Ich starre auf die Decke und frage mich, was ich eigentlich hier tue. Schon klar, ich flüchte vor meiner drogenabhängigen, aufmerksamkeitsgeilen Mutter, aber zu wem? Meinem Dad? Eines ist klar, Tony Stark ist nicht mein Dad. Rein biologisch zwar schon, aber meiner Meinung nach hat er als Vater komplett versagt. Klar, als Leiter einer so lukrativen Firma und später auch als Iron Man hat man nicht viel Zeit für Familie. Er ist ein Held, das sollte seine Abwesenheit entschuldigen, oder die Tatsache, dass er mir zu allen Festlichkeiten einfach schnell eine lieblos vorgedruckte Postkarte mit der Aufschrift ‚Liebe/r ..............., ich/wir wünsche/n Euch/Dir eine schöne besinnliche Zeit im Kreis Deiner/Eurer Liebsten. Mit besten Wünschen, ...............' geschickt hat. Einmal hat er sogar vergessen, sie auszufüllen. Tony Stark ist ein Held für die Kinder anderer Leute, aber keiner für sein eigenes.
Ich seufze. Dann ist da noch Pepper. In den Medien hört man, dass sie ruhiger und nicht so extrovertiert wie mein Vater ist. Wohl auch der Grund, warum sie jetzt Stark Exports leitet. Außerdem rechne ich ihr hoch an, dass sie nicht sofort die Polizei gerufen hat, als sie mich bemerkt hat. Jeder andere hätte das vermutlich gemacht. Sie scheint auf jeden Fall stabiler zu sein als meine Mom.
Aber wie jetzt weiter? Ich habe auf jeden Fall nicht geplant, dass meine Anwesenheit zu einem Streitgrund für Tony und Pepper wird. Aber ich habe eben nicht erwartet, dass er ihr nicht ein Wort von mir erzählt hat. Aus den oben genannten Gründen bin ich nicht wirklich gekränkt, aber etwas schockiert schon. Ich meine, ich bin seine Tochter. So unwichtig ist das jetzt auch wieder nicht, oder?
Unruhig wälze ich mich in dem Gästebett herum, aber der Schlaf bleibt aus. Entnervt stöhne ich auf, raufe mich aber zusammen und stehe auf, um mir ein Glas Wasser zu besorgen. Leider bin ich nicht die Einzige mit Schlafstörungen, denn am Küchentresen lehnt Pepper und nippt gedankenverloren an einer dampfenden Tasse Kaffee, als ich eintrete. Erschrocken sieht sie auf, als sie mich wahrnimmt. „Ähm ... Sorry, ich wollte dich nicht stören", sage ich unsicher. Pepper lächelt müde. „Kein Problem." Ein etwas unangenehmes Schweigen entsteht, während ich auf das Waschbecken zusteuere und zielsicher in den Schrank darüber nach einem Glas greife. „Woher wusstest du, wo die Gläser stehen?", fragt Pepper erstaunt, aber ein wenig argwöhnisch. Ich zucke mit den Schultern. „Ich schätze Tony als einen dieser Menschen ein, die genial genug sind, um die Welt zu verändern, aber zu faul sind, um ein paar Schritte zum Wasserhahn zu gehen. Ergo: Gläser über dem Wasser." Pepper lacht überrascht auf. „Du hast seinen Charakter innerhalb von zehn Sekunden hundertprozentig beschreiben." Ich ziehe einen Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln hoch. „Immerhin sind wir verwandt." Sie nickt gedankenverloren. Bevor ich es mir anders überlege, fasse ich mir ein Herz und sage schnell: „Pepper, ich wollte auf gar keinen Fall irgendetwas zwischen Tony und dir kaputtmachen. Ich werde auch nicht für immer bei euch hocken bleiben, und wenn ihr mich hier nicht wollt, dann suche ich mir woanders was. Es ist nur so, dass ich ... ich kann nicht mehr bei meiner Mom bleiben. Es geht einfach nicht mehr."Pepper:
Ich nicke nachdenklich. „Ihr habt nicht das beste Verhältnis, nicht wahr?" Caitlin spielt nervös an einem schwarzen Haargummi an ihrem Handgelenk herum. „Sie ist meine Mom, natürlich liebe ich sie. Aber ich konnte nicht gehen, sie hat ja niemanden außer mir. Tony hat dich, du sorgst dafür, dass er sich nicht wie der größte Idiot auf Gottes Erde aufführt. Aber Mom hat keine Pepper." Sie grinst unsicher und ich bin zutiefst gerührt. „Das ... Vielen Dank, Caitlin." Sie verlagert ihr Gewicht auf das rechte Bein. „Kein Ding." Ich stelle meine leere Tasse in die Spüle. „Also, ich gehe wieder ins Bett. Morgen werden wir alles ausführlich besprechen." Sie nickt. „Gute Nacht, Pepper."
Ich verlasse die Küche und unternehme einen erneuten Versuch, ins Bett zu gehen. Als ich mich neben Tony in die weichen Laken kuschele, fällt mir der Artikel wieder ein. Wie viel ist dran an Bethanys Kommentar über ihren angeblichen „Problemteenie?" Werden wir noch eine böse Überraschung erleben? Ich schließe die Augen. Morgen, erinnere ich mich und rücke etwas näher an Tony heran.
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Superhero's Child
Teen FictionDas Leben einer Achtzehnjährigen ist schwer, wenn die Mutter drogensüchtig ist und man den eigenen Vater nur aus den Medien kennt. Irgendwann reißt Caitlin der Geduldsfaden und sie beschließt kurzer Hand, zu ihrem Vater zu ziehen. Doch das ist nicht...