Kapitel 21

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Während ich beobachte, wie sich ein paar wenige Sonnenstrahlen mühsam ihren Weg durch die graue Wolkendecke bahnen, wird mir klar, dass dieses launische Aprilwetter Ella und mich bestens beschreibt. Mal scheint die Sonne, mal hängen dicke schwarze Wolken über uns und lassen Unheilvolles erahnen. Ich frage mich, ob es eigentlich immer so zwischen uns laufen wird. Also, ich meine während unserer Zusammenarbeit. Nicht immer wie in für immer. Oder was wäre eigentlich, wenn doch...? Ich erschrecke über diesen kurzen, dummen Gedanken und schüttele den Kopf hastig, um ihn ganz schnell wieder aus meinem Gedächtnis zu streichen. Gut, dass Ellas Laden gleich um die Ecke ist, sonst würden mir vermutlich noch weitere dumme Gedanken kommen. Das Klirren der Schlüssel in meiner Hand erinnert mich daran, dass ich nur wegen Ellas Schusseligkeit schon wieder in ihren seltsamen Laden tuckern muss und das am Wochenende, obwohl wir eigentlich vereinbart hatten, dass wir an den Wochenenden höchstens an der Covergestaltung arbeiten würden, wenn wir unter der Woche noch nicht weit genug gekommen sind. Aber vermutlich sollte ich mich vor allem nach unserem gestrigen Streit nicht beschweren und ich meine, was ist schon dabei? Ein kleiner Spaziergang hat noch niemandem geschadet und außerdem werde ich schneller wieder weg sein als ich hergekommen bin. Ein kurzes Hallo, Schlüssel abgeben und nichts wie weg. Denn um ehrlich zu sein, weiß ich immer noch nicht so recht, wie ich mein gestriges Verhalten wieder gutmachen soll oder wie ich überhaupt mit Ella umgehen soll. Ich weiß ja nicht einmal, wie sie auf mich reagieren wird. Ob sie überhaupt noch mit mir sprechen wird?

Als ich den Laden betrete, werde ich von einer widerlich hölzern riechenden Rauchwolke umhüllt, wodurch ich zu husten beginne und wild mit meinem Arm um mich schlage, um den Rauch zu verteilen und mir das Atmen zu erleichtern. Erst nachdem ich die eigenartigen asiatischen Klänge wahrnehme, die aus Ellas Bluetooth-Lautsprecher zu kommen scheinen, erkenne ich durch die dichte Rauchwolke hindurch nur vage eine seltsam verbogene Ella, die mich allerdings nicht zu bemerken scheint. Als meine Sicht wieder etwas klarer wird, erkenne ich Ella genauer und erst jetzt fällt mir ihr seltsamer Aufzug auf. Sie trägt eine Art kleinen orangenen Stoffturban auf dem Kopf und trägt dazu eine violette Aladin-Hose und ein türkisfarbenes Shirt, das farblich zu ihrer Yoga-Matte passt. Ich meine, dass Ella nicht die gewöhnlichste Person auf dieser Welt ist und man daher alle möglichen seltsamen Dinge von ihr erwarten kann, ist mir schon früh aufgefallen, aber dieses lächerliche Clownskostüm übertrifft meine Erwartungen um Einiges. Kurz frage ich mich ernsthaft, ob ich gerade einer dieser Idioten bin, die für „Verstehen Sie Spaß?" von versteckten Kameras gefilmt und damit vor einem nicht unerheblich großen Fernsehpublikum blamiert werden. Zwar kommt mir dieser Gedanke sogar für Ella zu absurd vor, doch sicherheitshalber werfe ich schnell einige kurze, verstohlene Blicke in die Ecken des Raumes und halte Ausschau nach möglichen versteckten Kameras. Man kann schließlich nie wissen und verdient hätte ich das wahrscheinlich auch. Doch glücklicherweise entdecke ich keine.

„Was zum Geier machen Sie da?", frage ich und muss daraufhin erneut husten, weil sich dieser verdammte Rauch aus irgendeinem unerfindlichen Grund nur in meine Richtung zu bewegen scheint.

Völlig unbeirrt atmet Ella tief und geräuschvoll ein und atmet daraufhin ganz langsam wieder aus. Na, die hat ja Nerven. Gestern noch eine tickende Bombe mit akuter Explosionsgefahr und heute die Ruhe in Person. Da versteh einer mal die Frauenwelt.

„Namaste, Alan. Wie schön, dass Sie da sind", sagt sie seelenruhig und in Einklang mit den seltsamen Meditationsklängen, die noch immer im Hintergrund vor sich hin surren.

Ehe ich etwas antworten kann, sagt sie weiterhin völlig gelassen: „Mmmm... Die Schwingungen sind gerade sehr gut. Ich spüre, wie sie meinen Körper beleben und meinen Geist befreien."

Verwirrt über die völlig ausgewechselte Ella, frage ich erneut: „Was zum Teufel faseln Sie denn da?"

Scheinbar scheint sie meine erneute Frage doch ein wenig aus der Ruhe zu bringen, da ihre Atmung nun einen genervten Unterton hat.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2019 ⏰

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