Kapitel 18

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Als ich bei der Arbeit ankomme und an Priscilla, die gerade im Vorbeigehen durch ein Dokument blättert, vorbeirausche, scheint sie mich trotz vermeintlicher Konzentration auf ihre Arbeit wahrzunehmen. Denn als sie mich kommen hört, horcht sie kurz auf, blickt dann wieder auf ihr Dokument, scheint es sich aber dann doch anders zu überlegen und blickt dann doch wieder zu mir auf. Fast so, als hätte ihr winziges Gehirn eine Weile gebraucht, um etwas Bestimmtes zu realisieren. Das wäre ja immerhin nichts Neues, die Hellste war sie nämlich noch nie. Nachdem sie mich nun einige Sekunden lang wortlos angestarrt hat, hellt sich plötzlich ihr Gesicht auf, woraufhin sie mal wieder ihren typischen Männeraufreißer-Blick aufsetzt, der direkt an mich gerichtet ist. 

„Alan", sagt sie bewusst langsam und mustert mich dabei von Kopf bis Fuß, ehe sie provokativ auf ihrem Stift kauend fortfährt: „Täusche ich mich oder sehen Sie heute noch heißer aus als sonst?" 

Zugegeben, normalerweise widern mich Priscillas Anmachversuche an, aber im Moment genieße ich sie sehr, da sie mir zeigen, dass sich mein Aufwand heute Morgen doch tatsächlich gelohnt hat. Nur zu gerne würde ich deshalb ein triumphierendes Lächeln aufsetzen, doch da ich Priscilla nur zu gut kenne und genau weiß, dass sie das bloß aktivieren würde und sie mir dann den Rest des Tages am Hals hängen würde, überlege ich es mir anders und laufe scheinbar völlig unbeeindruckt an ihr vorbei. Im Vorbeigehen rufe ich ihr noch ein beiläufiges und völlig desinteressiertes „Dir auch einen guten Morgen, Priscilla" zu und höre sie ein leises „Arroganter Mistkerl" zischen, worüber ich zutiefst amüsiert grinsen muss. Ich liebe es, ihre erbärmlichen sexuellen Hoffnungen zunichte zu machen, da ich genau weiß, wie sehr das an ihrem Ego nagt. 

„Ach übrigens, in deinem Büro wartet ein noch viel heißerer Kerl als du es bist auf dich. Er schien im Gegensatz zu dir jedenfalls zu wissen, wie man mit Frauen umgeht", höre ich sie hinter mir sagen. 

Ich stöhne genervt auf, als ich die Tür zu meinem Büro öffne – wohlwissend, wer mich darin erwartet. 

„Sinclair! Ich wusste ja gar nicht, dass Sie so eine heiße Kollegin haben", sagt Juan breit grinsend, indem er seinen Kopf vom Stuhl aus in meine Richtung dreht. 

Dieser Kerl scheint doch auch echt nichts anbrennen zu lassen. Wie erbärmlich. 

„Seien Sie still und lassen Sie uns lieber über Ihr Manuskript reden", entgegne ich ihm verärgert, was seinem Grinsen allerdings keinen Abbruch tut. 

„Ach kommen Sie, amigo. Wir beide wissen doch genau, weswegen ich eigentlich hier bin." 

Das Wort ‚eigentlich' betont er mit einem frechen Augenzwinkern. Ich weiß genau, worauf er hinaus will, aber das kann er vergessen. Dieser Termin ist rein beruflich. Privates hat hier nichts zu suchen. 

„Ja, wegen Ihres Manuskripts. Es sei denn, Sie wollen den Vertrag mit dem POD-Verlag nicht unterzeichnen", antworte ich bewusst beiläufig. 

Damit scheint er tatsächlich nicht gerechnet zu haben, denn sofort weicht jegliche Farbe aus seinem Gesicht und auch sein vorheriges Grinsen verzieht sich zu einem schockierten Gesichtsausdruck. 

„Sie... Sie wollen mich unter Vertrag nehmen?", stammelt er ungläubig. 

Diese völlig neue, fast schon unsichere Seite an ihm macht ihn mir plötzlich irgendwie sympathischer. Er scheint wohl doch nicht immer so schlagfertig und selbstsicher zu sein, wie er immer vorgibt. Froh über diese Erkenntnis nicke ich dem mir plötzlich sympathischer gewordenen Neu-Autor lächelnd zu, woraufhin sich seine Augen mindestens um das Doppelte vergrößern. Plötzlich und ohne Vorwarnung springt er von seinem Stuhl auf und wirft sich mir völlig unvorbereitet in die Arme, woraufhin er ruft – oder mir wohl eher ins Ohr schreit: 

Searching for love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt