S E C H Z E H N

2.2K 112 20
                                    

Der Ansturm an Fragen ist riesig. Einige Reporter wollen nicht nur mich aushorchen, sondern wollen auch Neuigkeiten von den Avengers hören. Steve beantwortet alle Fragen mit einem schier unendlichen Maß an Geduld.
Mir gegenüber verhalten sich zwar die meisten Presseleute höflich und freundlich, doch ein negativer Zwischenfall trübt den Tag: Nachdem ich eine Frage zu meinem Gesundheitszustand beantwortet und die anfängliche Nervosität schon fast besiegt habe, wählt Tony einen dunkelhaarigen Journalisten mit Brille aus. Schon als ich seine Stimme höre, weiß ich, dass er kein besonders freundlicher Mensch sein kann. Mit einem unangenehm arroganten Tonfall beginnt er zu sprechen, nachdem er sich die Hornbrille zurechtgerückt hat. „Miss Riggs, warum wollen Sie uns verklickern, dass Sie zu ihrem Vater gezogen sind, um ihn besser kennenzulernen? Sie hatten neunzehn Jahre Zeit dazu, warum gerade jetzt? Ist Ihnen aufgefallen, dass bei Ihrer Mutter nicht so viel zu holen ist? Wollten Sie sich ein etwas größeres Erbe sichern?" Entsetzt starre ich den Mann an, während mir die Kinnlade runterklappt. Zufrieden scheint er meine Emotion zu registrieren. „Jetzt tun Sie nicht so schockiert! Sie haben Ihre eigene Mutter verlassen, wie es, wie man so schön sagt, die Ratten mit einem sinkenden Schiff tun!" Tony steht so abrupt auf, dass sein Stuhl wackelt und nach hinten kippt. Steve kann ihn gerade noch auffangen und stellt ihn hinter Tony auf seine vier Beine. „Verlassen Sie den Saal!", fordert mein Vater. Einen so ernsten Tonfall habe ich noch nie von ihm gehört. Der Reporter hebt die Hände. „Tut mir leid, Sir, aber es liegt im Interesse aller Leser, dass wir die Wahrheit herausfin-" „Und es liegt in meinem Interesse, dass Sie jetzt den Raum verlassen", unterbricht Tony. „Sie können sagen, fragen und schreiben was Sie wollen, aber ich sehe nicht ein, dass die Pressefreiheit Ihnen das Recht gibt, meine Tochter zu beleidigen und ihr so etwas zu unterstellen." Er bleibt stehen, bis der Mann schließlich wütend sein Zeug packt und den Saal schnaubend verlässt. Pepper greift unter dem Tisch nach meiner Hand und drückt sie kurz. „Mach einfach weiter wie bisher", murmelt sie außer Reichweite der Mikrofone. „Lass dich nicht verunsichern."

Nach einer knappen Dreiviertelstunde wird die Pressekonferenz endgültig beendet. Dass einige Journalisten mir noch alles Gute wünschen, hebt meine Stimmung ein wenig, und auch, dass Pepper, Tony und Steve mir versichern, dass ich meine Sache gut gemacht habe, doch die Fragen des unhöflichen Journalisten gehen mir auch jetzt noch nicht aus dem Kopf, als ich geschlaucht auf meinem Bett liege. Es ist zwei Uhr morgens, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Mich juckt es die ganze Zeit in den Fingern, Justin McNeill, wie der Mann laut Pepper heißt, zu googeln. Es kann natürlich gar nicht sein, dass er schon etwas über mich geschrieben hat, aber trotzdem will ich unbedingt nachsehen. Das willst du gar nicht wissen, flüstert eine leise Stimme in meinem Kopf. Es kann dir doch egal sein, was ein durchgeknallter Journalist von dir denkt, wenn du weißt, dass die Menschen, auf die es ankommt, hinter dir stehen.

Just in diesem Moment blinkt mein Handy auf, dass ich sicherheitshalber einige Meter von mir entfernt auf meinem Nachtkästchen deponiert habe. Mühsam robbe ich zum anderen Ende des Bettes und fische nach dem dünnen Telefon.
Da ich es auf lautlos gestellt habe, erkenne ich nur am Bildschirm, dass ich von einer unbekannten Nummer angerufen werde. Wer ist das? Könnte es sein, dass jemand von der Presse meine Handynummer herausgefunden hat? Zögerlich drücke ich den Anruf weg. Zehn Sekunden später bekomme ich eine SMS.

Alles gut, Cat. Du kannst abheben, bin nur ich, Marco.

Erleichtert hebe ich diesmal ab, als die Nummerwieder auf dem Anrufbildschirm erscheint. „Hey Cat", ertönt die Stimme meinesLieblingsitalieners aus den Lautsprechern. „Hi", murmele ich. „Ich nehme an,Ally hat mit euch geredet?" „Ja, sie hat uns auch deine Nummer gegeben. Cat, estut uns wahnsinnig leid, dass wir nicht für dich da sein konnten." „Wie hättetihr für mich da sein können?", werfe ich ein. „Ihr hattet keinen blassen Schimmer,wo ich sein könnte oder wie ich zu erreichen wäre. Ich hätte mich beiirgendjemandem melden müssen, bei dir in der Bäckerei vorbeischauen sollen,aber ich das habe ich nicht. Es tut mir leid, auch, dass ich euch nicht dieWahrheit sagen konnte." „Das verstehen wir alle", antwortet Marco rasch. „Gradeeben waren Jake, Ryan und die Mädels da und wir haben uns die Ausschnitte vonder Pressekonferenz angeguckt, die sie auf manchen Sendern gezeigt haben. Duhast das echt klasse gemacht." „Du glaubst ja gar nicht, was man da allesbeachten muss, was man sagen darf und was nicht." Mit einem Stöhnen lasse ichmich rückwärts auf die Matratze fallen und starre an die Decke. „Die Leuteglauben irgendwie, wenn jemand berühmt ist, haben sie das Recht alles über ihnzu erfahren, und wenn man etwas zurückhält, einfach weil es privat ist oder dieÖffentlichkeit nichts angeht, heißt es, man hat irgendwelche Leichen im Keller."„Das hört sich zu verbittert für dich an, Cat. Wie wärs mit einem bisschenOptimismus? Wann bist du den Gips los?" „Zwei bis drei Wochen." Ich verziehedas Gesicht. „Ich freue mich auf eine Zeit, in der mir keine künstliche Intelligenzmehr beim Pinkeln helfen muss." Ich höre Gelächter auf der anderen Seite derLeitung. „Bist du morgen im Laden?", wechselt er das Thema. „Meinst du heute?",verbessere ich ihn gähnend und werfe einen Blick auf meine Wanduhr, die schonhalb drei morgens zeigt. „Und nein, ich komme erst morgen, am Montag, wieder.Aber vielleicht schau ich einfach so bei dir vorbei." „Das wär klasse. Wirhaben uns schon lange nicht mehr gesehen, Cat." Er räuspert sich. „Also,vielleicht bis morgen. Schlaf gut, Cat!" „Du auch", murmele ich und lege auf.

Hat schon jemand Endgame  gesehen? Ich war gestern im Kino und ehrlich gesagt fand ich ihn jetzt nicht so wahnsinnig gut... Aber da gehöre ich wohl zu einer Minderheit, denn die meisten Leute halten ihn für gelungen :)

Superhero's ChildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt