Ich will...

Eine Chance, tausend Regeln...

(Pov. Mikey)

So schnell wir konnten hatten wir das Meet and Greet abgehandelt. Rye und Andy hatten wir entschuldigt. Wir sagten nichts genaues nur, dass wir auch nichts wussten und vermutlich alles gut war. Auch die Roadies machten sich leichte Sorgen, doch das war nichts gegen die massive Angst, die uns alle die Übelkeit in die Körper trieb. Sobald die Fans alle gegangen waren, rannten wir zu Blair's Auto und er fuhr auf direktem Weg zum Londoner Krankenhaus. In der Eingangshalle stürmten wir so schnell auf den Tresen zu, dass wir allesamt dagegen prallten. „Wo ist er?", rief Brook. Die Frau dort sah sichtlich verwirrt aus. „Ryan Beaumont. Wo ist er!? Und sein Mann!?". Meine Stimme war etwas zu laut, aber das war mir gerade egal. Die Frau hinter dem Tresen tippte so schnell auf einer Tastatur herum, dass sie sich mehrfach verschrieb. Anscheinend gab es keine Informationen über die beiden, denn sie griff schon nach ihrem Telefon, dann gab sie uns endlich Auskunft. „Herr Beaumont wird gerade operiert. Seine Begleitung müsste davor warten". Sie nannte uns den Flur und schon stürmten wir die Flure entlang. Ich rannte voran und plötzlich sah ich in einem Flur, an welchem wir gerade vorbei liefen, jemanden auf dem Boden liegen. Ruckartig stoppte ich, sodass Jack gegen mich knallte. Etwas zu unsanft schob ich beiseite, joggte um die Ecke und als ich Andy erkannte beschleunigten sich meine Schritte. „Andy!", schrie ich fast schon. Ich hörte nur das furchtbare, schwache Rasseln seiner Lunge. „Brook! Jack! Blair! Seinen Inhalator! Sofort!", kreischte ich. Alle wühlten sie in ihren Sachen, dann sah ich eine Krankenschwester am Ende des Ganges. „Wir brauchen hier sofort ein Asthmaspray!", rief ich und schon kam sie zu uns.

Die Schwester hatte tatsächlich ein Spray dabei, hielt es Andy an den Mund, drückte und schon hörte ich ein tiefes, Aufschnappen nach Luft. Hustend schlug er die Augen auf. Ich zog ihn hoch, sodass er saß. Er sah schrecklich aus. Seine Augen waren rot, seine Lider aufgequollen, seine Lippen blau, sein Gesicht kalkweiß und klebrig als ich darüber strich. Kaum saß er, schluchzte er auf, legte den Kopf auf die Knie und weinte. Vermutlich tat er dies schon lange. „Oh Gott Andy", hauchte ich nur und zog ihn so fest in meine Arme, wie ich nur konnte. Erst machte er Anstalten sich zu währen, dann wurde er von lauterem Schluchzen geschüttelt und suchte an mir nach Halt. „Ich bin an allem schuld", heulte er, „ich ich ich hätte ihn abhalten können zu singen. Ich ich hätte es verhindern können". „Nein hättest du nicht" „Doch!", widersprach er sofort. „Er hätte nicht auf dich gehört". Daraufhin sagte er gar nichts mehr. „Wir können Sie in ein freies Zimmer bringen, dann sind sie allein, ohne dass hier jemand anderes vorbeikommt", bot die Schwester an, ich wollte gerade nicken, da schrie Andy schon fast los. „Nein! Nein! Ich kann hier nicht weg!", er wand sich aus meinen Armen, umklammerte wieder seine Beine. „Ich habe ihm geschworen auf ihn zu warten". „Du kannst doch aber nicht stundenlang hier herumsitzen", warf Blair ein. Andy schüttelte heftig den Kopf. „Doch" „Und wir können es alle tun Blair", antwortete ich ihm gefasst. „Du kannst ja gerne gehen, aber wir bleiben hier und warten zusammen mit Andy", Jack setzte sich neben Andy und mich auf den Boden, legte einen Arm um seine Schultern. Auch Brooklyn gesellte sich zu uns. „Ich gehe nirgendwo hin Jungs", war Blairs einzige Antwort.

Sekunden vergingen.

Minuten vergingen.

Stunden vergingen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit.

Keiner von uns sagte ein Wort.

Als es Nacht wurde, stand Blair auf, holte uns Decken.

Ich wickelte eine um den seit Stunden in meinen Armen erstarrten Andy. Auch darauf reagierte er nicht, doch ich war ihm nicht böse. Immer wieder waren ihm Tränen aus den Augen gelaufen, jetzt mittlerweile in etwas größeren Abständen. Manchmal drückte ich ihn fest an mich, manchmal umklammerte er mich. Seine unendliche Angst, ebenso sein Schmerz war verständlich. Er liebte Rye.