,,Bennet, die Prüfungen sind nächste Woche. Bessere Ergebnisse als Sie, kann man nicht haben." meinte der Coach, nachdem ich beim Schießen genau dreimal in den Kopf, zweimal ins Herz und genau in den linken und rechten Arm des Dummys getroffen hatte. ,,Die zum Titel des Unteroffiziers?" hakte ich noch einmal nach. ,,So ist es. Der Commander meinte, dass ihre Noten und Leistungen in keinem Fach verbesserungswürdig sind und hegt keinen Zweifel daran, dass sie es nicht schaffen." erklärte er, während er die Patronen von der Schießbahn sammelte. ,,Danke, Sir." ich nickte ihm noch einmal zu, dann betrat ich wieder die Halle, kurz danach wurden schon die Nächsten aufgerufen.
,,Was wollte er denn?" fragte Tyler, nachdem er zu mir rüber gelaufen war. ,,Nächste Woche sind die Prüfungen zum Titel des Unteroffiziers." ,,Und du nimmst daran teil." stellte er fest. ,,Ja." ,,Du weißt, was das für uns bedeutet?" Ich gab ihm keine Antwort, also nahm er es selbst in die Hand. ,,Val, dann hast du den Zutritt. Wir müssen nirgendswo einbrechen oder so, du hast den Zugang zu den Dokumenten von ganz alleine." flüsterte er, als wir etwas abseits von den anderen standen.
,,Tyler, die Regierung plant nichts. Das mit den Schmerzen, könnte doch ein Gendeffekt oder Ähnliches sein..." ,,Das glaubst du doch wohl selbst nicht." zischte er fassungslos. ,,Glaubst du, einen Besuch beim Doktor würde alles wieder gut machen? Würdest du das auch noch sagen, wenn hier der Krieg herrscht?" ,,Ist ja gut. Beruhige dich, okay? Wenn wir wirklich Zutritt haben, dann kannst du mir zeigen, was du willst." wies ich ihn ab. ,,Bitte, Valerie. Vertraue mir." lächelte er leicht.
,,Ich versuche es, kann aber für nichts garantieren. Wenn nichts hinter der ganzen Sache stecken sollte, dann weißt du ja, was dir blüht." brummte ich und machte mich auf den Weg zu den Umkleidekabinen. Im Hintergrund hörte ich noch, wie Tyler seuftzte, ehe ich meine Sachen aufsammelte und in die Einzeldusche stieg. Das erstmals warme Wasser half mir wenigstens ein bisschen beim Nachdenken. Ich würde mich auf die Prüfung vorbereiten. Das stand fest. Nur was sollte ich mit Tyler anfangen? Wenn es stimmen sollte, dann würde ich alles daran setzten, einen Krieg zu verhindern. Aber was ist, wenn er mich nur ausnutzen wollte? Was ist, wenn er unsere Regierung nur ausspionieren wollte, wenn er nur Schwachstellen in dem System finden wollte und dann wieder in die Wildnis flüchtete?
Dann hätte ich alles, wirklich alles verloren. Wenn er mit genug Wissen flüchtete, dann würde ich von der Schule fliegen und der Commander würde dafür sorgen, dass ich nirgendwo einen Job finden würde. Nein, wahrscheinlich würde ich eigenhändig über den Zaun klettern müssen. Nein, ich würde hingerichtet werden, schließlich wäre es ein Staatsverbrechen, was ich begangen hätte.
Ich rutschte fast auf den Fliesen aus, als das Wasser auf einmal kalt wurde. Schnell stellte ich die Dusche ab und trocknete mich ab, ehe ich in die einheitliche Uniform anzog, die alle zum Schlafen tragen mussten. Ich hatte ungefähr so viel Sexappeal wie eine Kartoffel im Schlafanzug. Aber das war mir egal. Ich war schließlich hier, um Karriere zu machen, um die Einwohner hier zu beschützen und nicht, um abends in fremde Autos einzusteigen.
