•••Drei Tage später•••
Ich beschloss einfach loszugehen. Nicht zurück zur Stadt, sondern einfach so weit wie ich heute kommen würde, und dann würde ich mich auf den Rückweg machen zum Camp. Ein bisschen die Gegend erkunden, entweder Tyler fängt mich ab oder nicht, ich werde trotzdem gehen.
Mina hatte sich hier voll und ganz eingelebt, und half bei allem mit, was ihr zwischen die Finger geriet.
Mara hatte ich gestern gesagt, dass ich heute freimachen würde, sie hatte mich nur ausgelacht und gesagt, dass das Leben hier einen nicht frei machen ließ. Sonst hatte sie nichts gemacht, was mich ein bisschen gewundert hatte. Ich überprüfte ein letztes Mal meine Messer, dann schnürte ich meine Stiefel zu und zog mein Top zurecht.
Dann spazierte ich aus dem Zelt geradewegs in den Waldrand hinein, wobei ich mir den Beuteln mit zwei Litern Wasser schulterte.
Nach einer Weile verklangen die typischen Geräusche des Camps und ich hörte nur noch Vögel, knackende Äste und ab und zu das Rascheln vom Blättern, wenn die kleine, schwache Brise, die kaum Abkühlung verschaffte, hindurchfuhr.
Ich fühlte mich einfach nur frei und ich genoss die Stille.
••• Vier Stunden später•••
Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Einfach mal so. Wann hatte ich das letzte Mal eine Pause gemacht in meiner Laufbahn? Noch nie.
Ich richtete mich auf, als ich Stimmen hörte, denen ich bedacht folgte.
Die Stimmen gehörten zwei kleinen Kindern, die vergnügt quietschend am Rande einer Lichtung spielten.
Ich hockte mich hinter einen großen Strauch und pirschte noch näher heran, jetzt erkannte ich erst Zelte, die auf der anderen Seite standen.
Hier wohnten wohl höchstens an die siebzig Wasters, was mich eher stutzig machte, war, dass sie so nah an unseren Camp waren.
Normalerweise gingen sich die Clans so gut es geht aus dem Weg, denn sie waren meistens nie besonders gut aufeinander zu sprechen, es sei denn, sie hatten einen Pakt geschlossen, so wie der Clan in dem ich untergekommen war.
Vorsichtig und leise schlich zurück zu dem Baumstumpf und nahm den Beutel, dann machte ich mich wieder auf den Rückweg.
,,... Nur vier Stunden von hier. Und sie haben genug Waffen!" Erneut hielt ich inne und presste mich an eine dicke Buche. ,,Es sind zu viele, das schaffen wir nicht." Okay, die beiden Männer sprachen eindeutig über Tylers Leute.
,,Er hat recht. Ihr werdet es nicht schaffen." Rief ich und gab meine Deckung auf. Was hatte ich vor den Beiden schon zu befürchten?
,,Und du bist?" fragte der Kleinere. Sie waren zwar trainiert, aber sie hatten keine Chance gegen mich, dass hatte ich mir schon ausgerechnet.
,,Liv. Von dem Camp, das ihr überfallen wollt."
,,Und was macht dich da so sicher?" Wollte er weiter wissen, während der Andere seinen Blick über meine Körper wandern ließ.
,,Weil wir mehr als doppelt so viele sind." entgegnete ich selbstgefällig und zwinkerte.
,,Gut, dass du uns warnst. Dann lassen wir es lieber. Komm." Er nickte seinem Kumpanen zu und sie kamen zu mir rüber.
,,Und was habt ihr jetzt vor?" fragte ich und rührte mich immer noch nicht von der Stelle.
,,Na, das was man mit Spionen halt macht." Grinste der Größere dreckig und packte mich am Oberarm.
Das war mein Startzeichen, sie zusammenzuschlagen. Sie hatten sogar was drauf, was die ganze Sache noch lustiger machte.
Es machte mir so Spaß, gegen sie zu kämpfen, und ihre Visagen am Boden zu sehen, dass ich am Liebsten lauthals gelacht hätte dabei.
,,Lasst es euch eine Lehre sein, denkt noch nicht mal dran, wieder unser Camp zu überfallen." hauchte ich zuckersüß über die gebeugt, als sie jammernd am Boden lagen. ,,Und was dich angeht, Großer: Wenn du noch mal daran denkst, sowas mit einem Mädchen zu machen, dann kastriere ich dich!" Er nickte mir ängstlich zu und ich lief davon.
Dieser kleine Ausflug hat doch mal Spaß gemacht. Ich grinste vor mich hin, während ich in ein leichtes Lauf Tempo verfiel.
,,Na, wie war's?" rief Tyler mir an einen Baum gelehnt zu, als ich pünktlich mit der Dämmerung am Waldrand vor der Lichtung eintraf .
,,Ich habe euch vor einem Überfall bewahrt." Gab ich locker zurück, als wäre es nichts Besonders.
,,So?" Entgegnete er langgezogen und hob die Augenbrauen.
,,Etwa vier Stunden von hier. Habe zwei Typen ungelegt." Ich verschränkte die Arme.
,,Sieht man." Er kam näher und hob mein Kinn an. ,,Du hast hier nen blauen Felck und da," er deutete auf mein Schulterblatt, ,,Einen Bluterguss." Shit, er hatte recht. Wieso habe ich das denn nicht bemerkt? ,,Fühlst du denn gar keinen Schmerz? Weil den Bluterguss hätte selbst ich gemerkt." er grinste leicht und doch... Besorgt? War er wirklich besorgt? Um mich? ,,Es hat also begonnen." Murmelte er plötzlich so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte.
,,Was hat begonnen?"
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Der Anfang des Endes
RomanceValerie ist Soldatin und als einziges Mädchen bei der Bundeswehr, so beschützt sie die Einwohner ihrer Stadt, die trotz der hohen Mauer immer wieder Angriffe der Außenlebenden erfahren müssen. Ihre Familie ist bei einem Angriff brutal ermordet worde...