Kapitel 6

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Ausweichen, linker Haken, Tritt in die Kniekehlen, warten bis der Mann am Boden lag und gegen die Schläfe treten. Dabei so gut es geht die anderen zwei davon abhalten, mich zu Boden zu schlagen.

Unsere Taktik, nachdem wir in ihr Camp eingedrungen waren? Gar keine. So viele wie möglich bewusstlos schlagen und fesseln, damit uns so wenige möglich entkommen konnten. Die Frauen waren mit den Kindern sofort in den Wald geflohen, als wir auf die Lichtung gerannt kamen, um die würden wir uns später kümmern. Um uns stand es gut, wir würden die Mission auf jeden Fall erfolgreich beenden können, keiner meiner Leute hatte eine ernsthafte Verletzung, nur ein paar Kratzer von Messern oder anderen Wurfgeschossen.

Und ich hatte mich nicht verschätzt, etwa dreiundzwanzig Männer der Wasters waren geblieben, um gegen uns zu kämpfen und bereits vier waren alleine durch mich nicht mehr kampfbereit, nun kümmerte ich mich um die anderen zwei, ihre Technik war gut, aber leider sehr vorausschauend, sodass ich bald den älteren von beiden ausgeschaltet hatte. Der Jüngere starrte mich an und hätte mir mit voller Wucht einen Kinnhaken verpasst, wenn ich nicht schon vorher das Zucken in seinem Arm gesehen hatte. Ich nutzte seine Aktion aus und rammte ihn mit meiner Schulter auf den Boden, sodass ich nun über ihm hockte und gerade zuschlagen wollte, als mich ein lautes Grölen davon abhielt. Weitere Wasters stürmten auf die Lichtung, es waren um die dreißig Stück. ,,Nein!" murmelte ich erschrocken. Das konnte nicht sein. Das durftenicht sein! Der Junge schaute mich mit einem dreckigen Grinsen an, bevor ihn mein Ellenbogen ausknockte.

Ich rollte mich über den Boden und griff dabei nach meinem Messer, mit dem ich einem großen, dunklehaarigen Mann den Oberschenkel zerstach, bevor er sich auf Eric stürtzen konnte. ,,Gib mir Rückendeckung!" rief ich ihm zu und so kämpfen wir Seite an Seite, doch es war aussichtslos. Zu viele von meiner Formation waren bereits verletzt und nur noch halb einsatzfähig. Zu wenig, für die Anzahl der Wasters.

Nein. Nein. Nein. ,,Ruckzug! Schnell!" brüllte ich aus Leibeskräften, während ich einem Typen einen Kräftigen Tritt verpasste, der ihn auf die Knie fallen ließ und mir die Möglickeit gab ihm mein  Knie in die Rippen zu rammen. ,,Los! Rückzug! In den Wald!" Einige meiner Leute rannten bereits, sie waren auf jeden Fall schnell genug und auch ich machte mich auf, nachdem Eric losgelaufen war. Ein weiterer Waster kam auf mich zugerannt und ich schleuderte mein letztes Messer, das ihm in den Rippen stecken blieb. Mein Weg war länger, da ich die ganze Zeit im Zentrum der Lichtung gekämpft hatte. Ich rannte in den Wald hinein und bemerkte sofort, das jemand hinter der dicken Fichte stand. Ich blieb stehen und brachte meinen Puls runter, bevor ich in geduckter Kampfstellung um den Baum wirbelte. Ich wusste, dass jemand hinter mir stand noch bevor ich die Schulter im Rücken spürte, die mich auf den Boden zog.

So schnell ich konnte drehte ich mich auf den Rücken und schützte mit den Armen die Wichtigsten Organe und mit den Händen mein Gesicht, denn wenn man unten lag, konnte man sich nur verteidigen und darauf warten, dass der Gegner einmal unachtsam war um die Oberhand zu gewinnen.

Der Junge, der sich mit den Knien auf meinen Bauch stützte war vielleicht zwei Jahre älter als ich und ganz in schwarz gekleidet und die Mütze hatte er bis tief in die Stirn gezogen, Waffen konnte ich keine erkennen.

Genau das war es, was ich brauchte. Das kurze Innehalten, weil er erkannte, das er gegen ein Mädchen kämpfte. Ich zog mein Knie hoch, das genau in die Mitte seiner Wirbel krachte, dann folgten die Handflächen, die mit einem lauten Knallen auf seine Schläfen klatschten. Seine Anspannung sackte kurz ein und das war der Moment, in dem ich meinen Oberkörper aufrichtete und ihn zu Boden schmiss. Doch bevor ich mich auf ihn knien konnte, schlug er mit seiner Handkante gegen meinen Kiefer. Nicht so doll, dass er gebrochen war, es tat nicht mal sonderlich weh. Nur so fest, das ich kurz die Kontrolle verlor und er gänzlich auftstehen konnte und mir mit dem Fuß in die Magengrube treten wollte. Alle meine Reflexe liefen auf Hochtouren und so hielt ich den Fuß fest und nutzte den Schwung aus, um den Knöchel einmal zu drehen. Er erkannte jedoch, was ich vorhatte und schmiss sich auf den Boden, wobei er im Fall meine Rippen mit dem Knie erwischte.

Noch nie konnte jemand so lange gegen mich kämpfen und seine Technik war bemerkenswert. Vorausschauend, schnell, clever. Ich erkannte, dass dieser Kampf im Nichts enden würde, wir waren einfach beide gleich gut. Egal, was ich anstellte, er erkannte meine Technik schon vorher und nutzte meine Tritte und Schläge zu seinen Gunsten. Andersrum genauso.

Los Valerie, streng dich an. Sei besser als er. Du musst hier weg  sagte ich mir in Gedanken. Das war einfach feige von der Elite unserer Stadt. Sich aus dem Staub machen, nur weil die Gegner in der Überzahl waren. 

Ich war nicht stolz auf meinen Befehl, dass wir uns zurückzogen, aber was hätten wir machen sollen? Sie hätten uns alle überwältigt und dann wäre die Mission komplett ins Wasser gefallen. Das Einzige was man machen konnte- Und wie feige es war.

Ich blutete aus der Nase und auf den Knöcheln meiner Finger waren bereits blaue Schwielen, ebenso waren meine Knie unter den gerissenen Stoff meiner Hose aufgeschrammt, genauso wie meine Ellenbogen. Dem Jungen fehlte ein Backenzahn und auch seine Nase blutete. Wie gesagt, der Kampf würde wenn dann damit enden, dass wir beide vor Anstrengung bewusstlos wurden.

Das dachte ich zumindest, bis ein weiterer Waster auf uns zustürmte und dem Jungen zur Hilfe kam. Eigentlich konnte ich mich gegen zwei behaupten, doch der Junge war zu gut, er warf mich zu Boden und ehe ich mich wären konnte, drückte der Zweite meine Handgelenke überhalb meines Kopfes zu Boden, sodass ich volkommen ausgeliefert war.

Ich schloss die Augen und spannte mich an. Versuchte mich mit einem Ruck zu lösen, doch es klappte nicht. Meine Rippen schmerzten und mein Blut pulsierte, als der Junge auf den Punkt zwischen Brustkorb und Magengrube drückte, dem Solarplexus.

Weingstens bin ich im Kampf gestorben. war mein letzter Gedanke, bevor ich das Bewusstsein verlor.

Der Anfang des EndesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt