt mich nicht nach einer Erklärung, sondern wartet stumm, bis ich bereit bin.
„Sie haben Pepper", sage ich schließlich und starre über seinen Wuschelkopf an die Zimmerwand. „Sie wurde entführt. Steve ist auf dem Weg hierher." Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf und ich springe auf. „Ich bringe dich in Gefahr! Dich und deine Familie!" Grauenvolle Bilder schießen auf mich ein und eine Welle der Panik überrollt mich.„Cat! Beruhig dich!" Marco ist ebenfalls aufgestanden und legt seine Hände auf meine Schultern, während er mir fest in die Augen sieht. „Steve kommt hierher, hast du gesagt. Er ist in wenigen Minuten hier." „Ich habe Angst", gestehe ich und lasse mich von ihm zurück auf das Bett drücken. „Und das ist komplett verständlich. Nur mehr ein paar Minuten, Cat."
Tatsächlich klingelte schon nach weniger als sechzig Sekunden mein Handy erneut. „Ich bin jetzt da. Du sagtest, du bist bei einem Freund. Schick ihn zur Tür, er soll mir aufmachen. Du bleibst mit deinem Rollstuhl genau dort, wo du gerade stehst." „Ähm ... Steve, ich muss dir etwas sagen-" „Ich bin gleich bei dir", unterbricht er mich. „Du musst mich jetzt reinlassen." „Ich geh schon", sagt Marco, der still zugehört hat und macht sich auf den Weg zur Haustür.
Ich bin nur für wenige Sekunden allein, doch ich muss tief durchatmen, um die Panik zu bekämpfen. „Cat!" Steve eilt in das Zimmer, komplett in Uniform, doch nach wenigen Schritten bleibt er abrupt stehen. „Was zum-" Er starrt den leeren Rollstuhl an, dann mein Bein und zuletzt die feinen weißen Flocken auf dem Fußboden. „Was geht hier vor sich?" Ich stehe auf, eine Bewegung, bei der sich der Captain anspannt. „Alles ist gut, Steve. Ich weiß jetzt darüber Bescheid, was meine Mutation wirklich bedeutet." „Woher?", knurrt er und ich schrecke aufgrund seines feindseligen Tones zurück. „Ich – ich hab es selbst herausgefunden, es ist plötzlich passiert. Es tut mir leid, ich hätte mit jemandem reden müssen, aber ich hatte solche Angst und-" Ich finde mich in einer festen Umarmung wieder. „Tut mir leid, Caitlin. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe überreagiert." Er lässt mich los und blickt zu Marco. „Hol deine Eltern aus dem Geschäft herüber und schick die Kunden fort. Sag ihnen, es gibt eine familiäre Notsituation." Marco nickt, noch etwas geschockt über seine Begegnung mit dem leibhaftigen Captain America, und setzt sich in Bewegung.
„Was ist genau passiert, Steve?", traue ich mich endlich zu fragen. „Welche Nachricht wurde hinterlassen?" Steve seufzt. „Eine Assistentin aus dem Labor war ein Maulwurf. Sie hat eine deiner Blutproben entwendet und an die Organisation weitergeleitet, die für das Gas verantwortlich ist, das deine Lunge umgepolt hat. Shield beobachtet diese Leute schon länger. Heute sind sie in ein Firmengebäude eingedrungen, in dem Pepper einen Deal absegnen wollte. Sie war alleine im Büro, als sie sie geschnappt haben. Sie haben das hier hinterlassen." Er reicht mir die Kopie eines Zettels:
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Superhero's Child
Teen FictionDas Leben einer Achtzehnjährigen ist schwer, wenn die Mutter drogensüchtig ist und man den eigenen Vater nur aus den Medien kennt. Irgendwann reißt Caitlin der Geduldsfaden und sie beschließt kurzer Hand, zu ihrem Vater zu ziehen. Doch das ist nicht...