***Nächster Tag, Abends***
,,So eine Scheiße." fluchte Tyler, der schon das vierte Buch durchwältzte, auf der Suche nach ein paar Dingen zu Friedensvertrag. Wir saßen mit ein paar anderen Schülern in der Bibliothek und eigentlich wäre ich jetzt schon Schlafen gegangen, aber ich durfte Tyler noch nicht ganz aus den Augen lassen, wie mir heute morgen der Commander höchstpersönlich mitgeteilt hatte. Offenbar vertraute er Tyler doch nicht ganz. Ich nutzte die Zeit, um mich auf die Prüfung vorzubereiten, es war noch genau eine Woche bis dahin.
Tja, und in dieser Woche wurde mein üblicher Tagesablauf ziemlich auf den Kopf gestellt. Tyler war, wie sich herausstellte, ein totaler Kumpeltyp und scharte in der Woche einen ganzen Haufen um sich. Woran aber die "Auseinandersetzung", die schließlich mit einem gebrochenen Knöchel endete, nicht ganz unschuldig war. Es war dienstags, nach dem regulären Unterricht. Ich hatte Tyler eine Minute lang aus den Augen gelassen, um ein paar Bücher aus dem Klassenraum zu holen und als ich wiederkam, stand er Nase an Nase mit Liam.
,,Wenn ich nocheinmal mitkriege, wie du Gerüchte über sie verbreitest..." hörte ich Tyler zischen. ,,Dann was?" forderte Liam ihn heraus. ,,Dann breche ich dir den Hals." ,,Dann mach das, aber es ist nur die Wahrheit, wenn ich sage, dass sie meinen Schwanz ge..." Und schon landete Liam unter Tyler auf den Boden, worauf die Menge aufgröhlte. Liam versuchte, sich hochzukämpfen, doch Tyler war zu gut. Innerlich lachte ich mich halb tot, denn es war echt zu genial, wie die Beiden kämpften. Ist nur zu dumm, dass es etwas gibt worum sie kämpfen. Und das bist du.
,,Hört auf!" mischte ich mich ein und zog Tyler von Liam herunter. ,,Ach, da bist du ja. Wenn du willst, dann können wir das heute Abend gerne wiederholen." grinste Liam wieder dreckig und seine Freunde johlten, während ich ihn perplex anblickte. ,,Lass den einfach, ja? Der hat bei der Geburt zu wenig Luft bekommen, wie man merkt." wandte ich mich an Tyler, der Liam immernoch verbittert anstarrte. ,,Gut. Aber bevor wir gehen:" Tyler machte einen großen Schritt um mich herum und noch ehe ich sehen konnte, was er vorhatte, sank Liam mit schmerzerfülltem Gesicht zu Boden.
Zu allem überfluss zog Tyler noch die Nase hoch und spukte vor Liam auf den Boden. Ein kleines Grinsen stahl sich auf mein Gesicht, denn das erinnerte mich zu sehr an den Moment, in dem Liam ein Kuss von mir verlangt hatte.
,,Ich verstehe nicht, warum nicht schonmal jemand versucht hat, ihm den Hals umzudrehen." hatte Tyler gemeint und wir hatten uns auf den Weg in die Cantine gemacht. Liam hatte es sich verdient, das wusste ich, aber was konnte ich machen? Klar, ich war besser als er, aber hätte ich ihm jedes Körperglied gebrochen, wäre ich im hohen Bogen von der Schule geflogen, denn irgendjemand hätte mich sicherlich verpetzt. Jetzt war Liam aber erstmal ausgeschaltet und ich konnte mich voll und ganz auf die Prüfung vorbereiten. Theoretischer Teil freitags, praktischer Teil samstags.
Und dann war ich mit größter Wahrscheinlichkeit Offizierin. Und dann konnte die Aufdeckung der vermeintlichen Pläne der Regierung beginnen.
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Der Anfang des Endes
RomanceValerie ist Soldatin und als einziges Mädchen bei der Bundeswehr, so beschützt sie die Einwohner ihrer Stadt, die trotz der hohen Mauer immer wieder Angriffe der Außenlebenden erfahren müssen. Ihre Familie ist bei einem Angriff brutal ermordet worde...