Unverträglich

575 32 6
                                    


Zügig lief ich den Gang entlang, sah niemanden an, und stürme aus der Tür hinaus. Ich wollte einfach nicht begreifen, dass er mich weg geschickt hatte. Natürlich war er wütend auf sich selbst, stellte alles in Frage, alles was wir gemeinsam erreicht hatten. Aber dass er mich so rabiat fort schicken würde... damit hatte ich nicht gerechnet. Die Tränen hatte ich mir grob aus dem Gesicht gewischt. Ich saß jetzt auf der Terrasse der Klinik, hatte mich in einen der zerschlissenen Liegestühle gelegt und starrte nun hinauf auf die graue Wolkendecke. Ich musste nochmal mit dem Doktor sprechen, doch im Moment konnte ich den Elan nicht aufbringen, nochmal nach drinnen zu gehen.

Mik hatte mich einfach weg geschickt. Ich wusste, dass ich mir das nicht so zu Herzen nehmen sollte, dass er vermutlich überreagiert hatte, und morgen schon ganz anders darüber dachte. Doch ein gewisser Zweifel blieb. Was war, wenn nicht?

Ich spürte wie die Tränen zurück kamen und rieb mir energisch die Augen. Ich konnte doch jetzt nicht hier sitzen und heulen wie ein kleines Mädchen!

Ruckartig stand ich auf, und wandte mich zum Gehen. Rickert konnte ich später anrufen. Erstmal würde ich mich zuhause ein wenig ausruhen. Mik würde schon zur Vernunft kommen. Er musste einfach!

Ich war kaum zuhause angekommen, da klingelte auch schon mein Handy. Als ich sah, dass er Rickert war, beschlich mich ein komisches Gefühl. Der Doktor rief mich sonst nie an.

„Was ist passiert?", fragte ich ohne eine Begrüßung.

„Hier ist Rickert, von der Marrenklinik" meldete sich der Doktor sachlich. „Ich muss mit ihnen über Marik sprechen"

„Na dann schießen sie los", sagte ich ungeduldig. Der Ernst in seiner Stimme machte mir Angst.

„Er hatte wieder eine Panikattacke. Das Problem dabei ist fogendes: die Pfleger haben ihm ein Medikament verabreicht, welches in der Klinik noch nicht lange angewandt wird. Offenbar ist Marik aber auf eben dieses Medikament hochallergisch. Unsere medizinischen Fachkräfte haben einen Krankenwagen gerufen. Er ist ins städtische Krankenhaus eingeliefert worden."

Ich verstand kaum ein Wort von dem was der Doktor da sagte. Das ergab alles keinen Sinn!

„Was ist denn mit ihm passiert?", fragte ich als ich endlich verstanden hatte.

„Nach der Medikamentengabe hat Marik das Bewusstsein verloren und..." er unterbrach sich. „Fahren sie bitte ins Krankenhaus. Ich werde noch seine Eltern benachrichtigen, dann werde ich auch vor Ort sein und ihnen gegebenenfalls alles erklären."

„Doc, jetzt sagen sie mir was passiert ist!" rief ich jetzt ins Telefon. „Sie tun mir keinen Gefallen damit, mich hier unbehelligt zu lassen!"

„Na schön. Marik zeigte Schnappatmung, er war nicht mehr bei Bewusstsein. Dann hat seine Atmung ausgesetzt und sein Puls wurde schwächer. Unser Team hat ihn beatmet, doch beim Eintreffen des Krankenwagens hatte das keinerlei Wirkung gezeigt. Wir müssen einfach sehen..."

„Er stirbt?", fragte ich. Ein kalter Schauer war mir bei seinen Worten den Rücken hinunter gelaufen.

„Nein!", sagte der Doktor. „Der Krankenwagen war schnell da. Bei einer Allergischen Reaktion, kann meist schnell Abhilfe geschaffen werden. Marik hat gute Chancen, dass..."

Ohne ein weiteres Wort legte ich auf und schnappte mir meinen Autoschlüssel. Die Angst fühlte sich so kalt an, in meinem Inneren, doch ich zwang mich einfach loszufahren, den einen furchtbaren Gedanken nicht an mich heranzulassen. Lebte Mik überhaupt noch? Ich biss die Zähne zusammen und verscheuchte diese Gedanken aus meinem Kopf. Jetzt musste ich erst Mal zum Krankenhaus.

My beloved Madman - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt